Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.7

- S.33

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1993_Innsbrucker_Stadtnachrichten_07
Ausgaben dieses Jahres – 1993
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Erster Gesundheitsbericht für Innsbruck
liegt vor, Gesundheitsstudie in Arbeit
In zeitraubender Kleinarbeit hat die Abteilung für Gesundheit und Umwelt des Stadtmagistrates (Abt. VII) den ersten "Gesundheitsbericht für Innsbruck" erstellt. Diese
Sammlung einschlägiger Daten und Fakten dient Fachleuten, aber auch Politikern, denen
soziale und gesundheitspolitische Fragen Anliegen sind. Erfaßt sind die Jahre 1991/92.

(Eiz) "Diese Daten über das Gesundheitswesen dienen nicht nur der Information,
sondern haben auch Planungsrelevanz bei
der Qualitätssicherung und -Verbesserung
des Gesundheitssystems", beurteilt Gesundheitsstadtrat Komm.-Rat Peter Moser
das 120-Seiten-Buch, zu dem er den Anstoß gegeben hat und das er gemeinsam
mit Bürgermeister Romuald Niescher auf
einer Pressekonferenz am 1. Juli vorstellte.
"Dabei muß immer deutlich bleiben, daß
die Gesundheitsberichterstattung zwar
Entscheidungen im politischen Raum vorbereiten, diese aber nicht ersetzen kann"
(Moser). - Die Hauptarbeit für den nun
vorliegenden Bericht leisteten Stadtphysika Dr. Doris Renner, ihr Stellvertreter, Dr.
Ber Neuman, und der Leiter des Prophylaxeprogramms, Eduard Hofer.
Noch heuer soll außerdem eine derzeit in
Arbeit befindliche Studie über "Gesundheitsbewußtsein,
Gesundheitsverhalten
und Gesundheitszustand der Innsbrucker
Bevölkerung" fertig werden, die das Insti-

tut für Biostatistik der Universität Innsbruck im Auftrag der Stadt macht. Diese
Studie soll auch die Innsbrucker Stadtteile
durchleuchten.
Die Zahlen des Gesundheitsberichtes zeigen, daß Innsbruck durchaus den Trend
vergleichbarer Städte widerspiegelt. Nur
bei der Säuglingssterblichkeit weicht Innsbruck ab: In Österreich beträgt sie 7,5 Promille, in Tirol liegt sie bei 8, in Innsbruck
bei 9,7. Geplant ist, daß eine Arbeitsgruppe die Ursachen dafür ergründet.
Bemerkenswert bei den Infektionskrankheiten: "Seit einigen Jahren häufen sich in
Mitteleuropa die Salmonellosen epidemisch." Sie werden vorwiegend durch Geflügelprodukte übertragen. Küchenhygiene
minimiert das Infektionsrisiko.
An Schrecken verloren (und an der Zahl
der Fälle abgenommen) haben die "alten"
Geschlechtskrankheiten - im Gegensatz zu
Aids. "Aids bekommt man nicht, man holt
es sich." Hier wird der Bericht bewußt
deutlich: Nicht möglich ist die Übertra-

gung durch soziale Kontakte, Zusammenleben in der Familie, Tröpfcheninfektion,
Insektenstich. Sehr wohl jedoch durch (ungeschützten) Geschlechtsverkehr, durch
die werdende Mutter auf das Kind, gemeinsamen Spritzengebrauch bei Süchtigen. Bis Ende 1991 wurden an der Hautklinik 213 HIV-Infizierte aus Tirol betreut.
Der Anteil der Heterosexuellen daran
steigt. Bei 49 Patienten kam Aids zum
Ausbruch, 26 starben bis Ende 1991. Die
Mediziner nehmen an, daß 0,5 % der Männer zwischen 25 und 45 Jahren in Innsbruck HIV-positiv sind!
Die Impfbereitschaft läßt gelegentlich zu
wünschen übrig, verrät der Bericht. Bei
Masern etwa ist das schlecht, befinden wir
uns doch in einer "kleinen Masern-Epidemie" (Dr. Neuman). Der Suchtgiftmißbrauch steigt - immer jüngere Menschen sind betroffen, Opiatdelikte nehmen
zu. Hier wie bei Aids (und in anderen Bereichen) herrscht Handlungsbedarf der Gesellschaft.
Auch dies verrät der Bericht: 1991 wurden
im städtischen Gesundheitsamt 4.911 Patienten untersucht und 282 umweltmedizinische Stellungnahmen und Gutachten erstellt.


