Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.12

- S.6

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Amtsblatt Nr.12
„Forben, Rupfen, Nauschgolt, rots Popier, Leimb, Nägl
u. dergl.", 3. auf „Zimerleit", 4. „Tagwercher und Weiber,
so die Rupfen, Popier und Nauschgolt Zusamben genot, Doien
(d. s. TannenZweige) gehackt" usw. und 3. auf die Fuhrleute,
die das Holz, Bretter, Bäume, Äste usw. herbeiführten. Unter
den Malern, die bei der Aufstellung halfen und insgesamt
104 Gl. 29 kr. erhielten, finden sich einige bekannte Namen.
An erster Stelle wird Michael Waltman jun. (geb. 1640,
gest. 1682) nach Fischnalers Chronik V.) genannt, der für
8 Tage Arbeit 24 Gl. erhielt. Seinen Zwei „Jüngern" verehrte man 1 Gl. Trinkgeld. Bonaventura Schor (geb. 1624,
gest. 1692) bekam für 6 Tage je 1 Gl., ebenso Simon M i l dorfer (aus Straubing, gest. 1722) für 5 Tage. Letzterer ritt
eigens von Schwaz herauf, was auch 1 Gl. kostete. Karl Liebl,
der 1678 Innsbrucker Bürger wurde, verdiente sich nur 1 Gl.
für einen Tag. Außerdem hatte ein Graf Künigl noch einen
Maler Joachim N. von auswärts herbeigerufen, ebenso wie
man I o h . Schefferle kommen ließ und Paul Anhaufer von
Hall. Auch die Gesellen des Malers Hans Da-r und der Frau
Heilerin, vermutlich der Witwe des Malers Maximilian Zeller
lgeb. 1631, gest. zirka 1675), arbeiteten mit. Zwei ungenannte

Bildhauer verrechneten 7 Gl. 30 kr. Hans Hän, wohl der 1690
verstorbene Wachsbossierer, „so die Fricht ausdrückt", forderte
9 Gl. 30 kr. Als letztes wurden noch 6 Gl. für „Herrn Iezl,
Sigschneider", den Schöpfer des Kupferstiches eingetragen.
Die Kosten der notwendigen Materialien, wie Farben, Nupsen, Rauschgold, rotes Papier usw. betrugen 134 Gl. 31 kr.
Aus diesem Abschnitt erfährt man, daß der Binder Stefan
Zächenter, „so die PänZlen (d. s. die Fäßchen) Zu den wilden
Mandern gemacht", 1 Gl. 30 kr. erhielt. Die Rechnung der
Zimmerleute machte nur 29 Gl. 3 kr. aus. Dabei war aber
auch schon der Abbruch der Triumphpforte, der anfangs September stattfand, mitbezahlt, sowie die „Aufrichtung des Glandcrs auf der Prugen und der 2 Doflen bei den Durn". Der
Maurer, „so das Gewölben mit seinen Gehilfen ausgeweißt
bei dem Mpruggen Dor", kostete 36 kr. Die Tagwerker und
Frauen erhielten 27 Gl. 1 kr. Wie aus diesem Abschnitt ersichtlich ist, wurde auch Moos, Vaumbart und Eichenlaub in
größeren Mengen verwendet. Die Fuhrleute verlangten nur
8 Gl. 57 kr. Die Gesamtausgaben für die Ehrenpforte betrugen somit die ganz ansehnliche Summe von 304 Gl. 21 kr.
(Schluß folgt.)

Das lnnsbrucker 8tadtarckw
5tadtkundlicne oetträge ?um Amtsblatt der 6aunauptstadt Innsbruck von l)r. Xarl5cnadelbauer

