Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1948

/ Nr.5

- S.6

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1948_Amtsblatt_05
Ausgaben dieses Jahres – 1948
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

l t i . trifft die Nachricht ein, das; am 12. d. M . Dr. mcd.
Michael Stottcr, suppl. Professor der Naturgeschichte
ander Universität, der erst kurz zlivor als Dbcrlcntnant
der 2. akademischen Tchützeukompauic nach Südtirol
gezoyen war, in Lavis am Friesel gestorben fei. Der
von Erzherzog Johann zu seiner Hilfe gesandte Leibarzt fand ihn bereits tot. A m 111. wurde Stotter mit
militärischen Ehren in Gegenwart des Erzherzogs begraben. Der „Bote" widmet ihm folgenden Nachruf:
„Bieder und anspruchslos, ein Ehrenmann im schönsten Sinne des Wortes, lebte er ganz der Wissenschaft,
deren Studium er aus eigener freier W a h l zur Aufgabe feines Lebens gemacht hatte. Seine Bemühungen
um die Bildung der naturhistorifchcn, besonders der
geologischen Abteilung nnferes National-Museums,
"welcher er auch als Sekretär bis zu seinem Tode uorstand, haben ihm ein Denkmal bleibender Dankbarkeit
in den Herzen seiner Landsleute gegründet."
l!>. trifft spät abends unerwartet der Kaiser i n Innsbruck
ein. Dieses Ereignis schildert der „Bote" wie folgt:
„Innsbruck, dcu 1!». M a i , halb 12 Uhr nachts. Heute
um "^ nach !» Uhr verbreitete sich hier plötzlich die
.Nachricht, daß binnen einer Viertelstunde Sc. Majestät
unser geliebter Kaiser hier in Innsbruck eintreffen
werde. Wie ein elektrischer Schlag wirkte diese Kunde
auf die gesamte Einwohnerschaft unserer Stadt. I n
einem N u waren alle Fenster erleuchtet, die gesamte
Nationalgardc versammelte sich auf dem Rennplatze
nächst der k. k. B n r g , zahlreiche Fackelträger zogen in
der Richtung gegen M ü h l a n , um den angebeteten
Monarchen zu empfangen, uud eine jnbclndc Voltsmenge fchloß sich denselben an. Schon bei der M ü h l auer .Hohe, eine halbe Stunde vor der Stadt, spannte
das begeisterte Volk Ihren Majestäten dem Kaiser und
der Kaiserin die Pferde ano und zogen das geliebte

Nummer 5

Herrschcrpaar unicr jubelnden Vivaiinscu durch die
Straßen der festlich beleuchteten Stadt bis in die >?of>
bnrg, wo Sc. Exzellenz der Hr. LandeSgouvcrncur mit
sämtlichen hier amvcscudcu M i l i t ä r o f f i zieren, der H r .
General Eliatschek an der Spitze und das Offizierskorps der Nationalgarde den Monarchen empfingen,
und in die in der Eile für .döchstdenselben in der >?ofbürg bereiteten Gemächer ehrfurchtsvoll gclcilcic». M i t
Ihrer M a j . dem Kaiser und der Kaiserin kamen zugleich
Se. t. k. Hoheit der H r . Erzh. Franz .Narl samt Gemahlin und drei Erzh. Söhnen hier an. Gau; Ti:ol
ruft den hohen Gästen ein freudiges Willtommc» entgegen uud wird für seinen geliebten Kaiser und alle
Glieder der kais. Familie, die sich in seinen Schutz
begaben, mit B l n t und Lebcu freudig einstehen."
Eine mündliche Überlieferung weiß zu berichten, daß der
Kaiser über die ungestümen Liebesbezcignngcn der I n n s brucker in M ü h l a n anfangs zutiefst erschrocken sei. Als er
die Innsbruckcr mit Seilen herbeieilen sah, um au diesen
den kaiserlichen Wagen einzuziehen, soll cr wciucnd zur
Kaiserin gesagt haben: „Jetzt wollen sic uno gai aufhängen! "
20. gibt der Gouverneur Kloiueuo Gras Bianoio im Austrage des Kaisers bekannt, daß dieser über den herzlichen Empfang in T i r o l sc"hr erfreut gewesen sei.
22. treffen 2<> Deputierte aus Böbmcn ein, dic am 2 1 .
vom Kaiser empfanden werden.
23. kommt der Vizcköuia Erzherzog Rainer bicr an.
24. sprechen stcicrmärkiscke Deputierte dem >iaiscr ihre Ergebenheit aus.
25. empfängt der Stadtmagistr^t von dcm cinstigen Landeshauptmann Friedrich Graf Wilcck eine schöne Fahne
für die auszieheudcu Schütze». Die wciß-grüue Fahne
zeigte auf einer Seite das B i l d des Laudcspatrons,
auf der anderen den Tiroler Adler.

