Innsbruck Informiert
Jg.2025
/ Nr.3
- S.6
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HER
© C. FORC
Die Kulturausgabenberichte geben Aufschluss
über die Vielfalt im Innsbrucker Kulturbetrieb.
ER
© A.STEINACK
Kulturmacherinnen
Anlässlich des Frauenschwerpunkts im März stellt Innsbruck informiert
fünf Frauen in den Mittelpunkt. Ihre Zuständigkeiten und Projekte
spiegeln die Vielfalt des Innsbrucker Kulturbetriebs wider.
I
m Oktober 2024 veröffentlichte das
Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport
(BMKÖS) einen umfassenden Gender Report für den Kunst- und Kulturbereich
(Quelle: bit.ly/3Xj3LEb). Darin wurde die
Verteilung der Geschlechter im institutionellen, professionellen und vom Bund bzw.
den Bundesländern geförderten Kunstund Kulturbereich untersucht. Es zeigte
sich: Im Kunst- und Kulturbereich arbeiten
zwar mehr Frauen als Männer (55 Prozent
zu 42 Prozent), Frauen verdienen jedoch
im Durchschnitt um 37 Prozent weniger als
ihre männlichen Kollegen. Je höher das Einkommen und je besser abgesichert der Job,
desto höher ist der Anteil der Männer. Gerechte Bezahlung und bessere Sichtbarkeit
von Frauen ist demnach im Kunst- und Kulturbereich ein großes Thema.
Ungleiches sichtbar machen
Ein erster Schritt hin zu mehr Gleichbe10
INNSBRUCK INFORMIERT
rechtigung von Frauen im Kulturbetrieb
wird von der Stadt Innsbruck mit dem
Kulturausgabenbericht getan. „Wir legen
mit dem detaillierten Kulturausgabenbericht nach dem LIKUS-System seit 2021
den verantwortungsvollen und transparenten Umgang mit dem Budget offen“,
hält Dr.in Isabelle Brandauer fest, die seit
fünf Jahren das städtische Kulturamt leitet: „Die Offenlegung ist für den gesamten Kulturbetrieb und die Kulturpolitik
insgesamt interessant, da sie als Grundlage und Entscheidungshilfe dient, aber
auch Ungleichheiten sichtbar macht.“ Die
Stadt Innsbruck hat 2023 für Kunst und
Kultur 7,4 Prozent der Gesamtausgaben,
also rund 39,5 Millionen Euro, ausgegeben. Damit liegt Innsbruck im Vergleich
zu anderen Landeshauptstädten vor
Salzburg auf Platz eins. Bei den Ausgaben pro EinwohnerIn liegt Innsbruck mit
296 Euro pro Kopf an dritter Stelle hinter
Salzburg und St. Pölten.
Gender Budgeting und Fair Pay
Darin werden mit der Darstellung des Gender Budgeting (Verteilung der finanziellen
Mittel zwischen den Geschlechtern) auch
die verfassungsrechtlichen Bestimmungen umgesetzt. Dafür werden die personenbezogenen Förderungen analysiert
und nach der Höhe der Förderung sowie
nach der Anzahl der Personen dargestellt.
2023 wurden insgesamt 256.171 Euro
(2022: 238.219 Euro) an personenbezogenen Kulturförderungen ausbezahlt.
Davon erhalten 41 Fördernehmerinnen
146.693 Euro und 55 Fördernehmer
109.478 Euro. Im Vergleich zum Vorjahr
2022 sanken die Anteile der Frauen, die
Förderungen erhielten, in allen Kategorien
mit Ausnahme von „Literatur“ und „Museen, Archive, Wissenschaft“.
Um Kultureinrichtungen zum einen bei
der Umsetzung von Fair-Pay-Maßnahmen
zu unterstützen, zum anderen als Teuerungsausgleich stellte die Stadt Innsbruck
2023 zusätzliche finanzielle Mittel in
Höhe von 268.285 Euro zur Verfügung. Die
höchste Teuerungsausgleich-Förderung
ging an „Kulturinitiativen, Zentren“ mit
56.302 Euro. Die größte Fair-Pay-Förderung
floss an die Kategorie „Darstellende Kunst“
mit 37.491 Euro. Mehr zu den Kulturausgaben im Detail unter www.innsbruck.gv.at/
kulturausgaben.
