Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.7

- S.5

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Nummer 7

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

gen, die in der Folge des ^ohn Preis A
vorgeiloninien lverden, Ttellnng. S M . D r . Kunst
trat dafür ein, daß bei den erhöhten Schnlgeldern der
städtischen "vtnsitschnle in Härtefällen Ansnahmen zu
ge»."ähren sind. Bgm, Tlellv. Flöckinger sprach sich
dafür ans, dir geplanle Erhöhung der Miete für den
Sportplatz Wilten West von der Tagesordnnng abzn
setzen nnd erst zn behandeln, wenn der Platz fertig
ausgebanl ist.
Schließlich wnrde die Vorlage über eine Erhöhung
der ^iiele für den Sportplatz Willen West von der

Seite 5

Tagesordnung vorläufig abgesetzt, die (Gebühren für
die Kindergärten umrden anf Vorschlag des Finanzansschnsses wegen des geringen Ertrages übevhanpt
gestrichen.
Die Vorschläge fiir die Erhöhung der Schulgelder
für die städtische Mnsit"schnle, der llnlersuchnngsge
bühren des städtischen Marktamtes nnd der Vcrpslegst"osten des städtischen Tanatoriums wurden gegen die Stimme des (^N. Pettauer angenommen.
Die Tilning endele nach ziveislündiger Daner.

Die kleine Sill
SwatÄbibliothekar D r . Hans W i e s e r.
r richtige Innsbrucker w i r d sich noch gut daran erinnern, wie vor den BombeNk"atästrovhen des
Weiten Weltkrieges neben dein »nächtigen, grünen
I n n und der bescheideneren munteren S i l l sich ein
dritter Wasscrlauf durch das Stadtgebiet hinzog, eben
der S i l l t a n a l oder die k l e i n e S i l l , wie er in den
alten Zeiten gewöhnlich genannt Wnrde. Kleine S i l l
hieß er, weil er eine künstliche Abzweigung der natürlichen großen S i l l darstellte.
A m Fuße des Berg I s e l nahm dieser Wasserarm
denn großen Stauwehr des Sillfalles seine:: Anfang,
mn dann geruhsam am uralten Kloster Wilten vorbei seinen Lauf durch die Stadt zu nehmen. Anf lange
Strecken offen, Hänser, Villen nnd Gärten in seiner
Oberfläche spiegelnd, dann wieder in einer Karstlandschaft unter den: Boden verschwindend unter
Häuserblocks und unter Straßenzügen hindurch. Aber
nicht müßig und als bloße Verschönerung des Stadtbildes zog er seine Bahn. Nach dem Willen seines Erbauers, Herzog Meinhards I I . , hatte er vielmehr
ernste Aufgaben zn erfüllen. Nach dem verheerende!:
Brande der Stadt Innsbruck :m Jahre 12!)2 war er
angelegt worden, um die nötigen Wasscrmcngen zur
Bekämpfung weiterer Brände zu liefern, mn die Nitschen, wie man die damalige Kanalisation nannte,
mit Wasser zu versorgeu und nicht zuletzt auch, um
verschiedene Mühlen nnd ähnliche technische Anlagen
mit Kraft zn speisen. Die meisten dieser (^ebände sind
freilich im Laufe der Jahrhunderte längst verschwuu
den oder umgebaut worden. Nnr ein oder das andere,
wie etnia die alte Stiftsmühle in Wilten, stehen noch
hente.
Daneben Hal der S M a n a l aber bi^ in misere ^age
auch modernen technischen Betrieben die nötige Kraft
geliefert. Wen hat nicht in früher Ingend das mäch
tige Nah der Hiblerischen ^eigent"affeeinühle in seinen
Bann gezogen, welches in gemächlichem Takte die
breiten schaufeln in die glitzernden Wellen tauchte,
oder ^in Paar Schritte davon das bedeutend kleinere
Rad der Holzhammerifchen mechanischen Werkstätte,
das sich viel geschäftiger drehte nnd dabei einen
Sprühregen Perlender Wasserlröpfchen in die !^nft
schleuderle. Ein unvergeßliches Schauspiel für jedes
echte Bubenherz!
B o i : der Adamgasse abwärts trat der Lanf der klei
uen S i l l dann vor allein recht annmlig im Ttraßen

bi>ld Innsbrucks hervor. Gleich hinter der Hiblerischen Mühle, unter den massigen Ziushäusern sich
bergend, tauchte er in der Mciuhardstraße — die ja
bekanntlich nach den: Erbauer des Kanals ihren Namen trägt — wieder ans volle Tageslicht nnd führte
seine Wasser, leise plätschernd und murmelnd, zwischen den grünen Hecken und Gärten und den: frischen
Laubdach einer Akazienallee munter dahin. Was gab
es da oft fiir ein Hallo, wenn es bei niedrigem Wasserstand einen: Gassenbuben gelang, hier gleichsam
mitten in der Stadt m i t bloßen Händen eine richtige
Forelle ans Land zu befördern und mit seiner Beute
stolz heunzuzieheu. Selbst vorbeihastende Passanten
wurden durch einen solchen ungewohnten Aublick fiir
kurze Zeit ucngicrig angezogen. Hier i n >der M e i n hardstraße „tanktet:" auch oft an eigens angelegten
Abzapsstellen die großen motorisierte!: Sprengwagen
die nötige Wassermenge für ihre wohltätigen Fahrten dnrch die verstaubten Straße:: der Stadt. Das geschah noch bis in die Drcißigerjahre unseres Iahrhuu>derts. E i n ausgesprochener Hilfsdienst des mittelalterlichen Bauwerkes für die moderne Zeit! Hinter der
Museumstraße änderte der Sillkanal wie mit einem
Schlage sein B i l d . Eingezwängt durch" das Stauwehr
der eHemaligen Bau"rischen Fabrik und eng aneinander gedrängte Hausmauern tobte er förmlich wie ein
Wildbach durch eine Schlucht tosend dahin. Hochauf
schlugen weißgischtende Wogen. Erst zwischen den anstoßenden (Härten alter Vorstadthänser beruhigte er
sich dann allmählich wieder und zog uutcr den: bekannten „Daser B r ü g g l " in der Üniversitätsstraße
friedsam seine Bahn weiter dnrch die Kohlstatt, einen
zweiten A r m für ehemalige, nnn längst vergessene
Fischteiche oder für irgend einen mechanischen Kleinbetrieb abzweigend. Endlich etwas unterhalb des
Marimilianischen Zenghanses führte er seine Wasser
dann wieder in die große T i l l zurück. (Gerade dieser
^andschaftspnntt wirkte ungemein malerisch, fast loie
ans einem alten B i l d geschnitten. Die feine Kontur
des alten Hauses, umgeben voi: hohcu, mächtigen
Laubbäumen, im Vordergrund der breit dahinströmende Tillfluß, verstärkt durch den rasch einbiegenden Nebenarm. Nnr wenige Städte werden ähnlich
hübsche Szenerien zn bieten haben.
Überhaupt kam: man feststellen, daß für jeden unbefangenen Beschaner die kleine S i l l eine nngemein