Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.10

- S.53

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100 Jahre Andreas-HoferDenkmal am Bergisel
Das heute bei jeder Stadtrundfahrt durch
Innsbruck als Sehenswürdigkeit besuchte
Andreas-Hofer-Denkmal am Bergisel wurde vor 100 Jahren - exakt am 28. September 1893 - enthüllt. Im Zusammenhang mit
der Tatsache, daß das Jahr 1893 für Innsbruck in mehrfacher Weise bedeutungsvoll
war - erinnert sei an die in diesem Jahr veranstaltete Tiroler Landesausstellung, die
Errichtung des Landeshauptschießstandes
in der Arzler Au (= heute Olymp. Dorf) -

Von Josefine Justic
und diese Ereignisse sogar den Besuch des
Kaisers erwirkten, mag ein kurzer Blick
zurück zur Entstehung dieses Denkmals
von Interesse sein.
Oberst Alois Edler v. Knöpfler, der Kommandant des Tiroler Jägerregimentes "Kaiser Franz Joseph I.", setzte im Jahre 1880
erste konkrete Schritte zur Errichtung eines
Denkmales auf dem Bergisel für "den tapferen Anführer der Tiroler und größten
Patrioten des Landes, Andreas Hofer".
Unter seiner Ägide gründete sich am
29. November desselben Jahres ein
Komitee zur Errichtung des Denkmals,
dem u. a. der Landeshauptmann von
Tirol, Dr. Wilhelm v. Bossi-Fedrigotti,
der Bürgermeister von Innsbruck, Dr.
Heinrich Falk, Alt-Bürgermeister und
Sparkassen-Vorstand Carl Adam und
der Stadtpfarrer von Innsbruck, Dekan
Dr. Johann Kometer, angehörten. Eine
der Hauptaufgaben des Komitees be
stand darin, Spenden für das Denkmal aufzubringen. Mit großem Einsatz in Form von Aufrufen nicht nur
im Tiroler Raum, sondern in allen
Kronländern, konnte bis 1887 die
Summe von 25.000 fl an Spenden
gesammelt werden. Dies sollte als
finanzieller Grundstock für das Denkmal genügen, und das Komitee ging
daran, den ausführenden Künstler zu
finden. Ein Schreiben vom 16. April
1887 an den in Wien lebenden, jedoch aus
Graun im Vinschgau stammenden, überaus
bekannten Bildhauer Heinrich Natter wurde von diesem Künstler positiv beantwortet, indem er sich mit folgenden Worten
dazu äußerte: "Man hat ja nur einmal im
Leben die Freude, für den größten Helden
des engeren Vaterlandes ein Denkmal
schaffen zu dürfen!"
Am 3. April 1888 wurde Heinrich Natter
vom Komitee offiziell mit der Ausführung
des Andreas-Hofer-Denkmales betraut.
Ein Denkmal-Entwurf, den der Bildhauer
nach eingehenden Vorstudien - Natter be-

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Bild zu schatten,
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welches uns Hofer als
feurigen Commandanten einer eben im Gefecht befindlichen Truppe vorführen sollte.
Damit trat der Künstler naturgemäß in
schroffen Gegensatz zu den Vertretern jener
Richtung, welche der Ansicht Ausdruck
verleihen, daß Hofer seine weltgeschichtliche Bedeutung nicht als Commandant der
aufständischen Tiroler, sondern als Vertrauensmann des ganzen Volkes und als ein bis
zum Tode getreuer Verfechter der Freiheit
und Unabhängigkeit desselben vom fremden Joche erlangt habe...."
Trotz zeitweiliger Anfeindungen arbeitete
Heinrich Natter mit großem Engagement
an der weiteren Ausführung des Denkmales und vollendete die Modelle für das
Standbild mit den beiden Adlern und der
Inschriftenplatte bereits im Jahre 1889.
1890/91 fertigte Natter die Gipsstatuen für
den Bronzeguß an. 1890 mußte er krankheitsbedingt zeitweilig die Arbeit unterbrechen. Ende des Jahres 1891 reiste der
Künstler ein letztes Mal nach Inns—11 brück, um mit dem Denkmal-Komitee
letzte Unklarheiten bezüglich des
Sockels auszuräumen und seine Vorstellungen durchzusetzen.
Zurückgekehrt nach Wien wurde Heinrich Natter erneut schwerst krank,
konnte die Arbeit am Denkmal nicht
mehr mit eigenen Händen weiterführen,
ja erlebte nicht einmal mehr dessen
Vollendung. Er erlag am 13. April 1892
unerwartet seinem Leiden.
Die Überwachung der Arbeiten am
Andreas-Hofer-Denkmal
wurde
nun von Architekt Heinz Miksch
übernommen, der Guß des gesamten Kunstwerkes leitete der Erzgießer Tourbain in Wien.
Am 19. August 1892 langte die
Statue von Wien in Innsbruck ein,
wurde in einem nicht ungefährlichen Transport auf den Bergisel
gebracht. Nachdem ein mehr als
10.000 kg schwerer Porphyrblock
aus Branzoll vom dortigen Unterneh"Andreas-Hofer-Standbild auf dem Berg-lsel" auf der mer Johann Lentsch nach den Plänen
Neujahrs-Entschuldigungskarte der Gemeinde Witten von Heinrich Natter als Denkmalfür das Jahr 1894. Lithographie von K. Redlich
Sockel fertiggestellt und nach Innsbruck transportiert worden war, konnte das Andreas-Hofer-Denkmal auf seinem
trachtete, wie er im Munde des Volkes lebt,
endgültigen Standort aufgestellt werden.
als eines biederen, charakterfesten und
Dort blieb der "erzene Hofer" ein Jahr lang
treuen Mannes, welcher durch diese seine,
verhüllt stehen, bis er am 28. September
auf tiefreligiöser Ueberzeugung gegründe1893 in Anwesenheit von Kaiser Franz Joten Eigenschaften zum Vertrauensmann
seph I., zahlreicher Schützenabordnungen
und Führer des Volkes wurde, gieng (!)
aus ganz Tirol und vieler geistlicher und
Heinrich Natter bei der Schöpfung seines
weltlicher Würdenträger feierlich enthüllt
Denkmales von dem Ziele aus, für den
und geweiht worden ist.

Bergisel als einen Kampfplatz ein Hofer-

suchte das Passeiertal, die Heimat Andreas
Hofers, ließ sich dort dessen abgetragene
Kleidungsstücke zeigen - dem Komitee vorlegte, wurde von diesem mit einigen unerheblichen Abänderungen angenommen.
Aber nicht alle Zeitgenossen fanden Gefallen an dem vorgeschlagenen Denkmal. In
einem Artikel im "Boten für Tirol" von
1893 (Nr. 221, S. 1780) findet E. Jung die
Erklärung für diese nicht von allen geteilte
Akzeptanz wie folgt:...."Der Grund hierfür
liegt in dem Umstände, daß die Auffassung
des Natter"sehen Hofer-Standbildes von
dem in der Hofkirche zu Innsbruck errichteten und von Professor Schaller geschaffenen erheblich abweicht. Während letzterer
ein ideales Bild jenes Hofer zu schaffen

STADTNACHRICHTEN - OKTOBER 1993

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