Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1947

/ Nr.3

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt

tätswerk lagen insbesondere in unserem Verteilungsnetz, das durch zahlreiche Bombentreffer Schaden gelitten hat, deren endgültige Wiederherstellung im
wesentlichen abgeflossen sind. l"ir Stromversorgung
selbst hat eigentlich während des Krieges trol> größerer
Schäden kaum eine nennenswerte Unterbrechung erfahren, und konnte seit M a i >945 ohne jede Unterbrechung durchgeführt werden. Die Hauptaufgaben nach
Beendigung des Krieges sahen wir vor allein darin,
die schlendc Kohle, besonders im Hanshalt, durch Elektrizität zu ersetzen. Daß dies auch mit Erfolg gelungen
ist, zeigt die Steigerung der Belastung des Winters
1945 gegenüber 1944, die von 11.000 ans 20.500 1cX^
angewachsen ist. Die allgemeine Ttromkrise in Österreich brachte nicht nur einen Rückgang der Belastung
und des Absatzes, sondern auch eine ganz gewaltige
Menge an Arbeit, um die Einsparungen an den Stellen durchzuführen, an denen sie für die Öffentlichkeit
am leichtesten tragbar erschienen.
Die Aufgaben des Elektrizitätswerkes in den kommenden Jahren sind ganz gewaltig, wenn man
bedenkt, daß während des Krieges nur die abfolut
kriegswichtigen Arbeiten durchgeführt wurden, während der gesamte Ausbau zum Großteil unberücksichtigt bleiben mußte. I m einzelnen seien nur die Errichtung eines Umspannwerkes im ^Dsten der Stadt, das
neue, gemeinsam mit dem Wasserwerk Innsbruck zu
errichtende Kraftwerk Mühlau und der Ausbau des
Netzes genannt.
Das G a s w c r k befand sich in den Maitagen 1945
in einer besonders schwierigen Lage, da durch die Bombenschäden die Abgabe von Gas an die Vevölkernng
seit Dezember 1944 vollkommen eingestellt war, lediglich eine verhältnismäßig kleine Gasabgabe an die
Permagastantstclle tonnte aufrecht erhalten werden.
Die Gaserzeugungsanlage besteht aus drei während
des Krieges neu erbauten Vertitalkammcröfen. Die bis
zum Neubau bestehende Ofenanlagc wurde leider zum
T e i l demoliert und zum Teil als Luftschutzbauten verwendet, so daß eine Wiederinstandsetzung als Reserve
nicht in Frage kommt. Der größte Teil der erzeugten
Gasmenge wird im Haushalt verbraucht. I m Vcrsorgungsgcbict stehen 7270 Vollherde in Verwendung,
dazu kommen 8500 sonstige Kochgeräte, 2100 Durchlauferhitzer sowie 1900 gewerbliche Gasgeräte. Als
Großabnehmerin tritt hauptsächlich die Permagastankstelle in Erscheinung, deren Wichtigkeit bei der derzeitigen Treibstoffknappheit nicht zu unterschätzen ist.
Dort wurden bis zu 6000 Kubikmeter Gas pro Tag
abgegeben, was einer Venzinmengc von 1500 bis
2000 Liter pro Tag entspricht. M r das Gaswerk war
es wohl die vordringlichste Aufgäbe, der Bevölkerung
von Innsbruck wieder Kockgas zur Verfügung stellen
zu können. Es wurden alle Kräfte zur Wiederinstandsetzung des schwerbeschädigten Werkes eingesetzt, was
unter den bestehenden schwierigen Arbcits- und Matevialverhältnissen eine außerordentliche Leistung darstellt. Schon im Oftober 1945 konnte mit einer teilweise» Gasabgabe begonnen werden, während im Dezember desselben Jahres bereits das gesamte Stadtgebiet mit Gas versorgt werden konnte. Eine besondere
Schwierigkeit stellte die Kohlenbcschafsung dar. Es
muß als außerordentliche Leistung bezeichnet werden,
daß Innsbruck zu den ganz wenigen Gaswerken zählt,

