Stadtnachrichten

Jg.1993

/ Nr.4

- S.34

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Die Rehabilitierung Galileo Galileis
Der Briefwechsel zwischen Galilei und Erzherzog Leopold V. in Innsbruck
In seinem Antwortbrief an den Erzherzog schreibt Galilei ironisch: "Heute weiß ich, wie
sehr
es
sich
gehört zu gehorchen und an die
Entscheidungen der
Oberen zu glauben als an
Beschlüsse, die höchsten Erkenntnissen
entspringen, an die mein kleiner Geist
nicht aus sich heraus heranreicht."
"Die Schrift, die ich ihnen übersende,
stützt sich auf die Erdbewegung und entVon Univ.-Prof.
hält einen jener physikalischen Gründe,
die ich im Anschluß an die Erdbewegung
Dr. Franz Daxecker
entwickelt habe. Ich empfehle sie Ihnen
daher als eine Dichtung oder viel mehr als
sere Kenntnis der Strukturen der physi
einen
Traum, und als solchen mögen sie
sehen Welt in gewisser Weise vom Wort
Euer Hoheit empfangen. Wie oft hängen
sinn der Hl. Schrift gefordert wäre."
die Dichter an ihren PhanDie "Salzburger Nachtasien und daher habe ich
richten" schreiben in ihrer
noch immer eine gewisse
Ausgabe vom 2. 11. 1992
§CU4^Ù
Schwäche für meinen
kritisch, "daß der Papst
Traum." Galilei lebte weimit der Bemerkung, Galiterhin in der Hoffnung,
leis Richter hätten "in gudaß es ihm trotzdem noch
tem Glauben gehandelt",
wttvt.
gelingen möge, das Lehrnicht nur das Opfer, sonamt der Kirche für das
dern auch die Täter freiheliozentrische System zu
gesprochen habe" und
gewinnen.
weiter: "Die Versöhnung
nU4t& mu, e*.
Im Tiroler Landesarchiv
zwischen Kirche und Wis"l^Metti*? ?i ï frù±. frlxn-t"t//te 4ttyef£h7ft64Ì a/ért mJ$v ?>" arnfrit£Z£>a befindet sich ein weiterer
senschaft war aber wohl
Brief Galileis vom 16.
ein Leitmotiv des Papstes,
• crmmiiniajnofo, <%»t tn s/tdCx. Ac#. arrux^ta-y^ "U-Jtn"^n. vuuücm. èu a-4^
April 1621 an den Erzherder den Prozeß der Rehazog Leopold V. (in italiebilitierung schon kurz
nischer Sprache), in dem
nach dem Beginn seines
er neben vielen HöflichPontifikates einleitete."
keitsformeln auf seine anDer Florentiner Galilei
geschlagene Gesundheit
vertrat das Weltbild des
hinweist.
Kopernikus, nach dem die
"• •""•" tf atit-Srn-fr
Erde um die Sonne kreist,
(Literatur dazu: Ludwig
und fand dafür auch wisBieberbach, "Galilei und
g•farijL tteJ~V
senschaftliche Beweise.
die Inquisition", München
" "itvh/ 9V
fotftùih"mJ"
/uio
Er unterschätzte aller1942. - "L"opere die Galidings den Widerstand jeleo
Galilei", Edizione Na%tec*?t<( itUa^fc^/UtSfaJj
UtJ
ner, die sich als Hüter des
zionale, Bd. XII, S. 390 alten Weltbildes sahen.
391. - Johannes HernieEin Prozeß wurde eingeben, "Galilei". Rowohlt,
iCjMIX XV-^t-^O—^.
leitet und am 25. Februar
Hamburg 1991.)

1616 erhielt Galilei von
:. ••//"• .... ..&
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Ott...
Kardinal Bellarmino die
Ermahnung, alles Irrtümliche seiner Auffassungen
ir (ÏHÏ*
aufzugeben. Sein Werk
"Dialog über die beiden
hauptsächlichsten Weltsy- Die erste Seite der Schrift Galileis über "Ebbe und Flut". Original im Tiroler LandesDie Unterschrift
steme, das ptolemäische archiv.
von Galileo Galilei.

Der "Osservatore Romano" berichtet in
seiner Wochenausgabe in deutscher Sprache vorn 6. November 1992 über eine Rede von Papst Johannes Paul II. vor der
päpstlichen Akademie der Wissenschaften:
"Das schmerzliche Mißverständnis zwischen Wissenschaft und Glauben gehört
der Vergangenheit an... Galilei habe in seiner genialen Vorstellungskraft erkannt,
daß nur die Sonne als Zentrum unseres
Planetensystems in Frage kommt. Die
Theologen hätten hingegen geirrt durch
das Festhalten an der Vorstellung, daß un-

und das kopernikanische" war dann der
Anlaß, daß er vor die Inquisition kam. Am
22. Juni 1633 schwor er seinem "Irrtum"
ab, Folterungen wurde er nicht unterworfen, er wurde zu Hausarrest verbannt.
Es bestanden verwandtschaftliche Beziehungen zwischen Florenz und Tirol: Cosimo II. Medici hatte 1608 Maria Magdalena von Österreich, die Schwester
Erzherzog Leopolds V und Kaiser Ferdinands II. geheiratet. Cosimo IL regierte von
1609 bis 1621 als Großherzog von Toscana. 1626 heiratete Leopold V. Claudia von
Medici. Erzherzog Leopold V (seit 1619
Gubernator von Tirol) hatte 1618 von Galilei dessen Schrift über die Sonnenflecken
erbeten, dieser kam dem Wunsch nach und
schickte ihm auch die Arbeit über "Ebbe
und Flut" zu, datiert vom Jänner 1616.
Diese 20seitige Handschrift Galileis befindet sich im Tiroler Landesarchiv.

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STADTNACHRICHTEN - APRIL 1993

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