Stadtnachrichten

Jg.1992

/ Nr.4

- S.46

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Nun hat auch Vili ein
Stadtteilwappen
Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

Im schrägrechts von rot über weiß geteilten
Schild zeigt das obere rote Feld eine Darstellung des aufrecht stehenden heiligen Bischofs
Martin von Tours mit Mitra und dem Hirtenstab in seiner linken Hand und zu seinen Füßen
die ihn kennzeichnende weiße Gans, während
das untere Feld eine möglichst realistische
Darstellung des vorgeschichtlichen Viller Bronzerädchens enthält.

N

ach den S t a d t t e i l e n A m r a s , R e i chenau, Neuarzl/Olympisches Dorf,
Hötting-West/Allerheiligen hat sich nun
auch Vili zur A n n a h m e eines eigenen
Stadtteilwappens entschlossen, während
Wüten (eingemeindet 1904), Hötting und
Mühlau (1938) schon vor ihrer Eingemeindung ein eigenes Wappen geführt haben.
Im Zusammenhang mit anderen Aktivitäten in Vili - die dortige St.-Martins-Kirche
erhielt vor 200 Jahren ihre heutige Gestalt, zu welchem Jubiläum das Stadtarchiv eine noch in diesem Jahr erscheindende Monographie über diesen Stadtteil
herausbringen wird - haben sich die Viller
zunächst in einer Besprechung der Vereinsobleute mit Stadtarchivdirektor Dr.
Franz-Heinz Hye am 10. Jänner getroffen
und schließlich in einer für alle Interessierten offenen Versammlung im Tiroler
Volksbildungsheim Grillhof am 19. Februar nach ausführlicher Diskussion mehrerer
Entwürfe, ein gemeinsam erarbeitetes
Stadtteilwappen einstimmig angenommen.

Zu beiden Veranstaltungen hat der Obmann der Ortsbauernschaft, Franz Wopfner, eingeladen. Er konnte bei der öffentlichen Versammlung unter den zahlreichen
Teilnehmern u. a. auch den Hw. Herrn
Pfarrer von Igls-Vill, Klemens Halder
O.Praem. und den Direktor des Grillhofes,
Sieghard Matuella, begrüßen.
Als wesentliche Grundlage zur Meinungsbildung lagen der Versammlung eine Reihe von Wappenentwürfen vor, die von
Ing. Karl Zimmermann ausgearbeitet und
von Sen.-Rat Hye kommentiert und erläutert worden sind, wobei Elemente, wie der
ehemalige Viller See, die einstige Burg
Straßfried, der Kirchenpatron von Vili,
der hl. Martin und ein kleines vorgeschichtliches B r o n z e r ä d c h e n von den
Ausgrabungen am Goarmbichl zur Diskussion gestellt wurden.
Nach gründlicher Debatte einigte man
sich auf eine Kombination des Viller Kirc h e n p a t r o n s und des Viller B r o n zerädchens, womit das Stadtteilwappen
sowohl dem im Innsbrucker Stadtgebiet
einzigen Auftreten des hl. Martin als Kirchenpatron als auch dem einzigen Innsbrucker Freilichtmuseum - am Goarmb i c h l - g e r e c h t wird und auf zwei
Besonderheiten hinweist, die den Stadtteil
Vili deutlich von allen anderen Stadtteil
unterscheidet.
Von der am Goarmbichl ergrabenen LaTène-zeitlichen Siedlung (um 400 v. Chr.)
haben sich zwar Gebäudefundamente und
andere Funde, nicht aber der Name der
Siedlung erhalten.
Urkundlich treten uns der Ort und sein
Name als "villa Ville" erstmals erst 1251
entgegen, wobei der Ortsname als romanisch zu bezeichnen, also zumindest auf
Alpen-Romanen zurückzuführen ist, die
hier auch noch nach dem Untergang des
Imperium Romanum gelebt haben. Dieselbe Urkunde von 1251 informiert uns
aber nicht nur erstmals über den Ortsnamen dieses ehemaligen, 1942 eingemeindeten Dorfes, sondern enthält auch die er-

STADTNACHRICHTEN - APRIL 1992

ste Nachricht über die Viller Straße ("...
via tendens ad villam Ville") bzw. über
den Karrenweg von der Wiltener Silibrücke hinauf nach Vili, deren Trasse allerdings vor allem im oberen Teil einen
erheblich anderen Verlauf nahm als die
heutige Straße.
Ebenfalls schon damals erwähnt wird die
ehemalige Viller Burg "Strassfride" am
Dorfrand der Ortsterrasse knapp vor deren
S t e i l a b f a l l z u m Si 11 tal bzw. zu den
Gluirschhöfen (1251: Gluirs), die jedoch
bemerkenswerterweise nicht zu Vili, sondern zur Hofmark Wüten gehörten (heute
KG. Wüten).
Während somit Dorf, Burg und Fahrweg
bereits 1251 nachgewiesen werden können, läßt sich der Bestand der Viller Kirche erst seit 1397 urkundlich belegen - sie
wird also in wenigen Jahren 600 Jahre alt.
Ihre überregionale künstlerische Bedeutung erlangte die Kirche jedoch erst durch
den originellen Umbau von 1790/91, welchem 1792 ihre neuerliche Weihe folgte.
Diesem kirchengeschichtlichen Ereignis
wird in Vili daher der Vorrang eingeräumt, was in der eingangs angekündigten
Festschrift bzw. Monographie über Vili
dauerhaften Ausdruck finden wird.


Vorgeschichtliches Bronzerädchen vom Goarmbichl in Vili, stark vergrößert.
Foto: Richard Frischauf

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