Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1958

/ Nr.4

- S.4

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1958_Amtsblatt_04
Ausgaben dieses Jahres – 1958
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 1

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

würde. Tatsächlich Halle der Staat seil Errichtung der
Franzensfeste in Südtirol leinen so gewalligen Großbau im biande inehr aufgeführt, Angesichts der ebenen
Gründe — bloß die leichte Erhebung auf dem soge^
nannten Kapuzinerhügel bildete eine Ausnahme
gab es kaum besondere technische Schwierigkeiten zu
überwinden. Ein einziges Gebäude, nämlich das
Khuensche Haus in Dreiheiligen, mußte dem Viaduktbau weichen. Wie aus der Ehronik verlautet, wurde
am 12. November 185!j mit der Anlieferung der
für den Bau vorgesehenen Menge von Quadersteinen
begonnen und am 26. November genannten Jahres
die Grundsteinlegung zum Viadultbau vorgenommen.
Auf den 1. J u l i 1856 fiel bereits die Fertigstellung
des letzten der 17? Bögen mit der llberbrückung der
Dreiheiligenstraße und der Erstellung der Eisentonstruttion bei der Überquerung der Museumftraße. Gegen 8 Uhr abends des 10. November 1858 sahen die
Innsbrncker in gespannter Aufregung den ersten
Eisenbahnzug der k. k. Nordtiroler Staatsbahn, von
Kufstein kommend, über den 1800 Meter langen
Viadukt einfahren, ein Ereignis, das nach Ablauf von
hundert I a h r e n eines Gedankens würdig ist.
Das vollbrachte Wert lies; an Stabilität nichts zu
wünschen übrig. Und doch mußten während des Ablaufs der folgenden Jahrzehnte immer wieder Erneuerungen vorgenommen werden. V i s zum Jahre I^M
lief der Vahnverkehr eingeleisig. Um diesen Zeitpunkt
wurde die Regung des zweiten Geleises auf der ganzen
Strecke Innsbruck-Wörgl zur Notwendigkeit. 1905 erfolgte die Verbreiterung des Viaduktes in der Nähe
des Hauptbahnhofes für ein drittes Geleise, und um
1910 kam noch der Van des Schleppgeleises von Dreiheiligen zum neuen Schlacht- und Viehhof im Saggen
dazu. Anläßlich der Umbauarbeiten im Verschubbereich des Innsbrucker Hauptbahuhofes, die 19A3 durchgeführt wurden, wurde auch die Erneuerung von 21
Viaduklbögen erforderlich. 19^5 fanden durchgehende
Verbesferungsarbeiten an dem Quader- und Bruchsteinmauerwerk des Viaduktes durch Einspritzen von
Zementmörtel statt. Mehrere durch Erschütterung,
Nässe- und Frostwirkung schadhaft gewordene Zicgel-