Lehrlingsausbildung: Stadtwerke in zwei
Instanzen rehabilitiert - Journalist verurteilt
In ihrer September/Oktoberausgabe 1989 hat die Zeitschrift Römer - die inzwischen
sanft entschlafen ist - einen skandalisierenden Artikel über angebliche Mißstände bei der
Lehrlingsausbildung der Innsbrucker Stadtwerke veröffentlicht. Die Verantwortlichen
des Kommunalunternehmens haben s o f o r t geklagt. Nun liegt das Urteil des Oberlandesgerichtes Innsbruck (zweite Instanz) vor: Artikelverfasser N o r b e r t Rief w u r d e verurteilt.
Die Stadtwerke sind spät, aber doch rehabilitiert.

(Eiz) "Skandalös - die Taugenichtsfabrik"
hatte Norbert Rief den Artikel im "Römer" überschrieben - und in dieser Tonart
ging es weiter. Von den Lehrlingen behauptete er: "Vom angestrebten Berufsziel
wird ihnen nichts vermittelt."
Es folgte die Schilderung (von einer Ausnahme abgesehen) namentlich nicht genannter Lehrlinge, die ihre Lehrzeit als
"sinnlos" und "verlorene Jahre" bezeichneten. (Woher dann die mit schöner Regelmäßigkeit ausgezeichneten Resultate von
Stadtwerke-Lehrlingen bei den Lehrabschlußprüfungen kommen, wurde nicht erklärt.)
Das Landesgericht verurteilte Norbert
Rief wegen des Vergehens der üblen
Nachrede zu 90 Tagessätze (je 250
Schilling), im Uneinbringlichkeitsfall zu

45 Tagen Ersatzfreiheitsstrafe - bedingt.
Die Berufung des Angeklagten wies das
Oberlandesgericht hinsichtlich der Ehrenbeleidigung der leitenden Bediensteten der
Stadtwerke ab (Zahl 7 Bs 208/92) und bestätigte in diesen Fällen in vollem Umfang
das Ersturteil. Einige Passagen aus der Begründung:
"Sowohl aus den vom Angeklagten gewählten Formulierungen als auch der
ganzen Tendenz des inkriminierten Aufsatzes geht klar hervor, daß es ihm weder
um eine anlaß- oder ausdrucksadäquate
sachliche Kritik oder gar um den Versuch
einer Hilfestellung für benachteiligte oder
bedrängte Lehrlinge ging, ... sondern daß
er durch seine reißerisch-diffamierende,
mit einem Wertungsexzess verbundene
Darstellung die Privatankläger in ihrer

STADTNACHRICHTEN - JULI 1993

Ehre treffen, ihnen übel nachreden ...
wollte."
Und wenig später: "Das vom Berufungswerber in Anspruch genommene Grundrecht auf freie Meinungsäußerung... vermag strafrechtlich relevantes Handeln
gegen die Ehre anderer Menschen nicht zu
decken oder zu sanieren, sondern findet
seine Grenze an eben deren Grundrechten,
etwa an jenem auf Schutz des guten Rufes..." Schon das Erstgericht hatte festgehalten, daß die "... aufgestellten Behauptungen im Kern unwahr sind, mögen auch
einzelne zutagegetretene Unzukömmlichkeiten vorhanden und der eine oder andere
Lehrling mit seiner Ausbildung unzufrieden (gewesen) sein". Solche "Kleinigkeiten, wie sie so gut wie in fast allen größeren Betrieben vorkommen", habe der
Angeklagte als ... das "dominierende
Merkmal" der Stadtwerke hingestellt, was
"nicht im entferntesten gerechtfertigt ist".
Norbert Rief sei nicht nur den Wahrheitsbeweis schuldig geblieben, "sondern hat
auch die ihm obliegende journalistische
Sorgfalt nicht aufgewendet".


21