Innsbruck Informiert
Jg.2025
/ Nr.4
- S.4
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Gesamter Text dieser Seite:
Gemeinsam leben
lerweile ist Pradl mit 21.000 Einwohnern
der bevölkerungsreichste Stadtteil. Obwohl Pradl nach wie vor als klassischer
„Arbeiterstadtteil“ gilt, haben sich in den
letzten Jahren zunehmend Studierende in
Pradl niedergelassen.
Innsbruck in
zwanzig Kapiteln
Reichenau
Innsbruck ist mehr als nur Altstadt und Nordkette – die Stadt lebt durch
ihre vielfältigen Stadtteile, die alle eine eigene Geschichte erzählen. Diese
Übersicht zeigt die spannendsten Zahlen, historischen Wendepunkte und
überraschendsten Fakten über Innsbrucks Stadtteile – von der mittelalterlichen
Neustadt bis zum Olympischen Dorf. DJ
St. Nikolaus und Mariahilf
Dreiheiligen-Schlachthof
Sieglanger-Mentlberg
Die Ursprünge Innsbrucks lagen auf der
linken Innseite. St. Nikolaus war einst das
Herz der Stadt, bis der Marktplatz 1180 auf
die heutige Altstadtseite verlegt wurde.
Ursprünglich eine kleine Siedlung außerhalb der Stadtmauern, entwickelte sich
Dreiheiligen zum kreativen Stadtteil. Seinen Namen verdankt dieser Stadtteil unter anderem dem einst dort befindlichen
Schlachthof.
Im 17. Jahrhundert brachte Christoph
von Khuepach ein Gnadenbild der
"Schmerzhaften Gottesmutter Maria" nach
Mentlberg, woraufhin eine Kapelle errichtet wurde, die sich rasch zum Wallfahrtsort entwickelte. 1770 entstand der heutige Bau mit Fresken von Matthäus Günther.
Eine Wohnsiedlung entwickelte sich im
Bereich Mentlberg-Sieglanger jedoch erst
nach der Eingemeindung Wiltens im Jahr
1904.
Saggen
Innenstadt
Bereits kurze Zeit später, im Jahr 1281, wurde die „Neustadt“ urkundlich erwähnt. Sie
entstand entlang der wichtigen BrennerHandelsroute. Das Kloster Wilten gab die
„Gerichtsgewalt“ über das Gebiet ab und
erhielt im Gegenzug das Privileg, zollfrei
Wein aus Südtirol nach Wilten zu bringen –
und zwar jährlich so viel, wie 80 Pferde
tragen konnten!
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INNSBRUCK INFORMIERT
Der Saggen war
noch im 19. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt,
ehe er eines der
nobelsten Wohnviertel Innsbrucks
wurde. Der Stadtteil ist durch die
einzigartige Straßenstruktur der „Bischofsmütze“ geprägt,
die aus dem Verbauungsplan von 1886
stammt. Die Planung sah eine große
Hauptallee vor, die jedoch nie vollständig
umgesetzt wurde.
Bis ins 20. Jahrhundert war die Reichenau
ein Auwaldgebiet, das erst in jahrhundertelanger Bauernarbeit trockengelegt
wurde. Seit 2002 hat der Stadtteil eine negative Geburtenbilanz, aber einen wachsenden Anteil an Kindern.
Hungerburg
1927 beschloss die damals noch eigenständige Gemeinde Hötting den Bau einer Seilbahn auf das Hafelekar. Die erste
Teilstrecke Hungerburg–Seegrube wurde
1928, die zweite – Seegrube–Hafelekar –
kurz darauf eröffnet.
Österreich über eine mögliche Wiederabspaltung – die Mehrheit stimmte für den
Verbleib bei Innsbruck. 1961 begannen
die Bauarbeiten für das Olympische Dorf,
nach den Spielen 1964 zogen 689 Familien in die neuen Wohnblöcke.
Mühlau
Der Name Mühlau leitet sich von „Mülein“
ab – jahrhundertelang trieb der Mühlauer
Bach zahlreiche Mühlen und Schmieden
an.
Hötting
Amras
Das traditionell „rote“ Hötting war Ausgangspunkt der Höttinger Saalschlacht
von 1932. Eine NS-Kundgebung eskalierte
zu einer Massenschlägerei mit Kommunisten und dem Republikanischen Schutzbund. Ein SA-Mann wurde getötet, 38
Personen verletzt. Die NSDAP nutzte die
Gewalt für ihre Propaganda und gewann
in Tirol an Einfluss.
2020 lag das durchschnittliche Heiratsalter
in Amras deutlich über dem Stadtschnitt:
51 Jahre bei Männern, 49 bei Frauen.
Gewerbegebiet Rossau
Gewerbegebiet Mühlau/Arzl
Durch die direkte Bahnanbindung siedelten sich hier früh Betriebe an. Heute zählt
es zu den wichtigsten Gewerbegebieten
der Stadt.
Arzl
Der Name „Arzl“ stammt vom lateinischen
„arcella“ (Burg). Historische Überlieferungen belegen eine vorrömische Besiedlung –
eine frühere Burg dürfte sich auf dem
Scheiben- oder Spitzbichl befunden haben.
Pradl
Pradl war bis ins 19. Jahrhundert eine
landwirtschaftlich genutzte Wiese – daher auch der Name, der sich vom lateinischen „pratum“ (Wiese) oder „praedium“
(landwirtschaftliches Gut) herleitet. Mitt-
Einst ein Auwald, heute eines der größten Gewerbegebiete Innsbrucks mit 12,4
Beschäftigten pro Betrieb. 1979 entstand
aus einer Schottergrube der Badesee
Rossau.
Vill
Vill wurde 1251 erstmals als „villa Ville“
erwähnt. Das „villa“ steht dabei für „(eigenständige) Gemeinde“, was als frühe
Abgrenzung zum Nachbarort Igls gedeutet werden kann.
Igls
Bereits um 1650 wurde an einer schwefelhaltigen Quelle das sogenannte „Badhaus“ errichtet. Später entwickelte sich
Igls zum Luftkurort. Heute ist es ein beliebtes Ski- und Wandergebiet. DJ
Höttinger Au
1570 ließ Erzherzog Ferdinand II. ein Jagdrevier einzäunen – der Tiergarten diente
dem Adel als privates Jagdgebiet. Noch
heute erinnert die Tiergartenstraße daran.
Wilten
Hötting West
Der Legende nach wurde das Stift Wilten
vom Riesen Haymon gegründet. Nach
Fertigstellung trat er dem Kloster bei und
wurde darin beigesetzt.
Der Gießenbach versorgte bis in die
1960er-Jahre das Schwimmbad Höttinger
Au. Heute ist er im Untergrund, nur als
Lohbach in Hötting West sichtbar.
Olympisches Dorf
Einst als „Neu-Arzl“ bekannt, wurde das
Gebiet 1940 nach Innsbruck eingemeindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam
es in beiden Arzler Ortsteilen zur ersten Volksabstimmung im NachkriegsINNSBRUCK INFORMIERT
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