Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1950

/ Nr.2

- S.7

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Amtsblatt dcr Landeshauptstadt Innsbruck
schieden." andere schulische Einrichtungen beherbergt.
Bereite ain 2. Dezember 1871 sand die Iunslnucker
Bürgerschule init zwei blassen hier Unterkunft; sie
blieb l"i»." 18!)!) mit der Knabenuolksschule vereint.
I m Schuljahr 1879/80 fand hier auch die neu errichtete Handelsschule von Innsbruck Uinerschlupf,
bis dieselbe in den inzwischen hergestellten ^teuda >
in der Fallmeraiierstraße einzog. Bürgerineister ")^il
Helm (5reil erlaubte l899 dein Bildhauer Franz
^ieichert in einein Saale des I. Stockes für einige
Zeit ein e Modellierschnle zu errichten. I n i Oktober
1903 wurde der Gasthof- und Gasthnusschule ein
Zimmer im I. Stock überlassen, 1915 wurde die
Knabeillibungsschule untergebraelit un> die Sakristei
als :Vtl, sikzimmer der Lehramtszöglinge verwendet;
die 5vnabenübungsschule benutzte ein Lehrzimmer für
den Iwlieuisch-Unterricht. Besonders hervorzuheben
ist aber das Jahr 1925, in welchem die städt. Hilfsschule, beschickt von Knaben und Mädchen des gesamten Stadtgebietes, hier ihr dauerndes Heim gefunden hat. Zuerst nur zweiklassig, wird sie später
drei" und vierklassig, ab 1928 sogar fünfklassig; um
diese Zeit wurde sie unter eine eigene Leitung gestellt. Wie sehr diese Einrichtung in den letzten Jahren an Umfang und Bedeutung zugenommen hat,
ersieht man daraus, daß sie im heurigen Schuljahr
bereits über 10 Klassen mit 179 Kindern verfügt.
1948 findet auch noch die Fortbildungsschule der
Tischler hier eine gastliche Unterkunft.
l). Schulfremde E i n q u a r t i e r u n g .
Gleichfalls verdient erwähnt zn werden, in welch
hohem Maße die Gilmschule für außerschulische Zwecke
Verwendung fand. Schon in den Augusttagen 1914
wird das Schulgebäude zu eiuem Militärspital umgewandelt. Alle Nänme mit Ausnahme der Kanzlei
und der Schuldieuerwohuuug mußten geränmt, die
Schuleinrichtung und Lehrmittel auf den Dachboden
und in d i " Kellerräume geschleppt werden. Die ausgehängte (benferflagge mit dem roten Kreuz bezeichnete den Zweck des Gebäudes. Am 12. September
trafen die ersten hundert Kriegsverwundeten aus den
galizischen Schlachtfeldern ein. Da auch andere Innsbrncker Schulen ein ähnliches Schicksal erfuhren,
mußte wegen Schulraummangel von zwei uud mitunter
sogar drei Schulen abwechselnd in einem Schulhanse
Unterricht erteilt werden. Nach Wiedereröffnung der
Schule mußte im Alai 1915, da anch Südtirol zum
Kriegsschauplatz geworden war, einem Militärspital
Platz gemacht werden. 1916 wnrde das Gebäude
von der Militärverwaltung neuerdings für Unter
richtszwecke freigegeben. Die Zahl der Kinder war
ans 5)92 gestiegen. Am ll>. Februar 1919 fielen einige
Schulränine einem neuartigen Verwendungszwecke
aicheim, nmnlich für die politischen Wahlen. Seither
haben in diesen Hallen schon oft und viele Wähler
dem Wahlaufrufe der Behörden Folge geleistet. Vierzig Mann der Gendarmerie bezogen hier im No^
vember 1i)20 Quartier, als sie zur Aufrechterhaltung
der Ordnung und Ruhe während des Tiroler Lan»
desschießeus am Berg Isel nach Innsbruck beordert
wnrden, Auch anläßlich der Volksabstiminuug „Tirol
an das Reich" am 23. April 1921 wurden Näume

