Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.6

- S.6

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Amtsblatt Nr. 6
Seit Anfang des Jahres 1938 besitzt die Fürsorgestelle
Innsbruck nun endlich einmal auch die längst notwendig
gewordene Röntgenavvaratur, die aber nur für Durchleuchtungen bis jetzt verwendet wurde. Es wurden im Betriebsjahr 1938 1202 Durchleuchtungen bei Betreuten der
Fürsorgestelle vorgenommen.
178 Patienten wurden einer spezifischen Behandlung
unterzogen; 67 Pneumothorax-Nachfüllungen wurden
durchgeführt und 612 symptomatische Behandlungen ordiniert. 175 Patienten wurden an Spitäler und Heilstätten
zur Aufnahme überwiesen. 87 Erholungsbedürftige, besonders Kinder, wurden in Erholungsheimen und Ferienkolonien untergebracht.
I n 321 Fällen konnten materielle Unterstützungen vermittelt werden. I n 26 Fällen konnte durch die Hospitalisierung Schwerkranker oder durch Besserung der Wohnungsverhältnisse die Infektionsgefahr für die Mitbewohner vermindert oder beseitigt werden. I n 169 Fällen
wurden anderweitige hygienische Vorsichtsmaßregeln in
den Wohnungen durchgeführt. I n 11 Fällen wurde eine
Desinfektion der Wohnung veranlaßt. I n 72 Fällen wurden Hilfsmittel Zur Krankenpflege abgegeben. I n 65 Fällen konnten berufliche Erleichterungen und länger dauernde Krankenurlaube vermittelt werden. 830 ärztliche
Atteste, Gutachten und andere Schriftstücke wurden exhibiert. Von der Schwester wurden 1987 Dienstgänge und
Interventionen beim Armenamt, bei anderen Behörden
und bei karitativen Stellen geleistet.
I m Jahre 1938 starben in Innsbruck 95 Personen an
Tuberkulose, davon waren 46 der Fürsorgestelle bereits
während der Krankheit bekannt. Von den an Tuberkulose Verstorbenen starben 78 in Krankenanstalten und
17 in häuslicher Pflege.
I m Jahre 1939 wird sich das Bild der Tuberkulosebetreuung wesentlich ändern. Mit 1. Jänner 1939 wurde
die Tuberkulosen-Fürsorgestelle in Innsbruck als ein Teil
des städtischen Gesundheitsamtes der Stadt Innsbruck
übernommen und bekommt dadurch einen amtlichen
Charakter. Mit der Einführung des Gesetzes durch die
Vereinheitlichung des Gesundheitswesens vom 3. Juli

1934, RGBl. I, Seite 531, auf das Gebiet der Ostmark,
durch die Verordnung des Reichsministers vom 29. November 1938, RGBl. 1938, Teil I, Seite 1680, eingeführt
in Österreich durch die Kundmachung des Reichsstatthalters in Österreich pp. im Gesetzblatt für das Land Österreich 1938 vom 24. Dezember 1938, Stück 198, Seite 3305,
und der gleichzeitigen Einführung der Durchführungsverordnungen zu diesem Gesetze vom 6. Februar 1935,
RGBl. I, Seite 177, wurde die Tuberkulosefürsorge auch
in der Ostmark gesetzlich geregelt.
Die Tuberkulosefürsorge ist nunmehr eine gesetzliche
Pflichtaufgabe des städtischen Gesundheitsamtes und wird
Pflichtaufgaben zu erfüllen haben, die weit über den Rahmen dessen hinausgehen werden, was früher die Tuberkulosefürsorgen zu leisten hatten. Die Erfassung a l l e r
Tuberkuloseerkrankten in Innsbruck und deren Betreuung muß angestrebt werden. Durch die gesetzliche Anzeigepflicht der Arzte, durch eine regsame Tätigkeit der Fürsorgeschwester, durch Umgebungsuntersuchungen von
Familienmitgliedern Tuberkuloseerkrankter, durch Reihenuntersuchung von gefährdeten Betrieben, der Lehrerschaft usw. muß dieses Ziel erreicht werden. Nach Aufstellung der Heilplanung jedes einzelnen Tuberkulosekranken durch die Fürsorge übernimmt durch gut organisierte Zusammenarbeit den w i r t s c h a f t l i c h e n Teil
die Arbeitsgemeinschaft zur Bekämpfung der Tuberkulose.
Eine sehr schwierige Aufgabe wird es sein, die Tuberkuloseerkrankten leichterer Natur oder die von der Heilstätte Zurückgekehrten in den Arbeitsprozeß einzugliedern und für sie eine e n t s p r e c h e n d e Arbeit zu finden. Ein gutes Zusammenarbeiten mit den Arbeitsämtern
und eine ständige Überprüfung des Gesundheitszustandes
solcher Patienten wird oberste Pflicht sein.
Das sind nur einige der Ziele, denen einen guten Schritt
näher zu kommen, die Aufgabe des Jahres 1939 werden
wird. Der mit a l l e n Mitteln angestrebte Kampf gegen
die Tuberkulose hat begonnen. Ein gesunder Optimismus
und das Zusammenstehen aller Beteiligten muß uns die
erhofften Erfolge bringen.

