Innsbruck (Amtsblatt)
Jg.1979
/ Nr.8
- S.7
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Die Erneuerungsarbeiten
an den
Stuckteilen, die zur Zeit unter der
Leitung der Bildhauer Herlinde und
Claudius
Moiling
durchgeführt
werden, bringen die oftmals grotesken Details wieder voll zur Geltung. Schade, daß das Auge des
Passanten nicht so weit reicht!
Die Stuckverzierungen
des Helblinghauses, die bis über einen halben Meter über die
eigentliche
Fassade vorkragen, sind, da kein
Vordach vorhanden ist und sich
das Gebäude zudem nach hinten
neigt, in besonderem
Maße der
Witterung
ausgesetzt.
(Fotos:
Murauer)
Altes Haus erhält neues Gesicht
Helblinghaus in der Altstadt wird restauriert-Andere Farbgebung-öffentliche Hand zahlt kräftig
(Th) Als besonderes Schmuckstück
im Herzen der Innsbrucker Altstadt
wird sicherlich von den meisten
Einheimischen und Gästen das
Helblinghaus empfunden. Dieses
schräg gegenüber dem Goldenen
Dachl stehende mit dichtem Rokokostuck überzogene Gebäude verleiht der sonst strengen gotischen
Altstadt eine beschwingte, heitere
Note.
Seit dem Frühsommer dieses Jahres allerdings verbirgt sich die ganze Pracht hinter Gerüstbrettem und
Vorhängen - die Instandsetzung
der Fassade ist im Gange. Die letzte Restaurierung, die sich damals
über einige Jahre erstreckte, liegt
20 Jahre zurück, abbröckelnde
Stuckteile und absturzgefährdete
Fensterflügel gaben jetzt den Anstoß zur neuerlichen Einnistung.
Da die Stadtführung ein lebhaftes Interesse an der fachgerechten Restaurierung dieses sonst
in sehr gutem Bauzustand befindlichen Privathauses hegt und
hier zudem die Förderungsmöglichkeiten nach dem Stadtkernund Ortsbildschutzgesetz gegeben sind, kann die öffentliche
Hand dem Eigentümer finanziell
- und durch das Altstadtreferat
auch beratend und koordinierend - „unter die Arme greifen".
Zwei Drittel der Gesamtkosten in
der Höhe von rund 3,2 Millionen
Schilling werden durch die Förderungsmöglichkeit
aufgebracht.
Den Restaurierungsarbeiten voraus ging eine gründliche mehrmalige Reinigung der Fassade, wobei
sowohl mit Lösungsmitteln als auch
mit Dampfstrahl den alten Farbresten zu Leibe gerückt wurde. Der
erste Schritt zur Wiederinstandsetzung erfolgte bei den Fenstern. Die erst im vergangenen
Jahrhundert eingesetzten „Winterfenster" wurden entfernt,
nach dem Einbau moderner Verbundfenster widmeten sich zwei
Stukkateure den Gesimsen. In
der Folge war die Reihe an den
sechs Bildhauern. Unter ihren
sorgfältigen Händen nehmen nun
schon seit Wochen die von der Witterung und der verschmutzten Luft
zerfressenen Putten, Fruchtgirlanden, Muscheln usw. neu Gestaltan.
Nach dem Abklopfen der locker gewordenen Stuckteile wird das Ornament ganz oder teilweise aus
speziell zubereitetem Kalkmörtel
neu geformt. Neben dem hand-
Innsbruck - Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt - Jahrgang 1979/Nr. 8
werklichen Können und dem Einfühlungsvermögen in die im 18.
Jahrhundert von einem bayrischen
Künstler geschaffene Fassadenverzierung - sie gehört zu den
reichsten dieser Phase im ganzen
deutschen Sprachgebiet - spielt für
das Gelingen der Arbeit auch hier
das Wetter eine bedeutende Rolle:
nicht zuviel und nicht zuwenig Luftfeuchtigkeit, keine zu große Hitze,
auf keinen Fall Frost...
Eine Überraschung steht den
Innsbruckern mit der anschließenden Färbelung der Fassade
ins Haus. Wie wissenschaftliche
Untersuchungen im Rahmen der
Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt in Wien ergeben
haben, entsprach die letzte Bemalung, die, wie erinnerlich, sehr
„süß" war, nicht der ursprünglich ausgeführten. Das Helblinghaus in Zukunft: Mauer und
Stuck grau, die zahlreichen in die
Stuckornamente eingebetteten
kleinen Felder werden in Rosa,
Grün und Gelb leuchten.
Zur Zeit wird an der Ostseite gearbeitet. Sie soll noch heuer fertiggestellt werden, im darauffolgenden
Jubiläumsjahr (800 Jahre Stadt
Innsbruck) folgt die Nordseite.
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