Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.3

- S.6

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Seite 6

Nummer

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

von

Di",

Vor hundert Jahren
7 ^

März:

l. Um 12 Uhr M i t t a g trisst „das euglisch-ostiuoliche Postfellciscn mittelst Knrier von Trieft" in Innsbruck ein.
Auf dieser 6. Probefahrt wurde die Strecke Triest
Iuusbruck in 21 Stunden zurückgelegt.
». Großes Musikvcreinskonzcrt.
l. Beuefizvorstclluug für dcu Sängcr Karl Lucca: „ R o bert der Teufel", Oper vou I . Maverbecr. Als Gast
Frl. Ezichua vom Stadt-Theater Angsburg.
! 3 . stirbt der Kaplan von Dreiheiligen^ Ignaz Felde». !->5jährig, an einem Schlagflnß.
l 4 . Bencfizvorstcllnng der Opernsängerin Retzer: e O.itodlibet unter dem Titel „Das Füllhorn alles Guten
nnd Schönen" oder „Die Abentener der berühmten
Reisenden Eisele nnd Beisele".
l<. Als Benefizvorstcllung für F r l . Augustc Müller wird
Goethes „Faust" aufgeführt. Der „Tiroler Bote"
knüpft an diese Ankündigung die Bemerkung: „Die
Wahl dieses Werkes macht der Künstlerin alle Ehre.
W i r wollen nun sehen, ob dieses Meisterwerk deutscher
Literatur das Publikum so anzieht, wie Eisele uud
Beisele!"
2 l . wird die Oper „Alessandro Stradella" (siebe -2."». Fe-

bruar) zum : l . und legten M a l , als senesi ^Vorstellung
für das Ehorpcrsoual gegcbeu.
22. uächtigt der Gcueralvikar vou S t . Luis ill Nordamerika, Mclcher, im Gasthof zur goldeueu Souue.
27. Letzte Vorstellung des Direktors K o r n : das Scherzspiel
„Blumenfcst, Hochzcitsfest, Maskeufest" von F. .f.
Told. Der „Tiroler Bote" bemerkt bie;u: „-diemit
schließt Hr. Korn seine Unternehmung; das Publikum
wird sich erinnern, das; es ihm
nameutlick iu der
Oper
viele schöuc Geuüsse verdankte; daß er selbst
in seinem Rolleufacke als Schanspieler fehr Dankenswertes leistete, nnd wird dicfe letzte Vorstellung, in
welcher er seine ganze Tätigkeit als Arrangeur aufbot,
gewiß fehr zahlreich besuche»."
Die ucuc Wachs-Niederlage der Gebrüder Ettel, Pfarrgasse
N r . 45, empfiehlt ihre Waren sKerzen, Wachsbilder,
Lebzelten, Mcth).
I . Springer, Optiker aus Bavern, hält sick drei Tage laug
mit seinem Warenlager im Gasthof zur goldeilen Souue
auf und verkauft Augengläser.
Der Maler und Lithograph T. Gricßer schus eine Lithographie des Bildes „ M a r i a Heimsnchuug" vou Blaas.
Dieses Kunstblatt ist als IabreSgabe für die Muscumsmitgliedcr bestimmt,

