Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.2

- S.6

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1950_Amtsblatt_02
Ausgaben dieses Jahres – 1950
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 6

Amtoblatt der ^andcohaliptst^dt I

erdenklichen Mitteln, sich aus den allzu engen Verhältnissen, in die sie schon seit vielen Jahrzehnten
hineingepreßt war, herauszuwinden. Zwar sah man
allerorts die Notwendigkeit ein, um aber dem scheinbar gefürchteten Neubau auszuweichen, suchte und
fand man immer wieder Ausflüchte. M a n scheute
sich sogar nicht, die Unterbringung der neu zu errichtenden Schule im Vürgerspital, in der Fleischbank oder im Goldenen Dachlgebäude vorzuschlagen,
ja selbst das Ursulinenkloster und einzelne PrivatHäuser wurden dafür in das Auge gefaßt; man wollte
sich unbedingt ein größeres finanzielles Opfer, das
ein Schulhausneubau erfordert, ersparen. Der energische Priester und Musterhauptschuldirektor, Josef
Mösmer, hat es verstanden, den von ihm vertretenen Schulhausueubau in Wort und Schrift als eines
der dringendsten Bedürfnisse der Bürger dieser Stadt
hinzustellen und den langwierigen Diskussionen endlich ein Halt zu gebieten. I n der Sitzung vom 13. April
1866 beschloß die Stadtverwaltung, für das Gebiet
der Pfarre St. Jakob eine eigene Pfarrschule zu errichten. (5s verging ein Jahr, bis der Baugrund, der
den Erben nach Franz Grast gehörte und an dem
Hause in der Angerzeil Nr. 598 lag — so hieß zur
damaligen Zeit noch die Gegend der heutigen Gilmnnd Erlerstraße — gefunden ward. Der städt. Bau-inspizient Alois Lindenthaler wurde beauftragt, unter
Benutzung der eingelaufenen Projekte ein neues auszuarbeiten, das dann auch angenommen wurde. Nach"
dem die nötigen Vorarbeiten durchgeführt waren,
wurde der Bau am 30. Dezember 1867 ausgeschrie»
ben uno bei der am 16. Jänner 1868 stattgefundenen Offertuerhandlnng dem Baumeister Jakob Norer
zur Ausführung übergeben. Dieser führte den großen
und schönen Bau in den Monaten, die zwischen dem
Frühjahr 1868 und J u l i 1869 liegen, der Vollendung entgegen.
Die Stadtgemeinde Innsbruck hatte nun das Glück,
im Zentrum der Stadt ein würdiges Schulhaus zu
besitzen, das über 10 Lehrsäle, einen Betsaal mit
Sakristei, eine Direktionskanzlei, ein Lehr- und Konferenzzimmer sowie eine Schuldienerwohnung verfügte, mithin 17 Lokalitäten nmfaßte. Die Baukosten
beìiefen sich auf über 40.000 Gulden. A m 11. Ottober 1869 wurde der neue Bau als „Volksschule in
der Angerzellgasse" getauft und mit fünf KnabenKlassen eröffnet. 256 Schiller weist die Statistik dieser neuen Schule auf; als erster Direktor zeichnete
Vinzeuz M u r r . A m 14. M a i 1869 hatte das neue
Neichsvolksschnlgesetz die kaiserliche Sanktion erhalten. Die Stadt Innsbruck hatte somit als eine der
ersten der österreichischen Städte die Gelegenheit, die
neue Schule sogleich nach den Grundsätzen des neuen
Gesetzes zu organisieren. Welche Bedeutung man damals dem Erstehen der Anstalt entgegentrug, beweist
wohl am besten das Interesse des Kaisers Franz
Josef, der am 4, Jänner 187l die Schule mit seinem
Besuche beehrte, die Lokalitäten besichtigte, mit der
Lehrerschaft sprach, in der 4. uud 5. Klasse eine kurze
Prüfung aus oer Geographie uud Geschichte vor
nahm und sich schließlich in das Gedenkbuch der Anstalt eintrug. M i l der Taufe der (bilmstraße im Jahre
1873 erhielt die Schule die noch gegenwärtig ver
wendete Bezeichnung „Knabenvolksschule Gilmstraße".

