Innsbruck Informiert

Jg.1995

/ Nr.2

- S.36

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INNSBR
Das Stadtteilwappen von Dreiheiligen
versinnbildlicht Zeughaus und Pestkirche
Mit Ausnahme von Igls besitzen alle 17 Innsbrucker Stadtteile bereits ein eigenes Wappen. 14 davon hat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye seit 1988 entworfen. Heute stellen wir das Wappen des Stadtteils Dreiheiligen vor. Es wurde von Vertretern des Stadtteiles und der Pfarre Dreiheiligen bei einer Sitzung im dortigen Pfarrhaus am 24. März 1995 unter Vorsitz von Pfarrer
Willibald Ringer angenommen.
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Das Gebiet von Dreiheiligen gehörte
ursprünglich zum Saggen, dessen
Areal erst im Jahre 1453 von der klösterlichen Hofmark Wüten an den städtischen „Burgfrieden" gelangt bzw. mit
dem Stadtgebiet vereinigt worden ist.
Siedlungsmäßig wirkte sich dieser
Gebietszuwachs zunächst nur
im Gebiet der Silbergasse und
der Kohlstatt aus, wo an der zur
Pradler Sillbrücke führenden
Straße (= Universitäts- und Dreiheiligenstraße) ein neuer Wohnstadtteil sowie im Bereich zwischen dem ehemaligen Sillkanal (= Klara-Pölt-Weg - Zeughaus) und der Sill eine Gewerbezone, nämlich die „Kohlstatt",
entstanden. Die ersten Hinweise auf diese primär vom Landesfürsten initiierte Gewerbezone bilden 1453 bis 1517 die
Nennung
einer
(Silber-)
Schmelzhütte, verbunden mit
dem Straßennamen „Silbergasse" oder „platea argentea",
1486 die Hofmühle (Sillgasse
21) und vor allem das um
1500/06 erbaute maximilianische Zeughaus, in dessen Gefolge eine Reihe insbesondere
metallverarbeitender Betriebe
entstanden ist.
Die Bezeichnung „Kohlstatt"
bezieht sich dabei zweifellos auf
eine zum Betrieb der Silberschmelzhütte nötigen Köhlerei.
Aber auch weitere Mühlen und
eine Bierbrauerei des Hofes
(um 1592/1630) werden hier
angetroffen und hatten die Errichtung von einfachen Wohnhäusern für die dort Beschäftigten zur Folge.
Die heute dominierende Bezeichnung „Dreiheiligen" für die-

20

sen Stadtteil, dessen älterer Name nur
noch im Straßennamen „Kohlstattgasse" fortlebt, wurzelt hingegen in dem
Umstände, daß es spätestens seit dem
16. Jahrhundert üblich war, bei Epidemien (Pest, Fleckfieber etc.) die infizierten Personen in einem unweit der

Sill erbauten „Presten- oder Prechenhaus" (Weinhartstraße 2) zu kasernieren, von wo sie entweder nach ihrer
Gesundung wieder in ihr Wohnhaus
zurückkehren konnten oder wo sie gestorben und am „Presten-Gottesacker"
begraben worden sind. Während der

Von Stadtarchivdirektor SR
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

verheerenden Pest-Epidemie des Jahres 1611 nun hat Innsbrucks Bürgerschaft über Anraten des damaligen
Pestkaplans Caspar Melchior von Köstlan SJ (gest. 1611) und des Pestarztes Dr. Paul Weinhart, dessen
Frau und Kinder dieser Epidemie
zum Opfer fielen, die Errichtung
einer Kirche zu Ehren der drei
heiligen Schutzpatrone wider die
Pest, der Heiligen Sebastian,
Pirmin und Rochus, gelobt und
dieses Gelübde 1612/13 durch
den Bau der Dreiheiligenkirche
eingelöst.
Allerdings wird dort seit der Auflassung der Hl. Grabkirche (1786)
nördlich vom Zeughaus auch der
dadurch heimatlos gewordene
zweite Innsbrucker Stadtpatron,
der hl. Alexius verehrt, was auch
in dem 1900 gestalteten Fassadenmosaik der Kirche zum Ausdruck kommt, doch blieb die Kirche dessen ungeachtet im Volksmund die „Drei-Heiligen"-Kirche
bzw. - seit 1929 - Pfarrkirche. Die
Errichtung der dortigen Pfarre war
notwendig geworden, nachdem
die „Kohlstatt" seit der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts immer mehr
Wappenbeschreibung: Der Schild des Stadtteilwap- zu einem modernen und beliebpens von Dreiheiligen ist viergeteilt und zeigt in den ro- ten Wohnstadtteil mit eigener Inten Feldern 7 und 4 jeweils auf schwarzem Schildfuß in frastruktur aufgestiegen ist.
In letzter Konsequenz dieser
Feld 1 eine aus zehn weißen bzw. steinernen KanoEntwicklung
haben sich Vertreter
nenkugeln gebildete Pyramide (4-3 -2 -1) und in Feld
4 eine Fassadenansicht der Pfarrkirche von Dreiheiligen des Stadtteiles und der Pfarre
mit ihrem Glockenturm. Die Felder 2 und 3 hingegen Dreiheiligen bei der eingangs erpräsentieren in grünem Feld je einen silbernen schräg- wähnten Sitzung am 24. März
1995 zur Annahme des vom Verrechten Schrägfluß, womit die Lage des Stadtteils zwischen der Sill und dem ehemaligen Sillkanal zum Aus- fasser dieses Berichts entworfedruckgebracht werden soll. Die Kugelpyramide fungiert nen Stadtteilwappens entschlossen.
als Symbol für das Zeughaus.

INNSBRUCK INFORMIERT - OKTOBER 1995