Innsbruck Informiert

Jg.1995

/ Nr.3

- S.34

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Diese Ausgabe – 1995_Innsbruck_informiert_03
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INNSBRIH:

Stellungnahme der Gemeinderatsfraktionen zur Kultur in Innsbruck
Ist Innsbruck nun Kulturstadt - oder muß sie es erst werden? Die öffentlichen
Hände sind leer, für lebenswichtige Aufgaben der Daseinsvorsorge für die Bürger wird das Geld knapp; bei allem muß gespart werden, auch bei den Kultursubventionen: Sind Politiker nun Kulturbanausen? Kultur ist im Gerede: Subventionskürzungen sind Anlaß für wirkungsvolle in Szene gesetzte mediale
Happenings. - Was sagen die im Gemeinderat vertretenen Fraktionen zur Kultur? Hier erfahren Sie es.

Kriterien: Vielfalt,
Kommunikation,
Provokation
Der „Kultursommer" sei gelau^ e n " heißt es vielfach. Er ist gelaufen, reich an
Angeboten und
vielfältig. Das Fehlen der Treibhausimpulse war natürlich bemerkbar - mit diesem Defizit wird man sich mit Sicherheit
noch weiter zu beschäftigen haben. Die
Vielfalt - erstes Kriterium in unseren kulturpolitischen Vorstellungen - war, zwar
getrübt, aber da. Zur Kommunikation:
Kulturpolitik darf sich nicht nur mit der
Befassung mit „kulturellen Institutionen"
begnügen. So wichtig dies angesichts
der finanziellen Dimensionen ist. In Zukunft werden wir die Frage stärker denn
je in die Richtung stellen, wie kommunikativ die Angebote sind, ob sie über das
jeweilige „Haus" hinausreichen, neue
Gruppen sensibilisieren usw. Sozialdemokratisches Kriterium 3: Provokation!
Kultur muß immer auch an Grenzen gehen, da sie ja sensibilisieren soll. Die Bestätigung dessen, was ohnehin läuft, ist
keine besondere kulturelle Leistung.
Deshalb die Forderung nach Provokation. Und wenn ein Schuß selbstkritischer
Sarkasmus mit inbegriffen ist, soll"s nur
recht sein.

Kultur, Freiheit
und Verantwortung
Kultur braucht
ein Klima der
Freiheit. Es darf
in diesem Bereich vor allem
kein Monopol
der Macht und

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des Geldes, der Macher, der Vermittler
und Verwalter geben. Kulturpolitik kann
nur die Rahmenbedingungen für dieses
Klima schaffen. Sie soll vorhandene Ansätze fördern, aber darf nicht selbst Kultur erfinden oder verordnen. In der Kultur, besonders in der Kunst, kommt es
auf das Wirken einzelner Persönlichkeiten an. Kultur bedeutet Veränderung. Die
Freiheit, zu probieren und anders zu sein,
ist eine existentielle Voraussetzung
schöpferischer Tätigkeit. Eine lebendige
Kulturszene verlangt den Austausch zwischen heimisch und fremd, alt und jung,
Arrivierten und Nachdrängenden. Damit
entsteht jenes Klima des Interesses und
der Offenheit, das ein lebendiges Kulturgeschehen braucht.
Innsbruck hat viele Künstler auf dem
Gebiet der bildenden und darstellenden
Kunst, der Musik, der Literatur, der Architektur und der Volkskultur, die bereit
sind, an einer neuen kulturellen Strukturierung und Positionierung der Stadt mitzuarbeiten. Ihnen allen gilt unser Danke.

„Das Treibhaus
muß bleiben!"
Auch das vergangene Jahr stand im
Zeichen von vielen
Kulturdebatten, einerseits um FörI n n s b r u c k e r derungsmittel, anVolkspartei
dererseits um Inhalte. Die Innsbrucker Volkspartei hat
sich immer klar dafür ausgesprochen,
Innsbruck als Szenestadt stärker zu positionieren. Dazu gehört auch ein so
wichtiger Betrieb wie das Treibhaus mit
Kulturkämpfer Norbert Pleifer an der
Spitze. Die Anerkennung dieser Kulturarbeit und die dafür notwendige finanzielle Förderung sollten zur Selbstverständlichkeit und nicht zur Bittstellerei

werden. Unzählige andere Kulturinitiativen, vom Cinematograph bis zum KulturgastHaus Bierstindl, vom Kellertheater bis zum Landestheater, viele Einzelinitiativen, die hieraufzuzählen nicht möglich ist, geben dieser Stadt ein Kulturprofil und sind unverzichtbar. Das Kunsthaus Innsbruck steht derzeit zur Diskussion. Die ÖVP spricht sich dafür aus,
wenn 1. die Arbeit der bestehenden Kulturinitiativen auch in Zukunft nicht finanziell eingeschränkt wird; 2. wenn eine
schriftliche Zusage des Bundes und des
Landes zur Mitfinanzierung vorliegt; 3.
wenn die zukünftige Beteiligung von
Land und Stadt bei der Betreibergesellschaft klar definiert und auch finanziell
abgesichert ist.

Sta(a)dtliche
Kultursteuerung!?
Wenn der Landesfürst arm war, gab es
kein Mäzenatentum Innsbruck ist derzeit
arm, dennoch wird
viel versprochen!
Es geht uns Freiheitlichen nicht darum, die hervorragenden Leistungen der Künstler in den
Schatten zu stellen. Wir wollen darauf
aufmerksam machen, daß die „sta(a)dtlich geplante verwaltete Kulturarbeit"
nicht im Sinne eines vielfältigen kulturellen Lebens sein kann, z. B. die Subventionspolitik: Künstler stellen Anträge im
Kulturamt. Außer der Form des Formulares gibt es keine Richtlinien, was gefördert wird. Um keine gesteuerte Kulturpolitik zu betreiben, sollten die Künstler auf dem freien Markt Sponsoren suchen. Gute Projekte werden immer gefördert. Der Geschmack der Förderer
ist ebenso vielfältig wie der der Kunstkonsumenten und der Künstler. Somit
wird ein vielfältiges Programm möglich
und dieses wichtigste kulturelle Ziel erfüllt. Das zweite Ziel, und dieses sollte allen - auch den nicht Kunstinteressierten
- am Herzen liegen, wäre das der Einsparung. Zum einen an finanziellen Mitteln, und zum zweiten, wenn Mitarbei-

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INNSBRUCK INFORMIERT - NOVEMBER 1995