Frauen Bühnen geben
In der Stadtbibliothek Innsbruck sind
29 MitarbeiterInnen beschäftigt, davon
sind 21 Frauen. „Bei unseren über 200
Veranstaltungen legen wir großen Wert
darauf, dass wir gleich viele Frauen als
Vortragende haben wie Männer, das gelingt uns im Jahresschnitt“, sagt Bibliotheksleiterin Mag.a Christina Krenmayr:
„Auch beim Schulprogramm ‚Raumschiff
Bibliothek‘ setzen wir Schwerpunkte, indem wir Wissenschaftlerinnen – vor allem aus dem MINT-Bereich – wie die
Mathematikerin Ada Lovelace oder die
Paläontologin Mary Anning in den Fokus rücken.“ Im Literaturbetrieb werden
Autoren oft mehr wahrgenommen als
Autorinnen, daher sorgt auch hier die
Stadtbibliothek bewusst für einen ausgewogenen Buchbestand.
Auch in der bildenden Kunst müssen
junge Talente, besonders Frauen, sichtbarer gemacht werden. Das weiß auch
Mag.a Natalie Pedevilla, die Leiterin der
Galerie Plattform 6020. In der städtischen
Fördergalerie wurden von 2019 bis 2024
in insgesamt 35 Ausstellungen Werke von
170 Tiroler Kunstschaffenden gezeigt –
davon waren 91 Frauen und 79 Männer.
Bei den Kunstankäufen, die in der Galerie
Plattform 6020 seit 2019 gezeigt werden,
„Wie der Kulturausgabenbericht zeigt, unterstützt
die Stadt Innsbruck die vielfältige Kunst- und
Kulturszene – von den großen Einrichtungen bis hin
zur freien Kulturarbeit – österreichweit am besten.
Doch wir wissen auch, dass es im Kulturbetrieb in Sachen
Gleichberechtigung und Fair Pay noch viel zu tun gibt.“
Vizebürgermeister Georg Willi
wurden von 101 Kunstschaffenden Werke
angekauft. Davon waren 44 Frauen und 57
Männer.
Für gerechte Verteilung
Vereine und Initiativen spielen eine wesentliche Rolle für die freie Szene in der
Innsbrucker Kulturlandschaft und sorgen
für große Vielfalt. An 225 Vereine wurden
seitens der Stadt Innsbruck 2023 insgesamt rund 3,8 Millionen Euro an Förderungen ausbezahlt – die meisten davon
in der Kategorie „Musik“ (63 Vereine), gefolgt von der Kategorie „Darstellende
Kunst“ (39 Vereine) und „Kulturinitiativen, Zentren“ (35 Vereine).
105 Vereine in Innsbruck sind Mitglied der
Plattform Tiroler Kulturinitiativen (TKI). Die
TKI wurde 1989 gegründet und tritt unter
anderem für Verteilungs- und Geschlechtergerechtigkeit ein. Helene Schnitzer ist
seit 25 Jahren Geschäftsführerin der TKI
und betont: „Unser Verein versteht sich
als Netzwerk und Interessengemeinschaft
von 180 Kulturvereinen in Tirol. Wir verfügen über eine große Kenntnis der freien zeitgenössischen Kulturszene und wis-
sen um die Herausforderungen, aber auch
Potenziale dieses kulturellen Segments
bestens Bescheid.“ Die vertretenen kulturellen Genres reichen von regionalen und
urbanen Netzwerken, von „klassischen“
Kulturinitiativen bis zu jungen, subkulturellen Gruppierungen.
Prägende Festwochen
Seit zehn Jahren ist Eva-Maria Sens Teil der
Innsbrucker Festwochen der Alten Musik,
ein Festival, das weit über Tirols Grenzen
hinaus strahlt. Zunächst als Leiterin des
künstlerischen Betriebsbüros, anschließend als Betriebsdirektorin und seit 2023
als künstlerische Direktorin prägte sie
Innsbruck als Stadt und die Festwochen
selbst stark mit. Mit dem Cesti-Wettbewerb fördern die Festwochen die Jugend
und ermöglicht ihr, gemeinsam mit den
MeisterInnen ihres Fachs auf der Bühne zu
stehen. „Wer hält die Fäden in der Hand?“
ist das Motto der 49. Festwochen 2025. In
zwei Opernproduktionen wird heuer die
Geschichte der Ifigenia erzählt: die Geschichte um die Selbstermächtigung einer
Frau. AS
www.schuelerhilfe.at
Die Nachhilfe / 7x in Tirol
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