Die Wehen der Nachkriegszeit
Innsbruck im Winter «lVitt/
Die damalige Notlage wird in der folgenden kurzcu Notiz des Abendblattes vom 5. Dezember zusammenfassend
geschildert:
„ N e i n e n d e M u t t e r. Die gegenwärtige große Not,
die nun bei allen Hanseingängcn drohende Wache hält,
stürzt in Bälde ganze Familien ins Grab. Das Herz im
Leibe muß jedem wehe tun, wenn man weinende Mütter
und Kinder auf der Straße stehcu sieht, wie sie nach Lebensmittel ringen. Schon seit zwei Wochen bekommen die
Leute teiue Kartoffel, teiu M e h l , keinen Reis, keine Gerste.
M i t ^/« Kilogramm Polenta, ^,/« Kilogramm .Haferflocken
müssen die Mütter ihren Gatten und ihre Kinder ernähren.
Diese kleinen Rationen reichen nicht aus und so wird die
Bevölkerung zur volleu Verzweiflung getrieben."
Gleich anschließend an diese Notiz wird gemeldet, daß
infolge Eintreffens eines Mchltransportes für das Stadtgebiet nud den Bezirk Innsbruck, sowie das gesamte Bahnpersonal ^/8 s!) Kilogramm Kochmehl ab (>. Dezember ausgegeben werden könne. Da weitere Mcblsendnngcn im A n rollen seien, erscheine die Brotansgabe aus Aufaug nächster
Woche gesichert. Ab Dienstag den !». wnrde dann „vorläufig" die halbe Wocbenbrotration verabreicht. Außerdem
erhielt mau in den Mehlvcrsckleißsiellcn „auf die Mehlabschnitte 1—5 der weißen Brotkarte V> Kilogramm M c b l "
uud auf Abschnitt <> der Reiskarte ^ Kilogramm Reis.
Auf dem Buchstaben „ P " der Lebensmittelkarte gab es
dazu 20 Dekagramm Käse, und zwar Fettkäse zn :5l Kronen 50 Heller pro Kilogramm nud Schuittkäsc zu 18 Kronen 50. I n der ersten De;emberwoche wurden in die Stadt
Innsbruck täglich durchschuittlieb 5200 Liter Milch geliefert.
A m <0. Dezember wurde 1 Krone — 2.75 Schweizer Rappen bewertet.
Folgende M i t t e i l u n g könnte geuau so gin einer I"eutigeu
Zeituug entnommen sein:

/>,"

„ E i n L u f t g e s c h ä f t m i t Z n ck e r. Wie w i r vom
Kriegswuchcramt erfahren, ging der i n der Herzog-Friedrich-Strasic . . . wohnhafte Kaufmann . . . . . ein, der
einen ganzen Waggon dieses begehrten Artikels um W K.
per Kilo anbot . . . ., der angeblich eine italicniscke Firma
vertritt, wollte von mehreren ans der Tschechoslowakei für
I t a l i e n in Innsbruck durchrollcndcn Waggons einen hier
abkuppeln lassen und aufckeiucud für eigene Rechuuug verkaufen. Er wird sich vor dem Landcsgericble wegen dieser
versuchten Schiebung zu verantworten haben."
I m „Ease M a r " wurde eiue Tafel augescblageü, die besagte, daß Valntaschiebcr und Schleichhändler im Lokale
nicht geduldet uud Zuwiderhandelnde gewaltsam entfernt
werden.
I n einem Notschrei erklären die Lchrpersouen, schreck!icke
Weihuachtcu erwarten zn müssen. Es heißt dariu u. a. :
„Dcukcu sie (d. s. die Tiroler Abgcorductcu) daran, welches Elend sich i n der Lchrerfamilie dank der jahrzehntelangen Vernachlässigung eingenistet hat nnd wie es am
.herzen des Lehrers nagt uud frißt, wenn er vor dunger
und Erschöpfung sich kaum aufreckt zu erbalteu vermag uud
ihm täglick der Jammer seiner Familie in den Ohren gellt,
während er in der Landschule von Nbermnt nnd pansbackiger Woblgenährtheit umgeben ist, wo in den -dänsern«
die Zentrifuge vou dcu fettbrauuen Kückeln singt uud im
Hofe ein fettes Schwein unter dem Messer den Nberflnsi
in alle Welt hinanssckreit?
Welckcr derr, der mit die
Schicksale der Ärmsten lenkt, wünsckt ein Weibnackten ohne
Mehl, obne Brot, ohne die notwendigste warme Kleiduug,
ohue Geld, deuu das Gehalt samt Zulagen reickt sür gar
nichts mehr!"
Die den Aussckreituugeu rasck folgende Beleilnng der
Bevölteruug mit Lebensmitteln erweckte die Meiunug, daß
dock Vorräte bestanden ballen, die nun niuer dem Drnel