Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.2

- S.5

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Nummer 2

Amtoblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

sich lediglich eine dünne gesunde Holzschicht von nur
mehr ^ - 5 ) » " ! ü , darunter ternfaules und modriges
holz oder gar nur ein Hohlraum. Einige Stämme
waren sogar so ausgehöhlt, daß ein oder zwei
Männer flehend darin Platz fanden. (5s ist wohl
llar, daß derartige Miniine tamil viel Wind- nnd
Schileedruck aushalten tonnen nnd daß es einem
glüälichm Unfall zu danken ist, das; nicht schon
früher einer zusammengebrochen war, wodurch ein
ilicht abzusehender Schaden hätte entstehen tonnen.
Alan wende nicht ein, das; 1tt(> Jahre noch kein
Alter für einen Baum sei. Dies mag für andere
Arten, etwa Eichen oder Linden gelten, nicht aber
für die schnellwüchsige Schwarzpappel, die schon mit
10(1 Jahren zu «ergreifen beginnt. Bereits im Jahre
1933 waren diese Schwarzpappeln so morsch, daß
sie zur Verleihung einer besseren Standfestigkeit
plombiert wurden, indem man die hohlen Stämme
mit Steinen ausfüllte und dann auszementierte.
Trotzdem war natürlich dadurch ein weiterer Verfall
der Balline nicht aufzuhalten, die Aushöhlung war
schon zu weit fortgeschritten, sie ging daher weiter,
die Plomben verloren an Halt, zerfielen und wurden
damit zwecklos. Eine neuerliche Plombierung hätte
erst recht keinen Erfolg mehr gehabt.
Dies also war nun das Ende einiger alter Bäume,
die sä on zu Andreas Hofers Zeiten von stattlichem
Wüchse waren. I n dem Stamm einer dieser Bäume
wurde eiue Gewehrkugel gefunden, welche wahrscheinlich im Jahre 180!) aus der (hegend BüchsenHausen in die Richtung der heutigen Karl-SchönherrStraße abgefeuert worden war.
I n diesem Zusammenhang erscheint es angebracht,
einiges über das Werden und Wesen non Alleebäumen zu erwähnen. Ein Naturbaum kann seine
Wuchsform nur entsprechend der ihm von der Natur
gegebeneu Möglichkeiten entwickeln, wobei Klima,
Standort und Umgebung maßgebend sind und eine
selbsttätige natürliche "-Auslese besorgen. Der Alleebäum hingegen wird in der Baumschule entsprechend
seinem späteren Verwendungszweck von Menschenhand gezogeil, er entsteht und wächst mehrmals oerschult, d. h. umgepflanzt, unter dein Schutz und der
"-Aufsicht des Fachmannes heran, bis er zur Auspflanzung reif ist. Dann wird er in eiue, vorbereitete
Pflanzgrube mit bester Gartenerde gesetzt, au einem
Pfahl angepflockt und mit einer Baumscheibe versehen. M e r auch späterhin bedarf er als wachsender
"-Alleebaum der pflegenden Hand des Menschen. Dadurch uämlich, daß so eiu Baum ganz anderen

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Umwelteinflüssen ausgesetzt ist und andere Aufgaben
zu erfüllen hat wie ein Naturbaum, ist er auch
anderen Wachstumsverhällnissen unterworfen. A l s
Schat enspender oder als Zierde eintöniger Straßen»
zi"lge oder -Anlagen, in verkehrstechnischer Hinsicht
zur Trennung von Gehweg und Straße, schließlich
durch seine Sauerstosfansatmnng zur Luftoerbesserung
der Großstadt fallen ihm verschiedene Ausgaben zn.
A l s größerer Baum durch seinen oft engen Stand
und die benachbarten Hänser in seinem natürlichen
Wachstum behindert, entwickelt er jedoch oft Ge»
bilde, wie sie in der freien Natur nicht vorkommen.
Es bildeil sich nämlich Kronenformell aus, die im
Kampf um Licht uud Naum unnatürlich dicht in
die Höhe treibeil und die uutereu Partien verkahlen
lassen. Die damit entstehende Gefahr des W i n d - und
Schneebruches trägt dann dazu bei, daß diese Bäume
von Zeit zu Zeit ausgelichtet oder stark zurückgeschnitten (verjüngt, wie der Fachausdruck heißt)
werden müssen. Dies muß besonders dann geschehen,
wenn der Baum längere Zeit ohne Pflege geblieben
war. I n diesem Zustande befinden sich fast alle Bäume
Innsbrucks, welche aus zeitbedingten Gründen seit
etwa 15 Jahren im Gegensatz zu vorher nicht mehr
zurückgeschnitten wurden. Um so dringlicher ist es,
dieses Versäumnis, soweit es noch möglich ist, nachzuholen, ehe zu große Schäden entstehen, die dann
zwingen, die Bäume zur Gänze zu entfernen. Dieser
nun vielfach durchgeführte Schnitt vermag zweifellos
für die ersten zwei Jahre keinen schönen "Anblick zu
geben, er ist aber zur Erhaltung der Bäume nicht zu
vermeiden, er wird an allen Alleebäumen in allen
Städten der Welt durchgeführt, wie auch seinerzeit
in Innsbruck, speziell fast überall im Saggen. Derartige Maßnahmen sind aber nicht nur im Interesse
der Bäume selbst notwendig, sondern auch der Bewohner der benachbarten Häuser, die oftmals infolge
der starken Beschattung im Sommer selbst tagsüber
Licht brennen müssen nnd deren Wohnungen feucht
werden.
Das Leben in der Natur ist ein ständiges Kommen
und Gehen. Viele Bäume mußten nun entfernt
werden, die im Lanfe der letzten 15 Jahre altersschwach geworden und verdorrt waren, manche sind
dell Vomben oder ihren Splittern zum Opfer gefallen. Diese stehen zu lassen wäre ilicht nur falsche
Rücksichtnahme, sondern vielfach auch gefährlich gewesen, ihre Beseitigung schafft Platz für die Neupflanzung von jungen Bäumen.

Die Geschichte der Gilmschule*)
Von Will). Eppachcr

Eherwr das Schulgebäude mit der gotischeil Fas
fade i l l der Gilmslraße erstellen konnte, verging zu
*) Die Daten ontstmmnen einzcllien Aufzeichnung!! im
Stadtnrchiu sowie der von den Keilern der Gilmschule übersichtlich und ordentlich liefillirt^l Schulchrouil oon l»".»tt dio
heute.

mindest ein halbes Jahrhundert mit Überlegungen.
""Allssprachen und Schreibereien zwischen der Leitung
der Volksschule (damals Musterhauptschule genannt»,
der Sladtoerwaltuug, der Pfarrei S t . Jakob, der
Slatthalterei und dem Ministerium für Kultus und
Unterricht. "Aber die Leitung der Schule, untergebracht seit I?l>tt im Proä"schen Hause in der .Niebachgasse, drängte in steigendem Maße und mit allen