Selolgsckattsausllug
der städtischen >^mter und ßetnebe
Am 21. Mai 1939 fand der erste gemeinsame Betriebsausflug der Gefolgschaft der städtischen Ämter und Betriebe an den Bodensee statt.
Die Tatsache allein, daß ein solcher Ausflug, an dem
1200 Gefolgschaftsmitglieder teilnahmen, überhaupt stattfinden konnte, bezeugt von dem neuen Geist, der mit dem
Nationalsozialismus in die Arbeiter- und Beamtenschaft
der Stadtgemeinde Innsbruck eingezogen ist.
Durch besonderes Entgegenkommen des Herrn Oberbürgermeisters der Stadt Innsbruck, Dr. Egon Denz, der
finanzielle Mittel zur Verfügung stellte, war es jedermann möglich, selbst dem niedrigst besoldeten Arbeiter, an
diesem Ausflug teilzunehmen.
Die Deutsche Arbeitsfront NS.-Gemeinschaft „Kraft
durch Freude", Kreisleitung Innsbruck, hat die Organisation des Ausfluges übernommen. Früh morgens konnten die Teilnehmer den bereitgestellten Sonderzug besteigen,
i
Der Wettergott war an diesem Tage vergrämt und so
weinte der Himmel unaufhörlich. Auf der Fahrt ins Oberinntal, hinter dem Arlberg und am Bodensee, in Fried-

richshafen und auf der ganzen Fahrt zurück bis nach
Innsbruck nichts als Regen, Regen, Regen... Doch die
Stimmung war trotzdem gut und durch allerlei Kurzweil
während der Fahrt immer mehr gehoben. Um so mehr als
an diesem Tage sämtliche Titel zu Hause gelassen wurden
und nur Kameraden und Kameradinnen die frohe Fahr:
mitmachten.
Betriebsdirektor Wurmhöringer, der sich für das Zustandekommen des Ausfluges fehr bemühte, wartete während der Fahrt mehrmals mit wohltuenden Überraschungen auf, fur die ihm noch heute allseits gedankt sei. Bald
hallten lustige Lieder zur Harfe oder Lautenklang durch
den Zug. Als der lange Zug auf dem Bahnhof in Vregenz
einrollte, erklang ein schneidiger Marsch der dortigen Eisenbahnermusikkapelle, die mit Bürgermeister Solhardt von
Bregenz nebst den Honoratioren der Stadt und Zwei
schmucken Dirndln in Bregenzer Tracht zur Begrüßung
erschienen waren.
Frühstück und Mittagessen wurden in den verschiedenen Gasthöfen von Vregenz eingenommen. I m „Deutschen Haus" spielte die zur Teilnahme an der Reise ein-