Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.7

- S.35

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Das Stadtteilwappen von Praçltzia:
Auch in dieser Nummer kann ein neues
Stadtteilwappen vorgestellt werden - jenes
von Pradl. Dem Namen dieses bevölkerungsreichen Stadtteiles zwischen der Sili
im Westen und Norden, der Reichenau im

daß Pradl bis zu seiner freiwilligen Eingemeindung nach Innsbruck (mit Wirkung
vom 1. Jänner 1904) eine Fraktion der
Dorfgemeinde Amras war. Die Bedeutung
von Pradl und die Entwicklung eines gewissen Eigenlebens dieses Ortsteiles nahm
von dem Zeitpunkt an erheblich zu, als
Von Stadtarchivdirektor Univ.sich in Folge der Gründung des Marktes
Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
bzw. der Stadt Innsbruck die vermehrte
Notwendigkeit ergab, das südöstliche
Talgebiet von Amras, Ampaß etc. bzw. die
Osten (Linie Prinz-Eugen-, Kravogl- und
alte Römer- und südseitige Hauptstraße
Egerdachstraße) und dem Stadtteil Amras
des Tales durch einen Fahrweg mit dem
im Süden (östliche Wiesengasse, südliche
um 1165/70 errichteten neuen Markt an
Amraser und Grenzstraße bzw. Kranewitder neuen Innbrücke bzw. mit diesem
terstraße) kommt deshalb in der Geschichneuen Verkehrs- und Wirtschaftszentrum
te der Topographie Innsbrucks besondere
zu verbinden, welches wenig später auch auf die Südseite des Inn
vergrößert wurde und um 1187/
1204 zur Stadt aufgestiegen ist.
Dem entsprechend entwickelte
sich der Siedlungskern von Pradl
(urkundlich
1173
"Predele")
nicht inmitten der Pradler Wiesenflur, sondern unmittelbar an
der Pradler Sillbrücke. Die landwirtschaftlichen Güter von Pradl
konnten auf diese Weise weiterhin und ohne wesentliche Einschränkungen genützt und bewirtschaftet
werden. Erhalten
geblieben ist dadurch auch jene
für Innsbruck einzigartige Flureinteilung von Pradl, die - durch
die Linie
der
Römerstraße
(= Wiesengasse) vorgegeben -,
im neuen Stadtteilwappen ebenso
Berücksichtigung fand, wie der
römische Meilenstein an der
Das neue Stadtteilwappen von Pradl. Nach einem Entwurf Wiesengasse:
von F. H. Hye, heraldisch-graphisch gestaltet von Gustav
Das
Pradler
Stadtteilwappen
Sonnewend.
zeigt nämlich in schrägrechts geteiltem Schild heraldisch-rechts in silberBedeutung zu, weil er am Talboden des
nem Feld auf schwarzem Schildfuß den
Innsbrucker Beckens der einzige Flurname
römischen Meilenstein an der Wiesengasrömischen oder alpenromanischen Urse und heraldisch-links in grünem Feld
sprungs ist. Nach Karl Finsterwalder, dem
drei waagrechte silberne Balken.
Altmeister der Etymologie in Tirol, leitet
Der genannte Meilenstein stellt dabei nicht
sich der Name Pradl vom romanischen
Mengenbegriff zu "pratum" (= Wiese),
d. h. vom Wort "pratalia" (= Wiesenfläche) her. Umgesetzt in die siedlungsgeschichtliche Realität besagt dies, daß die
weite Wiesenflur von Pradl auf der rechten
Seite des Mündungsschwemmkegels der
Sili bereits vor der bayerischen Landnahme um 600 von den Amraser Bauern zu
Wiesengrund kultiviert worden ist.
Daß diese erste Phase der Kultivierung
von Amras her durchgeführt wurde, wird
durch zwei Fakten illustriert: Einmal
durch den vorrömischen Ortsnamen von
Amras, der sich demnach seit mehr als
2000 Jahren von Generation zu Generation
erhalten hat und damit eine klare Aussage
zum Alter dieser Landgemeinde beinhaltet, und andererseits durch die Tatsache,
Der römische Meilenstein an der Wiesengasse.

STADTNACHRICHTEN - JULI 1993

nur für Innsbruck,
sondern auch aus
gesamttirolischer
Sicht eine Besonderheit dar, zumal
es - abgesehen von
Südtirol - in ganz Nordtirol nur noch drei derartige
Meilensteine gibt, die sich an ihrem ursprünglichen Standort befinden, nämlich
einen bei Holzleiten, einen in Reith bei
Seefeld und eben den Pradler Meilenstein
an der Wiesengasse.
Die sieben abwechselnd grün und silber
tingierten waagrechten Streifen hingegen
erinnern einerseits an den Ursprung des
Namens Pradl von lateinisch "pratalia"
(= Wiesenfläche) sowie andererseits an die
oben bereits angedeutete, im Straßennetz
von Pradl noch heute nachlebende Flureinteilung dieser großen Wiesen- und Ackerfläche, welche vom unteren Ende des
Paschbergs bis in den alten Ortskern von
Pradl in sieben parallele, Ost-West verlaufende "Gestöße" gegliedert war. Voneinander abgegrenzt waren diese "Gestöße"
durch einstige Feldwege, die sich bis in
unsere Tage fast durchwegs zu Fahrstreifen entwickelt haben. Konkret handelt es
sich dabei - von Süden nach Norden - um
den Paschberg weg, die Wiesengasse
(= alte Römerstraße), die Kaufmann Straße,
die Burgenlandstraße (Südring), die PacherStraße, die Anzengruber- bzw. Kranewitterstraße, die Hörmann- und Gumppstraße sowie als nördliche Begrenzung
des siebten "Gestößes" um die Gaswerkund Amthorstraße. Diese uralte Flureinteilung, die beinahe das gesamte Gebiet des
heutigen Stadtteils Pradl umfaßt und weitgehend sein aktuelles Straßennetz bestimmt hat, findet in keinem anderen
Stadtteil Innsbrucks ein vergleichbares
Gegenstück und kann daher ebenso wie
der römische Meilenstein in der Wiesengasse als Pradler Spezifikum bezeichnet
werden.
Abschließend darf der Verfasser mitteilen,
daß die Obleute und
Repräsentanten
der
Pradler Vereine bei einer von Herrn Kurt Eigenstiller, dem Repräsentanten der Interessengemeinschaft
der
Pradler Kaufleute, zum
4. Mai d. J. einberufenen Sitzung im Pradler
Schützenheim den vom
Verfasser vorgelegten
und erläuterten Entwurf dieses Wappens
einstimmig angenommen und zum Stadtteilwappen von Pradl
(Foto: M. Hye) deklariert haben.
B

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