Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1935

/ Nr.2

- S.12

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1935_Amtsblatt_02
Ausgaben dieses Jahres – 1935
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
12
gelassen wurden und dafür die Kinderzahl an der
Hauptschule mit einem Male gewaltig anstieg. So wurde
die Raumnot an den Hauvtschulen immer größer. Sie
erreichte ihren Höhepunkt im Schuljahr 1932/33. Damals besuchten 2138 Kinder in 56 Klassen die städtischen
Hauptschulen. Diese 56 Klassen waren auf folgende
Weise verteilt: Die Knabenhauvtschule in der Müllerstraße hatte 10 Klassen im eigenen Hause und 6 K l a s ^
sen in der Knabenvolksschule Hasvingerstraße. Die
Knabenhauptschule Leopoldstraße hatte ebenfalls zehn
Klassen im eigenen Hause und 3 K l assen in der Kna
benvolksschule Et. Nikolaus. Die Mädchenhauvtschule
Michael-Gaismayr-Straße hatte 10 Klassen im eigenen
Hause und 4 K l a s s e n in der Mädchenvolksschule
Fischergasse und die Mädchenhauptschule Dreiheiligen
hatte 7 Klassen im eigenen Hause, 3 K l a s s e n in der
Mädchenvolksschule Pradl und 3 K l a s s e n in der Mädchenvolksschule St. Nikolaus.
Aus dieser Zusammenstellung ergibt sich, daß die
4 Hauptschulen damals 19 K l a s s e n in verschiedenen
Volksschulen einquartieren mußten. Dies führte dazu,
daß im Schuljahre 1932/33 auch in den Volksschulen
kein Raum übrig blieb, ja es mußten in Pradl z w e i
K l a s s e n s o g a r i m D a c h b o d e n untergebracht
werden. Aber auch die bestehenden Hauptschulen waren
trotzdem noch überlastet. So mußte die Mädchenhauptschule Dreiheiligen zwei sogenannte Wanderklassen
führen, d. f. Klassen, die überhaupt kein eigenes Klassenzimmer besitzen, sondern von einer Stunde zur anderen das ganze Jahr hindurch abwechselnd solche
Klassen aufsuchen müssen, die durch den Unterricht in
Physik, Turnen oder Zeichnen vorübergehend ein bis

Amtsblatt Nr. 3
zwei Stunden freiwerden. Auch die Knabenhauvtschüle
Müllerstraße mußte wegen der dort untergebrachten
Fortbildungsschulen durch je drei Tage in der Woche
eine solche Wanderklasse einrichten. An der Mädchenhauptschule Dreiheiligen waren ein bis zwei Wanderklassen schon seit mehreren Jahren notwendig. Daß die
Wanderklassen häufig zu Disziplinschwierigkeiten führen und der Lehrkraft eine Unsumme von Nervenkraft
kosten, das wird auch der Nichtfachmann sich unschwer
ausdenken können.
Bei normaler Belastung fassen die vier bestehenden
Hauptschulen 33 K l a s s e n . I m Schuljahr 1932/33
waren aber 56 H a u p t s c h u l k l a s s e n , weshalb für
23 K l a s s e n zu wenig Raum war. I n der neuen
Hauptschule in Pradl ist Raum für 2 8 K I a s s e n vorgesehen, wobei aber auf Grund eines Beschlusses der
Vausektion 8 K l a s s e n für die allfällige Unterbringung einer Volksschule gedacht waren. Das zur Beleuchtung der Frage vom Standpunkt der Klassen- und
Schülerzahl.
Was nun die vorgesehene Einrichtung der neuen
Hauptschule in Pradl betrifft, darf nicht vergessen werden, daß das im Jahre 1927 in Kraft getretene Hauptschulgesetz weit höhere Anforderungen stellt als die
ehemalige Vüroerschule. So wurde die Knabenhandarbeit als Pflichtfach eingeführt und lehrplanmäßig
werden in diesem Gegenstande Papp-, Holz- und Metallarbeiten gefordert, wofür selbstverständlich eigene
Räume zur Verfügung stehen müssen. Das gleiche gilt
für die weibliche Handarbeit und insbesondere vom
hauswirtschaftlichen Unterricht für Mädchen. Diefer ist
ohne eine Schulküche mit den entsprechenden Nebenräumen überhaupt nicht möglich. Innsbruck ist die einzige Stadt in Tirol, in der mangels einer Schulbüche
an den Mädchenhauptschulen noch kein hauswirtschaftlicher Unterricht erteilt werden kann. Für alle diese Bedürfnisse mußte im Neubau Vorsorge getroffen werden.
Darüber hinaus ist aber jeder Raumluxus vermieden
worden, es sind viele Räume sogar sehr knapp bemessen. Aus dem Gesagten ergibt sich jedenfalls, daß der
Bau der Doppelhauptschule in Pradl vom pädagogischen
Standpunkte eine unbedingte Notwendigkeit war.
Uebrigens hat die wachsende Raumnot an der Vüraer>
schule den Gemeinderat von Innsbruck schon viel früher
beschäftigt. Sckwn im März 1918 wurde vom Gemeinderate der grundsätzliche Beschluß gefaßt, an den Neubau
einer zweiten Mädchenhauptschule zu schreiten, sobald
die Verhältnisse es erlauben. Bürgermeister Wilhelm
Greil hat gleichzeitig den Auftrag erteilt, einen geeigneten Bauplatz ausfindig zu machen. I m darauffolgenden
Jahrzehnt hat sich der Gemeinderat mit der Frage des
Sckulhausneubaues wiederholt befaßt, besonders eingehend aber seit dem sprunghaften, auf die Reformen
des Hauvtsckulgesetzes vom Jahre 1927 zurückzuführenden Anwachsen der Klassenzahl. Die Veratungen im
Gemeinderate und in seinen Ausschüssen wurden durch
die immer wiederkehrende und immer dringender aestellte Forderung der Bevölkerung und der Lehrerschaft,
der Raumnot an den städtischen Schulen endlich durch
Errichtung eines Schulhausneubaues zu steuern, vorwärtsgedrängt. Der Stadtschulrat hat durch Jahre in
stets stimmeneinhellig gefaßten Beschlüssen immer wieder auf die unhaltbaren Zustände an den Innsbrucker
Hauptsckulen hingewiesen und den Neubau einer Doppelhauptschule als unaufschiebbar bezeichnet. I m Jahre
1931 endlich, als die Entwicklung voraussehen ließ, daß