Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1937

/ Nr.4

- S.6

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.Amtsblatt Nr. 4

die Sprache hat einen näselnden Beiklang, die Kinder
schlafen mit offenem Munde, schnarchen, schlafen un
ruhig, fehen oft schlecht aus, klagen über Kopfschmerzen und häufig leidet auch die geistige Entwicklung. I n
anderen Fällen treten immer wieder Halsentzündungen
(rezidivierende Anginen) auf. Sind solche Erscheinungen
durch die Mandelvergrößerung bedingt, wird eine Behebung ohne operative Entfernung nicht zu umgehen
sein. Freilich entziehen sich die Kinder oft dem vorgeschlagenen operativen Eingriffe. Ein Aufenthalt am
Meere in den Ferien kann in solchen Fällen die Beschwerden bessern. Da die Fälle ohne Notwendigkeit
einer Behandlung in der Tabelle nicht aufgenommen
sind und bei einer großen Anzahl schon eine operative
Behandlung erfolgt ist, sind die diesbezüglichen Zahlen
verhältnismäßig gering. Entgegen anderen Beobachtungen ist auch hier ein Ueberwiegen der adenoiden Wucherungen bei den Mädchen vorzufinden, die diesfalls
gut 3 Prozent betragen.
I n Tvenigen Fällen kam es bei den Reihenuntersuchungen zur Feststellung von Nasendiphtherie. Manche
Eltern unterlassen die Beigiehung eines Arztes bei
Halsentzündungen, die sich später dann als Diphtheriefolgen darstellen. Bei Kindern, die eine länger dauernde eitrige, oft mit Blut untermischte Absonderung
aus der Nase, an den Nasenlöchern Hautschrunden, blutige, borkige Beläge und kleine oberflächliche Geschwüre
in der Nasen-, Lippen- oder Kinngegend aufweisen, besteht der Verdacht für das Vorliegen einer Nasendiphtherie.
Schulzahnklinik
Hier sei der in der Tabelle nicht aufgenommene zahlenmäßige Bericht der Schulzahnklinik eingefügt. Bei
den 787 zugewiesenen Kindern wurden 1802 Wurzelbehandlungen und 847 Amalgam- oder Silikat-Füllungen ausgeführt. 684 Zähne mußten gezogen werden.
313mal kam es zur Anwendung einer lokalen Betäubung, 11 Fälle wurden operativ (Zysten) behandelt,
bei 22 Fällen war die Aufnahme eines Röntgenbildes
notwendig. Aus diesen Zahlen ist deutlich die zahnerhaltende Behandlungsart zu ersehen. Ueber die Bedeutung der Schulzahnklinik, die unter der Leitung des
Vorstandes der Universitätszahnklinik steht, als Fürsorgeinstitut, wird noch bei anderer Gelegenheit ausführlich zu berichten sein. Herrn Prof. Dr. Bauer als
dem Leiter der Schulzahnklinik, dem behandelnden
Arzte und den Hilfskräften sei an dieser Stelle der besondere Dank ausgedrückt.
Lungenerkrankungen
Der Nachweis von Lungenerkrankungen macht bei
den Reihenuntersuchungen große Schwierigkeiten. Ergeben sich aus dem Fragebogen, aus den Beobachtungen der Lehrpersonen, aus dem Bericht der Iugendpflegerin, die die familiären Verhältnisse aus der bezirksweisen Versorgung gut kennt, im Verein mit dem
physikalischen Befunde nur geringe Anhaltspunkte für
das Vorliegen einer Lungenaffektion, wird die wei-

tere, durch Jahre hindurch gehende Beobachtung, die Untersuchung an der Fürsorgestelle. Klinik oder beim Svezialarzt veranlaßt. Einige Fälle konnten auf diese
Weise rechtzeitig der Heilstättenbehandlung zugeführt
werden. Fälle von offener Lungentuberkulose kommen
wohl meist infolge der schweren Lungenveränderung,
aber auch infolge der durchgreifenden schulärztlichen
Untersuchung kaum mehr zur Beobachtung. Kinder mit
solchen Erkrankungen sind natürlich vom Schulbesuche
ausgeschlossen. Fälle von Lungenerkrankungen sind
unter der Schuljugend häufiger als die Tabelle 1/5 sie
aufweist; hier sind nur die im Berichtsjahre beobachtungs- und behandlungsbedürftigen Fälle aufgenommen.
I n verschiedenen Fällen von Lungenerkrankungen, wie
auch von Herzerkrankungen meist organischer Natur, bestand die Notwendigkeit der Befreiung oder Schonung
vom Turn- und Schwimmunterrichte, die in solchen Fällen nach den Richtlinien des Erlasses des Bundesministeriums für Unterricht vom 31. Mai 1932, Zl. 9719, beantragt wird.
Sonstige Befunde
I n der Rubrik 1/6 scheinen außer den Fällen von
neu festgestellten organischen Herzfehlern einzelne Fälle
von Nierenerkrankungen, chirurgischer und Gelenkserkrankungen, Lähmungsrückstände, Fälle von Bettnässen,
Sprachstörungen und sonstige nervöse Störungen auf.
Bei einer Schülerin besteht eine schwere Diabetes (Zukkerkrankheit). Auch vereingelte Fälle von Krätze und
chronischen Hauterkrankungen sind darin enthalten.
Senk-. Platt-. Knickfuß
Fußgymnastik
Die stete Zunahme der Veränderung am Fußgewölbe
und an der Fußstellung im Sinne von Senk-, Plattund Knickfüßen, die in den Zahlen der Tabelle 1/7
allerdings nicht zum Ausdruck kommt, erfordert eine
erhöhte ärztliche Aufmerksamkeit. Hier sind nur die gerade behandlungsbedürftigen Fälle von Fußerkrankungen aufgenommen, viele sind bereits durch geeignete
Maßnahmen beeinflußt. Eine Zusammenstellung aus
früheren Jahren hat bei einem Viertel der Schulkinder
solche Futzveränderungen ergeben. Nach einzelnen deutschen Statistiken geht deren Zahl sogar bis zu 70 Prozent, in anderen Ländern wiederum sind diese Formveränderungen des Fußes selten.
Abgesehen von der traumatischen Entstehung der Fußveränderungen, wie etwa als Folge von Knöchel- und
Unterschenkelbrüchen und durch falsche Stellung und
Formveränderung der Beine bedingt, Ursachen, die hier
keine Berücksichtigung finden, wird der Senk-, Plattoder Knickfuß nicht selten durch eine überstandene Rachitis hervorgerufen. Diefe schafft ja eine allgemeine
Schwäche im Gewebebau. Auch Ueberlastung und eine
Ueberbeanspruchung des Fußes, wie etwa durch vieles
Stehen und Gehen auf hartem Stein- oder Betonboden,
wobei eine anlagemäßige Schwäche im Bau des Fußes
vorgezeichnet sein mag, auch eine unzweckmäßige Be-