Innsbruck Informiert

Jg.2019

/ Nr.6

- S.58

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Die andere Befreiung
Innsbrucks

3. Mai 1945: Bewaffnete Zivilisten und Wehrmachts­
soldaten mit rot-weiß-roten Armbinden begrüßten
die US-Soldaten in der Maria-Theresien-Straße.

Karl Gruber, erster Landeshauptmann von Tirol, galt lange als Befreier Innsbrucks.
Doch ist es drei jüdischen Agenten mit ihren HelferInnen zu verdanken,
dass das Ende des Zweiten Weltkrieges für Innsbruck glimpflich verlief.
von Peter Pirker

E

s war ein Uhr nachts, als am 26.
Februar 1945 drei Männer mit
Fallschirmen auf dem Sulztaler
Gletscher in den Stubaier Alpen landeten. Aus einem Bomber der amerikanischen Luftstreitkräfte abgesetzt, hatten sie im Auftrag des amerikanischen
Kriegsgeheimdienstes OSS die „Operation Greenup“ zu erfüllen: Die Transporte der deutschen Wehrmacht über
die Brennerstrecke auszukundschaften
und genaue Informationen dazu an das
Kommando der US-Armee in Süditalien zu funken. Durch gezielte Bombardierungen sollte so der deutsche Nachschub an die Kriegsfront unterbrochen
werden.

58

INNSBRUCK INFORMIERT

Zu dritt in Tirol
Das Spionageteam bestand aus Fred
Mayer und Hans Wijnberg, zwei jüdischen Flüchtlingen aus Deutschland und
den Niederlanden. Der Dritte im Bunde
war der Wehrmachtsdeserteur Franz Weber aus Oberperfuss. Die jungen Männer,
zwischen 22 und 24 Jahre alt, hatten sich
erst wenige Wochen zuvor in Bari kennen
gelernt. Während Mayer und Wijnberg
nach ihrer Flucht vor den Nazis seit 1943
für Spezialeinsätze hinter den feindlichen Linien ausgebildet wurden, war
Franz Weber im September 1944 in der
Nähe von La Spezia aus der Wehrmacht
desertiert und zu den Amerikanern übergelaufen. Er wollte nicht mehr länger für

das NS-Regime kämpfen, sondern einen
möglichst effektiven Beitrag zur Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft leisten.
Franz Weber erklärte sich in Gesprächen
mit dem aus Berlin stammenden OSSOffizier Dyno Loewenstein bereit, Mayer
und Wijnberg in sein Heimatdorf Oberperfuss bei Innsbruck zu bringen. Er vertraute auf die Hilfsbereitschaft seiner
Schwestern Luise, Eva und Margarethe,
auf den früheren Bürgermeister Alois
Abenthung, auf seine Verlobte Anni Niederkircher und deren Mutter Anna, die im
Dorf das weithin bekannte Gasthaus „Zur
Krone“ führte. Franz Weber wurde nicht
enttäuscht. Die drei Agenten fanden Un-