Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.12

- S.43

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Paracelsus kam 1534 nach Innsbruck
und mußte enttäuscht Weiterreisen
Philippus Theophrastus Paracelsus (Theophrastus Bombastus von Hohenheim) wurde in Einsiedeln am 11. November (?)
1493 - vor 500 Jahren - geboren und starb
in Salzburg am 24. September 1541. Er
war Arzt, Naturforscher und Philosoph.
Nach den Lehr- und Wanderjahren - die
medizinische Promotion in Ferrara ist historisch nicht gesichert - war Paracelsus

Von Univ.-Prof.
Dr. Franz Daxecker
1524/25 Arzt in Salzburg, später in Straßburg und 1527/28 Stadtarzt und Professor
in Basel. Dort geriet er in Konflikt mit der
Medizinischen Fakultät, da er seine Vorlesungen in Deutsch hielt. Darauf folgten
unruhige Jahre der Wanderschaft in Süd-

deutschland, der Schweiz und in Österreich.
Paracelsus versuchte eine grundlegende
Reform der Medizin und löste sich von
den Autoritäten Avicenna, Galen - jedoch
nicht von Hippokrates, er mißachtete die
Vier-Säfte-Lehre. Seine Bücher schrieb er
in deutscher Sprache, sie galten der Syphilis, der Therapie der Berufskrankheiten der
Berg- und Hüttenarbeiter, der Chirurgie
und der Wundbehandlung. Er stellte eine
allgemeine Lehre von Krankheitsursachen
auf. In Hüttenwerken stellte er alchimistische (chemische) Versuche an, so hielt er
sich um 1515 in Schwaz auf. 1534 entstand seine Schrift über die "Bergsucht",
in der er sich mit den Krankheiten der
Bergleute befaßt.
1534 kam er nach einem Aufenthalt in
Mils nach Innsbruck,
wo es ihm nicht gut
erging. Als Quelle
hierfür dienen seine
eigenen Worte in einer
Pestschrift, die er der
Stadt Sterzing gewidmet hatte. Er schreibt:
"... so du mein Not gesehen hättest ... (habe
ich) Inspruck heimgesucht. Dieweil
ich
aber der Staffierung
mittelmäßig erschien,
Not was fürbass (=
vorwärts) zu streichen,
also Stertzingen erlanget."

Paracelsus-Gedenkblatt aus dem Jahr 1764, Kupferstich von Johann
Nagenzpin, Büchsenmeister in Hohensalzburg. Es stellt den ursprünglichen Grabstein in der St.-Sebastians-Kirche in Salzburg dar, rechts
unten das Sterbejahr 1541.
(Aus der Bibliothek des Landesmuseums Ferdinandeum, Innsbruck).

Paracelsus war also
wegen seiner ärmlichen Bekleidung genötigt, Innsbruck zu
verlassen. In Innsbruck habe er Doktores gesehen "in seidenen Kleidern an den
Fürstenhöfen, nit in
zerrissenen Lumpen in
der Sonne braten".
Damals
legitimierte
kein Diplom, sondern
die
vorgeschriebene
Doktorskleidung den
Arzt, und so war nach
seiner Kleidung das

STADTNACHRICHTEN - DEZEMBER 1993

Urteil gefällt worden,
daß er überhaupt
kein Doktor wäre.
Möglich ist auch,
daß das Mißtrauen
gegen ihn von eifersüchtigen
Kollegen
geschürt wurde. Der
Innsbrucker Hof- und Leibarzt war damals
Dr. Georg Mendier. Von Innsbruck zog Paracelsus weiter nach Sterzing und später
nach Meran, wo er "Ehr und Glück gefunden" hat.
Eine Sage in Gedichtform aus dem Appenzeller Land berichtet über Paracelsus
und den Teufel: "Als er einst in Höttingen
/ den Berg und Wald durchbrochen / blieb
er bei einer Tanne stehen, / da ward er angesprochen." Es war der Teufel in einer alten Tanne, der befreit werden wollte. Paracelsus forderte als Lohn eine Arznei, mit
der er jede Krankheit heilen konnte und eine Tinktur, mit der er alles in Gold verwandeln könnte. Der Teufel versprach ihm
dies, Paracelsus befreite ihn und bekam
die verlangten Fläschchen. Er konnte den
Teufel mit einer List bei seiner Eitelkeit
fassen, der Teufel verschwand in der Tanne
und Paracelsus versperrte ihn wieder darin. - Ob sich das in dieser Appenzeller (!)
Sage genannte Höttingen auf den heutigen
Innsbrucker Stadtteil bezogen hat, ist dabei allerdings sehr fraglich.


Literatur:
Kirnbauer, F., Werneck, W. (1970)
Paracelsus und der Bergbau, Leobener
Grüne Hefte, Wien.
Peuckert, W.-E. (1943) Theophrastus
Paracelsus, Stuttgart-Berlin.
Pisa, K. (1991) Paracelsus in Österreich.
Eine Spurensuche, St. Pölten-Wien.
Schadelbauer, K. (1940) Paracelsus in
Tirol, Alpenland, S. 140- 144.
Schadelbauer, K. (1964)
Zum Aufenthalt des Paracelsus in Innsbruck und Sterzing 1534. In: Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft
für Geschichte der Pharmazie e. V, Bd. 24,
Stuttgart.

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