Innsbruck Informiert

Jg.2025

/ Nr.3

- S.22

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Stadtgeschichte

„Bitte lächeln!“ –
Foto Margit und Much Heiss

Ausstellung

Die Ausstellung „Bitte lächeln!“ im Stadtarchiv/Stadtmuseum in der Badgasse 2
zeigt bis 16. April über 1.200 Fotos aus
den Beständen von Vater Much Heiss und
seiner Tochter Margit Oberhaidinger.

Die Ausstellung „Bitte lächeln!“ im Stadtmuseum/Stadtarchiv Innsbruck
zeigt bis Mitte April zwei völlig verschiedene Bestände aus der Tiroler
Fotografiegeschichte, die jedoch durch ihr familiäres Band eng
zusammengehören.

Öffnungszeiten:
Montag–Freitag 9.00–17.00 Uhr
Speziell für Schulen und SeniorInnen
gibt es eigene Führungen; bei Interesse
melden Sie sich bitte per E-Mail unter
post.stadtarchiv@innsbruck.gv.at oder
telefonisch +43 512/5360 1400

von Niko Hofinger, Tobias Rettenbacher und Renate Ursprunger

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM INNSBRUCK (4)

Der gut gelaunte Sohn crasht das Foto mit
seiner Mama .

Urban Gardening in der Zwischenkriegszeit

V

ater Michael „Much“ Heiss marschierte in der Zwischenkriegszeit
als Landschaftsfotograf durch Tirol
und fotografierte mit der Plattenkamera
Berge und Täler für den Vertrieb in seinem
Ansichtskartenverlag. Die Aufnahmen waren handwerklich perfekt und dokumentierten mit etwas Distanz die Welt vor
100 Jahren. Much Heiss durfte nach der
strengen Zunftordnung lange keine Personen in Räumen fotografieren. Der jung
verstorbene Fotograf hinterließ Bilder und
Verlag seiner einzigen Tochter.
Tochter Margarethe „Margit“ Heiss, verheiratete Oberhaidinger, lernte zunächst
das Handwerk bei ihrem Vater und führte
dann nach 1945 ein Porträtstudio in ihrer
großen Wohnung in der Innsbrucker Leo-

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INNSBRUCK INFORMIERT

Ladies and Gentlemen

Der beste Grund, ins Fotostudio
zu gehen, ist der, dass man sich an
diesem Tag gut fühlt und das auch
dokumentieren will. Man hat sich
kürzlich einen neuen Pullover oder
Anzug gekauft, war beim Friseur und
die Mama oder der Verlobte wollen
ein Bild fürs Nachtkästchen.
Die Personen in der Auswahl Ladies
& Gentlemen posieren in aktuellen
Moden und zeigen die neu gefundene
Lockerheit und Lebenslust der Nachkriegszeit. Dabei darf auch ein leichtes
erotisches Knistern versprüht werden.

Zwei Feschaks in Pose für die Kamera

poldstraße Nummer 7. Sie hat viele tausend Menschen fotografiert, ihre Fotos
zeigen die BewohnerInnen unserer Stadt
ganz nah und in allen Lebenslagen.

Eine städtische Porträtgalerie
Dieser Fotoschatz zur Innsbrucker Stadtgeschichte nach 1945 lagerte seit gut
einem Jahrzehnt mehr oder weniger unbearbeitet in den Depots des Stadtarchivs.
Das lag auch an der enormen Größe dieses Bestandes: Über 25.000 Negative in
Packpapierkuverts, zu jeweils hundert in
Päckchen geschnürt, harrten lange ihrer
ersten genauen Sichtung. Zu den Negativen haben sich glücklicherweise auch die
Bestellbücher erhalten, in denen nicht nur
Namen und Adressen der KundInnen, sondern auch kurze Beschreibungen der angefertigten Bilder stehen.
Mit der Sichtung dieser Bestellhefte begannen wir im Stadtmuseum, uns den
Bestand zu erschließen. Mit Handy und
Lichtpult knipsten wir eine Auswahl der
Negative, um die Fotos erstmals auch
wirklich betrachten zu können. Beim Studium der Bilder kam bei allen Beteiligten
gute Laune auf. So ist der Ausstellungstitel
„Bitte lächeln!“ nicht nur als die Aufforderung der Fotografin an die über tausend in
dieser ungewöhnlichen städtischen Port-

rätgalerie gezeigten Personen zu verstehen: Wir hoffen, dass auch unsere Freude bei der Arbeit mit den Bildern von Foto
Margit für die BesucherInnen der Ausstellung spürbar wird.

Der „Landschafter“ Much Heiss
Much Heiss ist heute eigentlich nur mehr
unter SammlerInnen von Ansichtskarten
ein bekannter Name. Von diesen Karten
hat er mit seinem Verlag so große Auflagen
hergestellt, dass sie heute noch auf jedem
Flohmarkt in Tirol zu finden sind.
Ein gutes Landschaftsfoto ist ja nie ein
einfacher Schnappschuss. Man muss die
richtige Jahreszeit wählen, den Sonnenstand kennen, etwas Glück mit dem Wetter haben und darüber hinaus jene Liebe zur Bildgestaltung besitzen, die einen
noch eine zweite und dritte Runde um das
Haus oder Dorf machen lässt, bevor man
den Auslöser betätigt.
Es ist zudem nicht leicht, von vielbesuchten Orten originelle neue Bilder anzufertigen. Nur Touristen werden sich Foto
des Goldenen Dachls oder aus der MariaTheresienstraße in ihre Alben kleben.
Auch deshalb sind die etwas außerhalb
der bekannten Pfade gemachten Fotos
von Much Heiss in der Ausstellung prominent vertreten.

Zum runden Geburtstag mit der lieben Oma

Familienaufstellung

Die Art und Weise, wie sich eine
Familie für ein Foto zusammensetzt, ist immer interessant. Wer
kommt ins Zentrum, die Oma oder
der Nachzügler? Einzelne Mitglieder stellen sich nahe zusammen,
andere rutschen lieber ans andere
Ende des Bildes. Was war der Anlass
für dieses generationsübergreifende
Erinnerungsbild? Kann man die Beziehungen im Familienkosmos heute
noch erkennen? Oder denken alle
Abgebildeten schon an das Schnitzel
im nahen Gasthaus Steneck danach?
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