Nummer 4

gewölbe mußten durch Eisenbelongewölbe gänzlich
ersetzt werden. Veim Fliegerangriff oom >!!. Dezember l u l l erlitt der Viadukt, der sowohl uor als auch
nachher ein gar beliebtes Ziel der Bomben war, im
Zuge der Museumstraße starte Schäden, I n nenefler
Zeit wurden erst 1950 anführliche Isolierarbeilen ge
gen das Eindringen von Nässe in die Gewölbe ausgeführt.
Nach Fertigstellung des Viaduktes tagen die Bögen
durch einige Zeit leer, ein Znstand, den man sich heutzutage nicht mehr vorstellen kann. Das Auftreten der
ersten Wohnungsnot in Innsbruck aber zwang zur
Ausnutzung aller verfügbaren Nannnnöglichteilen.
Bereits 1870 waren Il6 Viaduklbögen zu Wohnungen
ausgebaut mit insgesamt 296 Personen. Ein Bogen
beherbergte allein vier Parteien mit 25 köpfen. I n
der Gemeinderatsfitzung vom 5. August 1878 wurde
die Erstellung von Wohnungen in den Viaduttdögen
aus gesundheitlichen Nücksichlen verboten. Um die
Jahrhundertwende wurden mehrere solcher Bögen zu
Ochsenställen ausgebaut, bis der Gemeiuderat im
Jahre 1904 auch dagegen einschritt. Die größere Anzahl war aber bereits damals zu Magazinzwecken in
Anspruch genommen. Nach dem ersten Weltkrieg trieb
die Wohnungsnot in Innsbruck ueuerdings eine Neihe
von Menschen, die sonst nirgends einen Unterschlupf
fanden, nnter den Viadukt.
Heute bergeu die 170 Bogen mit Ausnahme jener
elf, die im Zuge der neuerftaudenen Querstraßen zu
Passagen Verwendung fanden, lückenlos Magazine nnd
Werkstätten, mitunter aber auch Geschäflslotale von
angesehenen Innsbrncker Firmen mit einem überaus
regen wirtschaftlichen Leben. Kanin läßt die Gegend
noch ahnen, wie still es einst im Saggen war. bevor
vor nunmehr über 100 Jahren der erste Spatenstich
zum Bau des Viaduttes getan wurde. Nach der Meinung des Schreibers dieser Zeilen soll beim bevorstehenden hundertjährigen Bahnjnbilänm auch des
Vahnviadukles, der mit Innsbruck in nicht geringem
Maße schicksalhaft verbunden ist, nicht ganz vergessen
werden.
Wilhelm Eppacher

Oberamtsrat Qthmar Hastaba
Nach einem schweren Leiden verschied am 16. A p r i l
d. I . im 63. Lebensjahre Oberamtsrat Othmar Hastaba. Am 16. März 1922 in den städtischen Dienst getreten, war er durch viele Jahre im Armenamt und
Malritenamt tätig, übernahm 19."i9 die Leitung des
Bezugschein- uud Kartenausgabeamtes und führte,
stets verantwortungsbewußt, ab 194!i das städtische
Kriegsschädenamt. Seit 1945 als Leiter des Standesamtes eingesetzt, wurde der uunmehr Verstorbene insbesonders jenen Innsbruckern bekannt, die wegen
einer Matrikeleintragung zum Stadtmagistrat kamen.
I n dieser Zeil war Oberamlsrat Hastaba bestrebt, all
den Tausenden von Hochzeitspaaren aus dem I n - und
Ausland eine stimmungsvolle und würdige Z i u i l trauungsfeier zu bereiten. Der allzeit gefällige Beamte stellte seine Fachkraft auf dem Gebiete der Matritenführung auch der Schulung von jnngen Tiroler
Gemeindefekretären zur Verfügung. I n den Jahren

von 1946 bis 1950 machte er sich als Obmann der
Krantenfiirsorgeanstalt der städtischen Angestellten
verdient und leistete auch dein Innsbrucker Verschönerungsverein, dessen Ehreninitglied er war, wertvolle Mitarbeil. Für heimatliche Belange stets opferbereit, betätigte sich Oberamtsrat Hastaba neben anderen freiwilligen Dienstleistungen auch in alpiner
Hinsicht, indem er seinerzeit als Ansschußmiiglieo des
Österreichischen Touristentlubs. Sektion Innsbrnck.
durch einige Zeit die Fnnttion eines Wartes der
Peler-Anich-Hütte versah.
Von Sleinach a. Br. gebürlig. wo filli fein Vater als
Bahnbediensteter niedergelassen halte, absoloieile er
die Nealschnle in Innsbrnck. Es erschein! der Erwähnnng wert, daß der junge Hastaba ain Vormittag des
<9. M a i 19l5 matnrierte uud am Nachnn"tlag desselben Tages mit den Standschi"chen an die Fron! in den
Seltener Dolomiten gegen I t a l i e n zog. Später