Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.11

- S.39

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MARGARETE
VON ÖSTERREICH
Geboren am 10. Jänner 1480 in Brüssel als
Tochter des späteren Kaisers Maximilian I.
und M a r i a s von B u r g u n d , verlor
Margarete von Österreich schon zwei
Jahre später ihre Mutter und wurde knapp
3jährig dem Dauphin von Frankreich, Karl
VIII., als Ehefrau versprochen. Es war
dies ein im Vertrag von A r r a s
erzwungener politischer Akt, der zwischen
ihrem Vater und L u d w i g XI. von
Frankreich ausgehandelt wurde und zur
Folge hatte, daß das Kind Margarete am
24. April 1483 samt H e i r a t s g u t nach
Frankreich ausgeliefert und in Amboise
zur künftigen Königin F r a n k r e i c h s

Von Josefine Justic
erzogen wurde. Obwohl als "petite reine"
b e h a n d e l t , war es M a r g a r e t e doch
vergönnt, fröhliche Kinderjahre unter
Gleichaltrigen zu verleben und zu einem
aufgeweckten und belesenen Mädchen
heranzuwachsen.
Da unterdessen durch den Tod Herzog
F r a n z von der B r e t a g n e die d o r t i g e
Erbfolge aktuell geworden war, welche
Maximilian durch die prokuratorische
Eheschließung mit der Erbtochter Anna
von der Bretagne für sich zu entscheiden
im Begriff war, sandte Karl VIII. kurz
entschlossen seine Braut an ihren Vater
z u r ü c k und " r a u b t e " M a x i m i l i a n s
w e r d e n d e Gattin ( 1 4 9 1 ) , um so die
Bretagne für Frankreich zu
s i c h e r n . Wenige J a h r e
später begann Maximilian
seine bekannten spanischen
Heiratspläne zu entwickeln.
So h e i r a t e t e M a r g a r e t e
1497 in Burgos den
spanischen Infanten Juan
von Kastilien-Aragon. Die
Ehe und das junge Glück
währten jedoch nur kurze
Zeit, sechs Monate nach der
Hochzeit wurde Margarete zur
Witwe und verlor in der Folge
auch das Kind, das sie von Juan
erwartete. Zwei Jahre blieb sie noch am
s p a n i s c h e n Hof, k o n n t e dort ihre
S p r a c h g e w a n d t h e i t e i n b r i n g e n und
Einblick in die Regierungsarbeit ihrer
Schwiegermutter Isabella von Kastilien
gewinnen.

1500 kehrte Margarete jedoch in die Niederlande zurück und fungierte noch im
selben Jahr als Taufpatin ihres Neffen, des
späteren Kaisers Karl V. Ein
letztes Mal w i l l i g t e
Margareteein, sich verh e i r a t e n zu lassen,
diesmal befolgte sie
den W u n s c h ihres
Bruders, Philipp des
S c h ö n e n , und vermählte sich im Jahre
[501 mit Philibert von Savoyen. In
den folgenden,

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W^

für das Paar glücklichen Jahren, konnte
Margarete als Landesherrin bestehen und
ihre B e g a b u n g e n auf d i e s e m G e b i e t
einsetzen, zumal Philibert weit mehr an
T u r n i e r e n , J a g d e n und ä h n l i c h e n
Vergnügungen Gefallen fand, denn an
Regierungsgeschäften. Abrupt endete aber
auch diese Ehe durch den Tod des Gatten
im Jahre 1504.
N a c h d e m zwei J a h r e später a u c h ihr
B r u d e r p l ö t z l i c h v e r s t a r b und d i e
Niederlande ihren Regenten verloren,
kehrte Margarete in ihr Heimatland zurück
und wurde dort 1507 von ihrem Vater
als Statthalterin eingesetzt. Dieses Amt
hatte sie mit einer Unterbrechung von
1515 - 1518 bis zu ihrem Tode inne.
Ihr o b l a g es nun a u c h , die
Erziehung der in den Niederlanden
verbliebenen Kinder ihres Bruders
zu übernehmen.
Als S t a t t h a l t e r i n der h a b s burgerischen Lande im Westen
des Reiches zeigte M a r g a r e t e
großes Geschick in politischen
D i n g e n , Z ä h i g k e i t bei Verh a n d l u n g e n und F r i e d e n s liebe. Letzteres zeigte sich u. a.
im Frieden von Gambrai (1529
zwischen Frankreich und Karl
V ) , den sie zusammen mit der
Königinmutter von Frankreich,
ihrer S c h w ä g e r i n L u i s e von
Savoyen, durchsetzte. Als
" D a m e n f r i e d e n " ging er in die
Geschichte ein.
Am 1. D e z e m b e r 1530 v e r s t a r b
Margarete in Mecheln und fand ihre
letzte Ruhestätte im Kloster Brou in
Savoven an der Seite ihres Gemahls.
In der Hofkirche zu Innsbruck gibt
sie als eine der Bronzestatuen des
(leeren) Grabmales ihrem Vater
das "letzte Geleit".


Statue der Erzherzogin
Margarete von Österreich mit ihrem
Wappenschild in der Hofkirche zu Innsbruck
(Foto: Frischauf)

(Verwendete
Literatur:
Die
Habsburger. Ein
biographisches
Lexikon, hg. von Brigitte Hamann.
Wien 1988, S. S. 272 ff. - Elsa
Winker, Margarete von Osterreich,
Grande Dame der
Renaissance.
München 1966.)

STADTNACHRICHTEN - NOVEMBER 1992

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