I

denen cinc ganztägige Gasversorgung möglich war.
Die allgemeine Kohlcnkrise wirkte sich selbstverständlich
auch auf das Gaswerk aus, so daß auch hier zeitweise
Einschränkungen platzgrcifen mnßten. Die Instandsetzung des durch Kriegseinwirkung schwer beschädigten Rohrnetzes wird wohl anch erst in einiger Zeit restlos durchgeführt fein. Dem Gaswerk ist auch noch das
Hallenbad angegliedert, das infolge eines schweren
Bombentreffers vor dem Eingang an den Innenräumen schweren Schaden litt. I n Anhetracht der vielen
vordringlicheren Aufgaben wnrden diese Schäden bis
heute noch nicht restlos behoben, so daß das Hallenbad
noch nicht in Betrieb ist. Da trotz unseres Wasserreichtums und den dadurch bedingten großen Anfall an
elektrischer Energie in absehbarer Zeit nicht daran zu
denken ist, das Gas durch elektrische Energie zu ersetzen, muß dem Gaswerk unbedingt der nötige Absatz
gesichert werden, um in diesem Rahmen seine W i r t schaftlichkeit weiterhin zu sichern.
Die Voraussetzungen für die Wasserversorgung von
Innsbruck im Rahmen des W a s se r w c r t e s sind
selten günstig, da es wohl schwerlich eine zweite Stadt
dieser Größe geben wird, innerhalb deren Stadtgebiet
so ergiebige Quellen auftreten wie in InnsbruckM ü h l a u . Innsbruck w i r d von vier Hauptquellsassungsanlagcn sowie drei O.ucllfassungen für die umliegenden Landgemeinden versorgt, deren weitaus
größte die Wurmbachquclle ist. Diese Anlage sowie der
größte Teil des Leitungsnetzes stammen ans dem
Jahre 1898 nnd wurden für eine Bevölkerungszahl
von 45.000 Einwohnern geplant. Damit ist bereits
klar ausgesprochen, daß die Wasserversorgung den heutigen Anforderungen in keiner Weise mehr entspricht.
Ein entsprechender Ausbau wurde schon seit vielen
Jähren geplant, konnte aber erst während des Krieges
in Angriff genommen werden und hat bis heute einen
fehr schleppenden Fortgang genommen. Diese neue
Anlage soll gemeinsam mit dem Elektrizitätswerk erstellt werden, so daß das gesamte Wasser zuerst in der
Turbineuanlage des Kraftwerkes abgearbeitet und
dann über einen großen Trinkwasserbehältcr dem Versorgungsnetz zugeführt wird. Bei diesem Ausbau ist
allerdings noch mit größten Materialschwierigkeitcn
zu rechnen. Nach seiner Fertigstellung wird aber die
Wasserversorgung von Innsbruck auf Jahrzehnte hinaus restlos gesichert sein. Das Versorgungsgcbict
Innsbrucks umfaßt 79.080 Wasserausläufe. Der Verbrauch des Jahres 1945 betrug 10,385.0 I0Knbikmetcr,
was einen Verbrauch pro Kopf und Tag von 330 Liter
ergibt. Diese Kopfquote liegt im Verhältnis zu anderen Städten entsprechend höher, wie z. B . Wien mit
180 bis 200 Liter, Linz 150 Liter und Salzburg mit
250 Liter.
Neben diesem Ausbau der Wasserfassungsanlagc
muß das Wasserwerk das Rohrleitnngsnetz entsprechend vergrößern, da durch die verhältnismäßig große
Bautätigkeit während der letzten Jahre (Südtiroler
Wohnbauten) das an sich schon nicht mehr ausreichende
Rohrnetz absolut ungenügend geworden ist. Ans oben
Angeführtem mnß unbedingt gefolgert werden, daß
dem Ausbau unserer Wasserversorgung größtes Augeumerl ^ugewcndct werdcn muß, da eine einwandfreie
und genügende Wasserverforgnng wohl als eine der
wichtigsten öffentlichen Aufgaben ">u betrachten ist.