Innsbruck Informiert

Jg.2003

/ Nr.1

- S.44

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Innsbrucker Luftschutzstollen
Beispiel geglückter Vergangenheitsbewältigung
Obgleich die Luftangriffe der Royal An Force (RAF) auf deutsche Städte bereits 1940 begonnen hatten,
blieb die „ O s t m a r k " bis 1943 von
Lombardierungen verschont. D e r
Aus dem Stadtarchiv von
Ao. Univ.-Prof. Dr. Konrad Arnold
Grund hiefür lag vor allem in der Entfernung. Die zunächst nur von Groß-

Mcnschen im Stollen. Eindrucksvoll künstlerisch dargestellt vom Tiroler Maler Schwetz.
britannien aus operierenden Bomber
konnten die südlichen Reichsgebiete
nicht erreichen. Der Gau Tirol-Vorarlberg und die Donau-Reichsgaue
galten als „natürlicher Luftschutzkeller des Reiches". Effektiver passiver
Luftschutz wurde für dieses Gebiet
als überflüssig erachtet; der Bau von
Luftschutzstollen war sogar über Jahre verboten. So gab es auch in Inns-

bruck 1943 keine bombensicheren
Schutzräume. Von den ca. 102.000
Einwohnern der Stadt waren lediglich
ca. 27.265 in splitterschutzsicheren
Kellern unterzubringen. Der Rest von
ca. 75.000 Personen war - von behelfsmäßiger Unterbringung ohne
Splitterschutz abgesehen - überhaupt
ungeschützt.
1943 sollte sich die strategische Lage der „Ostmark", insbesondere auch
des Reichsgaues Tirol-Vorarlberg,
dramatisch ändern: Im Sommer dieses Jahres fassen dieAlliierten in Süditalien Fuß. Ihre von Foggia aus startenden Bomber können auch den Süden des Reiches anfliegen. Die Italiener wechseln das Bündnis. Daraufhin
beginnt die deutsche Wehrmacht mit
der Besetzung Italiens.Tirol wird zum
Aufmarschgebiet für deutsche Landtruppen. Die Brenn er-Eisen bahnstrecke ist die wichtigste Nachschublinie nach dem Süden. Nach den
ersten Angriffen auf die Bahnanlagen
in Trient und Bozen (2. September
1943) gerät auch das Gebiet nördlich
des Brenners, vornehmlich die Gauhauptstadt Innsbruck, ins Visier der
feindlichen Bomber.

Dezemberangriffe 1943
15. Dezember 1943 - 12 Uhr 30:
Die Innsbrucker sitzen an den Mittagstischen.Wie schon vorher so oft,
heulen die Sirenen - Fliegeralarm,
diesmal allerdings ohne Vorwarnung.
Weniger als zehn Minuten später sind
269 Menschen tot, viele Hunderte
verletzt, 1627 obdachlos, 45 Gebäude total zerstört und 295 teils schwerbeschädigt. In einem Gasthaus in W ü ten traf der Tod eine ganze HochZeitsgesellschaft.Am meisten betrof-

fen waren Wüten und die Innenstadt.
Die „United States A r m / A i r Forces"
(USAAF) hatten mit 48 B-17-Bombern („Flying Fortress"), eskortiert
von 39 P-38-Jägern („Lightning"),mit
dem Ziel der Zerstörung der Bahnanlagen in weniger als zwei Minuten
I 26 Tonnen Bomben über Innsbruck
abgeworfen. N u r vier Tage später,
Sonntag 19. Dezember 1943, wieder
um die Mittagszeit - die propagandistisch inszenierte Abschiedsfeier des
NS-Regimes am Landhausplatz für die
Toten der ersten Bombardierung war
gerade zu Ende gegangen - erfolgte
der zweite Angriff auf die Stadt.
Diesmal warfen über 70 B-17-Bomber in zwei Angriffswellen beinahe
tausend 250-kg-Bomben ab. Das Ergebnis waren insbesondere Z e r störungen in W ü t e n , am Haupt- und
am Westbahnhof.

19 weitere Luftangriffe
Fand der nächste Luftangriff auf
Innsbruck erst ein halbes Jahr später
statt (13. Juni 1944), so wurde die
Stadt in der Endphase des Krieges in
kürzesten Abständen von Bombardements heimgesucht. Zwischen 20.
O k t o b e r 1944 und 20. April 1945
(Hitlers Geburtstag) bombardierte
man die Stadt nicht weniger als 18
Mal. Der schwerste dieser Angriffe
erfolgte am 16, Dezember 1944 in
sechs Wellen mit 230 Tonnen abgeworfenen Bomben, davon 600
Sprengbomben, 45 Langzeitzünder
und I 2.000 Stabbrandbomben. Insgesamt wurden durch die 22 Angriffe
mehr als 500 Menschen getötet und
weit über 3000 Gebäude zerstört
oder zumindest beschädigt, davon
15.000 Wohnungen. Mit der Quote

HVci*

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INNSBRUCK INFORMIERT -JÄNNER 2003