Nummer 2

b. R e s t a u r i e r u n g e n und ^ » b a u t e n .
Zu erwähnen sind auch die in späterer Zeit erfolg"
ten Nestaurieruugeu und Zubauten .- I m Jahre 1894 95
wnrde das Gebäude eiuer gründlichen Verbesserung
unterzogen; 1902 erhielt es eine neue Heizungsanlage; Nenovierungen wurden auch 1904 durchgeführt.
I m Laufe des Monats Februar 1919 wurde in allen
Nämnen die elektrische Beleuchtung installiert. I n der
Gemeinderatssitzung am 12. Jänner 1920 wurde der
Umbau der Schulkapelle in zwei weitere Lehrzimmer
und zugleich die Errichtung zweier Kabinette zur
Unterbringung von Lehrmitteln und Bücherei beschlossen; die entsprechenden Arbeiten wurden dann
im Sommer durchgeführt. Der letzte Schulgottesdienst
wurde in der Schulkapelle am 25. Jänner 1920 abgehalten. Von jener Zeit an war die Spitalskirche
und iu neuerer Zeit die St. Iosefstirche für deu
Schulgottesdienst bestimmt. Bald nach dein ersten
Weltkrieg erhielt die Schnle zur Ausgestaltung des
Turnunterrichtes schwedische Leitern; der Gemeinderat bewilligte dafür den Betrag von 1,600.000 Kronen.
1927 wnrde vom städt. Banamte die hauofassade gegen
Süden erneuert, die Steine frisch gemeißelt und
durch Malermeister Hummel der grüne Anstrich durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit mußte leidei auch die Uhr
samt Zifferblatt von der Höhe der Zinnen verschwin»
den. Anläßlich dieser Neuouierungsarbeiteu veröffentlichte Hirschberger (Ps. für Herman Schwaighofer)
in den „Innsbrucker Nachrichten" vom 18. 8. 1927
einen Aufsatz, betitelt „ V o n der Innsbrucker Gilm
schule". A m 3. Februar 1928 wurde vom Gemeinde
rate die Banbewilligung für eine Turnhalle im Hofe
der Gilmschule, der auch ein Schulbrausebad hätte
angegliedert werden sollen, erteilt. Den damaligen
Beschlüssen folgten heftige Parteikontroversen in der
Innsbrucker Presse und die Schulleitung beklagt
heute noch das Fehlen der umstrittenen Schuleinrichtungen. I m Sommer 1929 wurde die rückwärtige
Seite des Schulgebäudes ausgebessert und gelo gestrichen. Ende A p r i l 1931 wurde im Heizraum der
neue Heizkessel aufgestellt. Infolge eines Nohrbruches
eutstaud am 25. Februar 1943 ein nicht nnbeträchtlicher Schaden. Von 1946 bis 1947 werden die durch
Kriegseinwirkungen erfolgten Schäden behoben; die
Fenster, die fast zur Oäuze mit Karton oder Brettern verschlagen waren, winden verglast; aller Kriegsschmntz war wieder verschwunden, das ganze Haus
wnrde während der Ferien neu ausgemalt. I n der
Nacht vom lì. ans 7. Jänner 1949 brach, infolge
eines Defektes im Luftschacht, ein Brand aus, der
im 2. und 3. Stockwerke einigen Schaden verursachte.
Von der Stadtgärtuerei wnrde der Schulhof mit
Ziersträuchen bepflanzt, neuplauiert und mit seinem
Kies belegt; die Nandbeete erhielten einen Drahtzauu. Ab" 15. Oktober 19 19 stand das Schulgebäude,
einschließlich Turnraum, wo neue Geräte aufmontiert
wurdeu, sauber uud einladend wieder da, gerade
als ob es von Elementen und !>>rie^en nie berührt
worden wäre.

(. Unterbringung von (Hastschulen.
Obwohl die "Anstalt voll und ^anz durch den Be»
trieb der i>xi,abenvollvschule in Anspruch genommen
wird, waren in ihren Nänmen vielfach auch ver-