Vor liundert
1839 — Dezember:
2. wird dem Webergesellen Jos. Mefmer aus Nassereith wegen
mehrfacher Brandlegungen auf der Bühne vor dem Regierungsgebäude das Todesurteil verkündet. Erstmals legte er am 7. Mai
1836 in Mals Feuer, wobei 19 Häuser und 17 Stallungen niederbrannten, dann in Mauls (23. Dezember 1836), Fügen (7. Jänner 1837), Zeil a. I . (29. März 1837). Kematen (1. Jänner 1839)
und Wattens (28. Jänner 1839). Der Gesamtfchaden allein dieser
Brände betrug 113.000 Gl.
— kündigt der Ausschuß des Ferdinandeums im „Intelligenzblatt" an, daß für die Mitglieder des Museums „alle Mittwoch
abends von 6 bis 9 Uhr im Sitzungssaal des Museums eine
wissenschaftliche Konversation" stattfinde.
— empfiehlt die Wagner"sche Buchhandlung zu Gefchenkzwecken
eine Reihe von Taschenbüchern und Kalendern, wie z. B. die
Taschenbücher „ I r i s " (6 Gl.), „Immergrün" (4 Gl. 48 kr.), „Fortuna", „Cyanen", „Gedenke Mein!" und „Iduna", den Ball- und
Mllsken-AImanach „Terpsichore", einen „Geschichts- und Erinnerungs-Kalender", e.inen „Haus- und Anekdoten-Kalender", „Littrows-Kalender" usw.
4. wird Leopold Graf Künigl, Gubern. Sekretär, zum Hauptmann und Kommandanten der städtischen Schützendivision erwählt.
5. wird der obgen. Vrandleger Mesmer, der am Vortage seiner
Hinrichtung noch weitere 5 Brandlegungen in Elmau, Wörgl und
Nieder-Vintl eingestand, auf einem Leiterwagen in Begleitung von
zwei Kapuzinern zur Richtstätte auf dem Priglbau geführt. Den
Wagen bewachten Dragoner und 2 Kompanien des Regimentes
Baden. Eine ungeheure Menschenmenge aus allen Orten der Umgebung sah zu. Der Scharfrichter Vollmayr vollstreckte das Urteil
mittelst des Stranges in einer Minute.
11. wird mittelst Trommelschlages bekanntgemacht. daß im Bezirk Silz 3 wütende Hunde herumlaufen und daher die Hunde im
Hause zu behalten seien, widrigensfalls sie sofort erlegt würden.
I n Wilten habe sich einer dieser Hunde gezeigt und einen anderen
gebissen. Nachträglich wurde diese Verfügung dahin abgeändert,
daß die Hunde an der Schnur geführt werden mußten.
12. veröffentlicht im „Voten" der Dr. med. Ferd. Fritz, k. k.
Regimentsfeldarzt und Vorsteher der Wasserheilanstalt zu Mühlau
eine „Skizze über die Heilmethode des H. Vine. Prießnitz in

Gräfenberg — als Resultat eines im Februar und März l. I . daselbst ftattgefundenen Aufenthalts und eigener dreijähriger Ausübung entworfen". Fritz sagt, daß er nunmehr diese Wasserheilanstalt das 2. Jahr leite und diese Ausführungen mache, um „dem
allgemeinen Interesse an dieser Kurmethode und der besonderen
Teilnahme, welche von vielen Ärzten seiner Anstalt durch Besuche,
brieflichen Verkehr und Zusendung von Kranken bewiesen würde",
zu entsprechen. I n feinen umfangreichen Ausführungen erzählt
Fritz z. B. folgenden Heilerfolg: „Ich selbst behandelte hier in
Innsbruck einen Grenzjäger mit einer frisch entstandenen fieberhaften, gichtisch-rheumatischen Entzündung sämtlicher Hand- und
Fußgelenke in dem Grade, daß selber weder Finger noch Zehen
bewegen konnte, und beim Heben in die Wanne erbärmlich jammerte, ein Fall, dergleichen ich sonst monatelang leidend und gelähmt sah. Und der Mann ging den 6. Tag von der Wanne ins
Bett, vom 14. an täglich nach MUHlau in die Douche und zurück,
und den 30. vollkommen gesund aus dem Spitale."
21. wird im Gasthaus zum goldenen Löwen von einem F. I .
Frühbeck aus Wien ein optisches Cosmorama mit Ansichten von
Wien, Moskau usw. gezeigt.
24. werden die Neujahrsentschuldigungskarten im Stadtmagistrat
von 9—12 und 3—6 Uhr gegen den bisher üblichen Betrag von
24 kr. ausgegeben.
28. empfiehlt das Gasthaus zum weißen Kreuz „ganz frisches
Schwarzmildbret sowie Fasanen und Rephühner um billige Preise".
— wird folgende bemerkenswerte Notiz im „Intilligenzblatt"
veröffentlicht: „Es hat eine Frau auf ein goldenes Kette! Geld
geliehen und sie erinnert sich nicht mehr an den Ort, wo sie dasselbe hingegeben hat. Sie bittet den Redlichen, der das Kettel als
Hypothek besitzt, dasselbe an die Redaktion dieser Blätter abzugeben, wofür er den vollen Wert des Goldes erhalten wird."
Anfangs Dezember wird die von Ioh. Georg Gröber gebaute
Orgel in der Wiltener Stiftskirche ausprobiert und findet großes Lob.
Auch im Dezember herrschte noch eine außergewöhnlich milde
Witterung, so daß man zwei Tage vor Weihnachten oberhalb
Hötting frische, eßbare Schwämme fand. I n einem Garten blühten
vier Rosen auf, und auf den Feldern gab es da und dort Blumen.
Am Weihnachtstag selbst war es so warm, daß die Wirtshausgärten
„von Besuchern wimmelten, welche im Freien so behaglich saßen
und tranken, wie nur immer in einer stark vorgerückten Frühjahrszeit".