Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1949

/ Nr.5

- S.2

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Amtsblatt dcr ^andcohauptstadt

nen Bürgern diese Ruhe, diese Sicherheit und dieses
Wohl zn verschaffen. Unsere Aufgabe liegt nicht ans
dem Gebiete der hohen Politik, sondern in der umsich
tigen Verwaltung des gnten Familienvaters, der für
die Seinen in jeder Hinsicht sorgt,
Voi: diesen Absichten beseelt, versuchen Sie und wir
gemeinsam, auch mit Hilfe der Beziehungen von Stadt
zu Stadt, zu einer immer festeren Verbundenheit
zwischen Ihren und unseren Bürgern und zu cincin
gegenseitigen Verständnis der beiderseitigen Intcrcs
sen nnd Bedürfnisse beizutragen.
Viele Ihrer Bürger kennen und besucheil unsere
Stadt, sowie unsere Bürger die Ihre, mit der sie nicht
nur durch Geschäftsinteressen, sondern auch durch verwandtschaftliche Bande verbunden sind. Auch das ist
ein Grund, weshalb unsere gutnachbarlichen Beziehungen so besonders herzlich sind, wozu sich noch gesellt, daß beide Städte von jeher einen gemeinsamen
Nenner besaßen, nämlich gute Europäer zu sein. Als
solche haben sie ein gemeinsames geistiges Gut nnd
ein gemeinsames Interesse zn wahren.
Ich bin überzeugt, daß die Frage der Optionen, an
welcher Innsbrnck ebenso interessiert ist wie Bozen,
da Einwohner Innsbrucks nm die Wicdcrcrwcrbung
der italienischen Staatsbürgerschaft angesucht habeu,
diejenige Lösung finden wird, welche allen Gutgesinnten die Regelung ihrer Lage verschaffen wird, auf die
sie menschlich einen Ansprnch haben.
Die Brennergrenze, wie sollst jede andere Staatsgrenze, dürfte in dem heutigen Europa, das nacb
Einigung strebt, kein Trermungselcment mehr bilden,
fonderli einen Berührungspunkt, in unserem Falle
eine verbindende Brücke des Verständnisses zwischen
dem Norden und dein Süden. I n einem Zeitalter, in
dem die Technik sich mit Riesenschritten entwickelt, ist
es undenkbar, daß Grenzen noch länger Barrieren
uud Hindernisse für hie Frcientfaltung der menschlichen Tätigkeit darstellen können.
I n diesen: Sinne erneuere ich Ihnen, Herr Bürgermeister, nnd allen hier anwesenden Gästen von
ganzem Herzen den WiWommensgrnß der Stadt Bozen nnd spreche die Hoffnung ans^ daß I h r Aufenthalt in nnscrer Stadt Sie befriedigen und dazu die
neu, möge, die herzlichen Beziehungen, die fo glücklich
begonnen haben, immer mehr zu verstärken. Ich hebe
das Glas anf das Wohl unserer beiden Städte."
Bürgermeister D r . M e I z c r von Innsbruck antwortete in deutscher und wiederholte in italienischer
Sprache:
„Herr Bürgermeister! Meine Herren!
Zunächst danke Ich Ihnen für die ergangene Einladung zum Besuche dieser Stadt. Wir sind dieser Einladung ganz besonders gerne gefolgt, denn für jeden
Innsbrucker ist der sonnige Süden das Ziel seiner
Sehnsucht.
Seit Ihrem Besuch in Innsbruck können wir in
den Beziehungen zwischen Nord- und Südtirol er-

I

freulicherweise zwei wesentliche Fortschritte feststellen.
Einerseits den Abschlnß des Wirtschaftsabkommens,
das eiuen Teil der i n P a r i s g et r o f fe u e n V e re i n b a r u n g c n verwirklicht uud anderseits die
Nachricht, daß in wenigen Monaten der R e i s e o e rt e h r zwischen Innsbruck nnd Bozen wird ohne
bürokratische Schwierigkeiten, und ohne Visnm durchgeführt werden können. Wenngleich das Wirtschaftsabkommen vorläufig nnr einen geringen Umfang ans
weist, so ist es doch ein wichtiger erster Schritt nnd
die Erlcichtcrnng des Reiseverkehrs ist gcradezn der
Schlußsteiu einer Entwicklung. Es ist besonders erfrcnlich, daß gerade die Brennergrcnzc diejenige
Grenze ist, die nns Österreichern als erste diese Erleichterung bietet.
Damit erweist sich wiederum, daß der B r e n n e rp a ß dazn bestimmt ist, N o r d u n d S ü d nicht
zn t r e n n e n, s o n d e r n z u v e r b i n d e n . Unsere
Aufgabe, die Anfgabe der beiden Städte Innsbruck
uud Bozen, wird es sein, diese Verbindung möglichst
eng uud fruchtbar zu gestalten.
Ein weiteres Ergebnis hat sich feit Ihrem Aufenthalte in Innsbrnck abgespielt: die Errichtung nnd die
Wahl des P r o v i n z i a l l a n d t a ges. Dadurch
wurde in Ihrem Lande eine Einrichtung geschaffen,
die dem in Innsbruck tagenden Landtag ähnlich ist
und einer jahrhundertealten gemeinsamen Tradition
dicfes Landes entspricht. Anch dies ist ein Beitrag,
der nnr dazn dienen kann, das gegenseitige Verständnis zu verstärken.
Alle diese erfreulichen Entwicklungen gebeu nns die
Hoffnung, daß anch das s c h w i e r i g s t e P r o b l e m , das uns noch zu lösen bevorsteht, eine befriedigende Erledigung finden möge. Das Problem, d i e
S ü d t i r o l e r , die dnrch das Zwischen Hitler nnd
Mussolini getroffene Abkommen in alle Welt zerstreut wurden, w i e d e r i n i h r e H e i m a t zurück z n f ü h r e n. Viele davon warten in den Mauern Innsbrucks, um wieder Bürger von Bozen zu
werden. Ich bitte Sie, diesen allen Ihren Schutz, I h r
Wohlwollen und Ihre Hilfe zuteil werden zn lassen.
I n diesem Sinne möchte ich den Wunsch zum Ausdruck bringen, daß das heutige freundschaftliche Zusammcnsein der Vertreter der Städte Bozen und
Innsbruck ciu Symbol sein möge für die freundschaftliche Zusammenarbeit von Südtirol uud Nordtirol,
für die friedlichen und von gegenseitiger Achtung getragenen Be".k"lmnqcn zwischen Italien nnd Österreich.
Ich erhebe daher mein l^lac, mit d^in Dan! für
Ihre herzliche Anfnahme und spreche Ihnen und den
Bewohnern der Stadt Bozen die besten Wünsche für
I h r Gedeihen nnd I h r Wohlergehen aus."