Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.11

- S.47

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Diese Ausgabe – 1993_Innsbrucker_Stadtnachrichten_11
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Soll es künftig kein "Innsbruck-Igls" mehr geben?

Innsbruck
will Igls
nicht verlieren!
So verständlich der Wunsch nach einer eigenen Gemeinde Igls rein emotional auch
sein mag - verwaltungstechnisch hätte er Folgen, die man nicht außer acht lassen darf.
Beim Verwaltungsbezirk Innsbruck-Stadt könnte Igls schon rechtlich nicht bleiben auch wenn Innsbruck den Stadtteil Igls nicht verlieren will! Der Stadtmagistrat Innsbruck
wäre für die Igler nicht mehr zuständig, sondern die Bezirkshauptmannschaft.
Die Autokennzeichen würden auf "IL" geändert.Vieles, das jetzt die Stadt macht,
müßte Igls selbst erledigen. Auch den Müll könnte Innsbruck nicht mehr entsorgen.

In Jahrzehnten gemeinsamer Entwicklung
ist "Innsbruck-Igls" gewachsen und zum
Begriff geworden nicht nur für die Bevölkerung, sondern weit über die Grenzen unseres Landes hinaus. Gemeinsam hat man
Großveranstaltungen erfolgreich organisiert und sich über Höhepunkte gefreut man denke nur an die beiden Olympischen
Winterspiele. Innsbruck wäre ohne Igls
zweifellos ärmer. Wir meinen: Auch Igls
wäre ärmer ohne Innsbruck!
Die Trennung würde mehr ändern, als viele glauben: Innsbruck ist eine Stadt mit eigenem Stadtrecht - Igls würde durch seine

Ausgliederung seine Sonderstellung als
Teil einer Stadt mit eigenem Statut verlieren und zu einer "normalen" Landgemeinde werden. Es würde nicht mehr zur
"Olympiastadt" gehören. Wollen das die
Igler wirklich?

Eine Reihe neuer Aufgaben
Was derzeit noch in Igls so erstrebenswert
scheint, hat finanziell beinharte Folgen:
Als eigene Gemeinde müßte Igls eine
ganze Reihe von Aufgaben administrieren,
die heute von der Stadtverwaltung mitbe-

sorgt werden. Igls brauchte ja nicht nur ein
eigenes Gemeindeamt (und Gemeindebedienstete). In den eigenen Verantwortungsbereich der Gemeinde kämen künftig: die
örtliche Sicherheitspolizei, die örtliche
Straßenpolizei, die Verwaltung der eigenen Verkehrsflächen und vieles andere
mehr - bis hin zum Rettungs- und Bestattungswesen. Was das kostet und mit welchen Einnahmen Igls rechnen könnte,
hat die Finanzabteilung des Stadtmagistrats aufgelistet (Bericht auf den Seiten 4
und 5).

Große Sprünge
wären nicht möglich
Gewiß sind alle diese Aufgaben zu bewältigen, andere Gemeinden können das auch,
und niemand zweifelt daran, daß die
tüchtigen Igler imstande wären, dies zu
"managen". Nur soll die Fülle der neuen
Aufgaben samt ihren Kosten weder verschwiegen noch verdrängt werden in der
Euphorie darüber, daß man auch einen eigenen Gemeinderat, daraus einen Gemeindevorstand und einen eigenen Bürgermeister wählen könnte, der ein "Igler" wäre...
Ob die Igler, wie man sie glauben macht,
künftig auch in Igls heiraten könnten,
müßte sich erst herausstellen. Aldrans,
Lans und Sistrans bilden (gerade aus finanziellen Gründen) einen eigenen
"Staatsbürgerschaftsverband". Er hat seinen Sitz in Sistrans und besorgt auch die
Aufgaben des Standesamtes für die drei
Gemeinden. Ob sich Igls ein eigenes Standesamt leisten könnte, wäre derzeit wohl
eher fraglich.


Bleibt die Buslinie, wenn Igls
nicht mehr zu Innsbruck gehört?
Als Innsbrucker Stadtteil wird Igls - wie auch die Bewohner gern bestätigen von den Innsbrucker Verkehrsbetrieben auch an Sonn- und Feiertagen gut bedient:
Die halbstündige Busverbindung durch die Linie " J " erfreut sich großer Beliebtheit;
die "Linie 6 " dient stärker dem Ausflugs- und Naherholungsverkehr. Bleibt das alles so,
würde Igls eine selbständige Gemeinde?

Daß die Innsbrucker Verkehrsbetriebe
stark defizitär sind, ist bekannt - und auch
der Grund dafür: Die IVB dürfen ihr
Streckennetz nicht, wie ein privates Verkehrsunternehmen, nur auf gut frequentierte und somit gewinnträchtige Relationen
beschränken,
sondern
sind
verpflichtet, auch "unrentable" Strecken
im Stadtgebiet zu bedienen - selbst in den
Abendstunden. Sie erhalten dafür von der
Stadt Innsbruck beachtliche Zuschüsse zu
notwendigen Investitionen und zum Betriebsabgang. Im Jahre 1992 mußte die

Stadt Innsbruck den IVB für diese
Zwecke 87,1 Millionen S beisteuern,
1993 werden es 108 Mio. S sein.
Daher ist Innsbruck, schon aus finanzieller
Verantwortung gegenüber den eigenen
Bürgern, verpflichtet, von den bedienten
Gemeinden auch finanzielles Engagement bei der Erhaltung der IVB-Linien
zu verlangen: Das Geld würde ja sonst für
andere wichtige Aufgaben fehlen. Die
Stadt Hall sieht das ein: Bürgermeister
Dr. Josef Posch sicherte erst jüngst den
IVB eine Million Schilling als Zu-

schuß für neue Busse auf der Linie "4" zu.
Zu Igls: Die Linie "6" hatte 1992 einen
Betriebsabgang von 4,7 Mio. S, für den
Betrieb der Buslinie "J" mußten 1,6 Mio.
S zugeschossen werden. IVB-Vorstand Dr.
Bernhard Mazegger: "Ich kann mir nicht
vorstellen, daß wir weiterhin eine Linie in
diesem Umfang auf Kosten der Stadt
führen, wenn Igls nicht mehr zu Innsbruck
gehört. Außer man schränkt sie so ein, daß
sie kostendeckend fährt."
Bleibt Igls ein Stadtteil von Innsbruck,
steht der "Igler Bus" nicht in Frage.
Gehört Igls nicht mehr zu Innsbruck,
müßten sich die Verantwortlichen
Leichtfertigkeit im Umgang mit Innsbrucker Steuergeldern vorwerfen lassen, würden sie den Abgang weiter bezahlen wie bisher.


STADTNACHRICHTEN - SONDERNUMMER IGLS - 30. NOVEMBER 1993

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