Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.1

- S.45

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 2003_Innsbruck_informiert_01
Ausgaben dieses Jahres – 2003
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
der beschädigten Baulichkeiten (60
Prozent) lag Innsbruck nach Wiener
Neustadt (88 Prozent), Villach (85
Prozent) und Klagenfurt (69 Prozent)
an vierter Stelle der österreichischen
Städte.

Bau der Luftschutzstollen
Das NS-Regime reagierte auf die
ersten Luftangriffe mit verstärkter
Propaganda (Durchhalteparolen) gegen den „dämonischen Gegner", mit
vermehrter Einberufung 15- bis 17
jähriger Schüler zur Flak-Abwehr und
mit derVerlegung ganzer Schulklassen
auf das Land
(Kinderlandverschickung). Unmittelbar nach den Dezemberangriffen begann man überdies mit dem Bau von öffentlichen
Luftschutzstollen. Zwischen Jänner
1944 und dem Kriegsende Anfang Mai
1945 wurden im Rahmen des sogenannten
„Luftschutz-Führerprogramms" 21 öffentliche LS-Stollen initiiert und zum überwiegenden Teil
auch vorgetrieben; wesentlich durch
den Einsatz von Fremdarbeitern,
Zwangsarbeitern, Häftlingen und
Kriegsgefangenen.
Das Stollennetz erreichte im April
I 945 eine Länge von ca. 9 km und ein
Fassungsvermögen von beinahe
24.000 Personen. Es konnte damit etwa ein Drittel der in Innsbruck verbliebenen Bevölkerung - das waren
ca 70.000 Menschen (30.000 waren
nach den ersten Angriffen aus der
Stadt geflüchtet) - bombensicheren
Schutz bieten. Der längste Stollen ist
ca 1500 m lang und reicht vom Kirschental bis St. Nikolaus (Stollen Nr.
16, Innstraße). Von den 9 km Gesamtlänge sind ca 2,5 km in Fels freistehend, ca. 4 km ausgemauert oder
ausbetoniert; ca. 2,5 km wurden nur
gepölzt, also nur mit Holz abgestützt.
Errichtet wurden diese Stollen auf Initiative von Gauleiter Hofer als
Reichsverteidigungskommissar und

mit Genehmigung des LuftgaukommandosVII in München. Die Stadt fungierte im Auftrag des Reiches als Bauleiterin.

Verfall von Stollen
Die lediglich mit Holz gepölzten
Stollen und Stollenteile waren seit
Kriegsende einem stetigen zunehmenden Verfall ausgesetzt: Die Holzteile vermorschen. Vom nun frei liegenden Stollenfirst fällt Material zu
Boden. So „wandert" der Stollen in
Form von Hohlräumen nach oben.
Unter der Geländeoberfläche entstehen Kavernen, die eine gravierende Gefahr darstellen und letztlich
zum Einbruch des Bodens führen.

E

s war ein interessanter,vom
Leiter des Stadtarchivs DDr.
Lukas Morscher moderierter Abend, das Interesse besonders
von Seiten der Universität, der Politik und der Beamtenschaft groß, der
Plenarsaal des Rathauses mehr als
voll. Die Rede ist von der Präsentation des von ao. Univ.-Prof. Dr. Konrad Arnold herausgegebenen Buches
„Sanierung der Luftschutzstollen aus
dem Zweiten Weltkrieg - Das Beispiel Innsbruck.Von der Geschichte
zur rechtlichen und technischen
Problemlösung in der Gegenwart".
Unter den Ehrengästen u. a. auch
Universitätsrektor Dr. Hans Moser.
Landeshauptmann Dr. Herwig van
Staa und Bürgermeisterin Hilde
Zach betonten in ihren Ansprachen
die Bedeutung der in Angriff genommenen Stollensanierung und
lobten das Buch als beeindruckende
historische wie auch rechtliche und
technische Dokumentation.
In interessanten Referaten sprachen - untermalt von Lichtbildern ao.Univ.-Prof: Dr. Konrad A r n o l d
über die rechtliche Situation und

INNSBRUCK INFORMIERT - JÄNNER 2003

D

1954 stürzte ein Pferd auf einerWiese bei der Heuernte in einen eingebrochenen H o h l r a u m und konnte
nur mit Hilfe mehrerer Bauern gerettet werden. Eine trichterförmige
Bodensenkung schädigte ein Haus so
stark, dass es abgebrochen werden
musste. Dem Verfall der Stollen wurde über Jahrzehnte nur unzureichend
begegnet, das Problem wurde nicht
wirklich an der W u r z e l angefasst.

Geglückte
Stollensicherung
Die Wende kam erst gegen Ende der
90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Nachdem es 1998/99 neuerlich
(Fortsetzung auf Seite 22)
zum Gutachen, d e r H i s t o r i k e r
Dr. Horst Schreiber zum geschichtlichen Umfeld des Stollenbaus,
Dr. T h e o d o r Greiner (Stadt Innsbruck) zur technischen Problematik
der Innsbrucker Luftschutzstollen
und Ing. Martin Scheiber zur Sicherung der Stollen am Beispiel des Stollens Nr. 2 (Höttimger Au/Schererschlössl).
Dr. Horst Schreiber: „Letzten Endes mussten viele Innsbrucker, darunter fast die Hälfte Frauen und
nicht wenige Kinder, für die Folgen
der NS-Gewalthe rrschaft und die
Verbrechen des auch in Tirol fest
verwurzelten NS-Regimes In dem
von ihm mutwillig vom Zaun gebrochenen Vernichtungs- und Eroberungskrieg bitter bezahlen."
Das B u c h „ S a n i e r u n g d e r L u f t s c h u t z s t o l l e n aus d e m Z w e i t e n
W e l t k r i e g - Das Beispiel Innsbruck. Von der Geschichte zur
rechtlichen und technischen
P r o b l e m l ö s u n g in d e r G e g e n w a r t " ist i m S t u d i e n v e r l a g in d e r
Reihe d e r V e r ö f f e n t l i c h u n g e n des
Stadtarchivs erschienen. ( W W )

21