Aus den Lebenserinnernngen Franz Karl Zollers.
Fortsetzung von N r . 1,1!» ltt
Über seine weitere Ausbildung erzählt Zoller folgendes:
„ I c k erinnerte mich von meinem Vater gehört zu haben,
daß ihn mein Taufpate versichert habe, er werde einst für
mich sorgen; i n dieser Zuversicht und in der Hoffnnng,
wenn auch dieser Strick brechen sollte, doch in die Zollerischc
Stiftung in Wien aufgenommen zn werden, verließ ich im
October des obgedachte» Jahres T i r o l und wanderte über
Salzburg nach Klagensurt; allein wie groß war mein Erstannen, als mich mein Tauspate nach einem 5 tägigen Ansenthalte und täglicher Meldung gar nickt einmal vorließ,
sondern mir endlich durch scineu Sohn ein kleines Viaticnm
herab schickte? Weit entfernt, dem guten .Herrn zur Last
fallen zu wollen, hatte ich nur Empfehlung bei den ? . k.
Iesniten oder anderwärts um eine Haus-Instrnction suckcn
wollen; mit diesem Vorsatz ging ich also nach Graz, wo ich
einen redlicher» Freund meines Vaters, zwar nur einen
Bürger, anzutreffen hoffte; leider fand ick ihn nickt da,
sondern zn Uebclback, sechs Stunden von der Stadt, wo er
mich anf das frcnndsckäftlickste aufnahm; da er mir aber
auf diesem Platze zur FortsclMng meiner Studien nicht
dienen konnte, setzte ich meinen Wandcrstab weiter fort.
So kam ich dann spät im November bei empfindlicher
>iälte nnd tiefem Schnee über M a r i a Zeil und S t . Pöltc»
nach W i e n ; hier fing mein Elend erst recht an. Vergebens
meldete ick mich bei dem Administrator der Zollcrischen S t i f tung, vergebens stellte ich ihm vor, daß ick schon vor ungefähr vier Jahren den Rnf dahin erhalten hätte, aber nnr
meinem Vater zu Lieb, der mich bei seinen Lebzeiten nicht
gerne von sick lassen wollte, zurück geblieben wäre; er schien
mich wegen meines zu wenig eleganten Anzuges für einen
Vagabunden zn halten; das war ich aber nicht, ich hatte

mich immatritnlieren lassen nnd hörte die M o r a l bei dcn
Jesuiten ?. Moncier s?) und Weber; allein meine M i t t a g Suppe, warum soll ich es verhrblcn? mußte ick an den
Porten der k l " . Eapuziucr und Franziskaner suchen. Ebensowenig nützte mir am Ende des Studien-Jahres mein
Testimouium mit der Note p r i m ^ o clZ^^i^; es trat im
folgende» Jahre kein S t i f t u n g aus und ick wurde ans die
Geduld verwiesen; allein ick hatte mir allbcrcit genng gelitte» uud kehrte der geraden Straße uack über Linz und
Salzburg in mein Vaterland zurück mit dcin Einschluß,
Wien nie wieder zu sehcu.
Gegen das Ende Augusts kam ick zu Hall an, mciuci,
Bruder aber traf ich in der Ncustift in Stubai bei Ausmalung der Kuppel an der dasigcn neu crbaulcn große»
Curazie-Kirchc; er bezeigte seine Zufriedenheit, weil ich
doch ein Zeugnis ans der Theologie vorzuweisen hatte, er
sorgte auch wieder für meine Kost nnd ick setzte das theologische Studium weiter f o r t ; kouutc mich aber dabei meiner
Lieblings-Beschäftigung unmöglich enthalte»; ick ;cick»cte
in deu Ferien die Stadt >5all uud darauf eine» Prospect
der Stadt Innohrnck, beides in großem Formale; dieser
letztere war, wie ich bald zeigen werde, die Grundlage zu
meinem künstigc» Berufe. Untcrdcsscn war auch mciu Bruder uickt müßig, er bewarb sick bei dcu Verwandten um
Guttäter, dic zu meinem "l i t u l u 5 nicri^ac." die erforderlichen 2<) sl. unterschrieben; das Instrument wnrdc im
Jahre 1772 bei der Obrigkeit zu Tclfo aufgerichtet; allein
im folgenden Jahre, da er bemerkt haben »lochte, daß es
mir mit dem geistlichen Stande doch nickt reckt Ernst sei,
zog er die Hand von mir ab; von dieser Zeit an mußte ich
mich mit einem kleinen Stipendium und folgend? mit In-»