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zur Verfügung gestellt. Ab 1921 wnrde das Schulhmis in den Abendstunden vielfach in Anspruch genommen. Es hielten hier ihre Beratungen und Zusammenkünfte ab: Die Tiroler Lehrerkammer, der
Esperantoklnb, der Handelsgehilfenverband, der naturwissenschaftliche telesoph, Hochschulausschuß, der Inns»
brucker Lehrerverein und Landeslehrerverein und andere. Die Burschenschaft „Germania" hielt ihre Fechtübungen ab. Am 9. Juli 1928 wurden sämtliche
Klassenzimmer mit Eisenbetten, Strohsäcken, Leintüchern und Decken eingerichtet, um als Massenquartier für die zur Schubertfeier nach Wien ziehenden
Sänger zu dienen; insgesamt standen hier 250 Schlafstellen bereit. I m Erdgeschoß wurde eine Kanzlei
für das Fremdenverkehrsbüro zn diesem Zwecke errichtet. Das Heimatkunstmnseum belegte im September 1980 mit Bewilligung des Stadtmagistrates im
Keller den ganzen Nanm mit verschiedenen Gegenständen. I m Juli 1933 wurden von der Stadt im
Erdgeschoß das Klassenzimmer und der Turnraum
als wohl eingerichtete Schlafstellen für sommerliche
Ingendwanderer verwendet. I n der letzten Iuliwoche
erfolgte Einquartierung von Heimatwehrleuten. Am
18. März 1938 zieht in den Turnraum, iu die erste
und vierte Klasse deutsches Militär ein; am 4. April,
aus München kommend, gar ein 200 Mann starker
Musikzug, der für zwei Tage alle Klassen belegte.
Für die Sonnnermonate beanspruchte der Magistrat
zwei Lehrzimmer zur Errichtung einer Herberge für
die „Hitler-Iugeud". Wegen Unzukömmlichkeiten
mußten die Lokale nach dreiwöchiger Benutzung über
Weisung der Magistratsdirektion wieder geräumt
-werden. Ab 1. August 1943 waren in allen Schulräumen SS-Leute samt Gepäck uud allerlei Gerät
eiuquartiert. I m Schulhofe waren sieben Milchkühe
untergebracht, außerdem Treibstoffgefäße, Drahtseile,
Kisten nnd andere Gegenstände. Die Schuleinrichtung
war in den Gängen aufgestapelt; es entstand allerlei Sachschaden. I m späteren Verlauf des 2. Welt-»
krieges wurde das Schulhaus in ein Kriegslazarett
umgewandelt, in welchem ein überaus reger Betrieb
herrschte. Ab 1944 zogeu Scharen von galizischen
Flüchtlingen ein nnd bevölkerten das ganze zweite
Stockwerk; im Turnsaale und im 3. Stock wurden
Schlafgelegenheiten für durchziehende Offiziere der
deutschen Wehrmacht eingerichtet, im Erdgeschoß und
1. Stock fand die von einem Bombenschaden betroffene Tirolische Laudes-Hypothekenanstalt Platz für
ihre Geschäftsräume. Ferner haben im Schnlhause
einen oder mehrere Notunterknnftsräume gefunden:
im 1. Stock die Handelsfirma Altstätter, im 2. Stock
die Schuhaustauschstelle und eine Theaterschule, im
3. Stock die Firma Siemens Schuckeit und ein Zweig
der städt. Musikschule. M i t Beginn de» Nacht riegszeit und des Wiederaufbaues wnrden die Schulränme von den schulfremden Einrichtungen uuter
ständigem Drängen der Schulbehörde allmählich frei»
gegeben, so daß dei noi male Unterricht wieder auf^
genommen weiden tonnte. Bloß im I. Stock verblieb noch für einige Zeit ein Schreibmaschinenknis
für Kriegsiiwalide und im Pmtene für die Danev
der Feiien des Jahres 1945 ein englisch-französischer
Sprachkurs. Auch die für einige Zeit errichtete französische MililärentlassumMelle für Innsbrucker Heim-