Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.8

- S.23

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ie Gründung des Kapuzinerklosters
Am 14. Mai 1582 feierten Erzher- tungen nur nach vorheriger Zuzog Ferdinand II. von Tirol und stimmung des päpstlichen Stuhdie blutjunge Erzherzogin Anna les geschehen dürfen, so ist es unKatharina von Mantua in der ser Wille, daß Du diese AngeleInnsbrucker Hofkirche Hoch- genheit Sr. Heiligkeit unverzügzeit. Der Chronist berichtet dar- lich vorlegest." (Vgl. Agapit Hoüber: „Kaum sechzehn Jahre alt henegger,
Geschichte
der
geworden, legte Anna Katharina Tirolischen Kapuziner-Ordenssich mit allem Zauber ihrer Zärt- provinz, 1. Band, S. 3 ff.)
lichkeit und mit allem Feuer ihrer Doch die Verhandlungen zogen
sich in die Länge. Erst am 4. Juni
Von Dr. Herbert Woditschka 1593 gab Papst Clemens VIII.
beim Generalkapitel der KapuziFrömmigkeit an das Herz ihres ner in Rom nach Besichtigung eiGemahls." In den folgenden Jah- nes Modells der Kirche und des
ren erwarb sie sich große Verdien- Klosters die Weisung, dem Verste um die katholische Restaura- langen des Erzherzogs und seiner
tion im Land Tirol und wurde da- frommen Gemahlin nachzukomfür 1588 von Papst Sixtus V. men. So trat im September 1593
durch die Überreichung der der venetianische Provinzial Pa„Goldenen Rose" ausgezeichnet. ter Johannes von Venedig mit
Zeitlebens galt ihre besondere sechs Kapuzinern zu Fuß die ReiVerehrung den Kapuzinern. — se nach Innsbruck an, wobei sie
Dieser Bettelorden war 1525 von ab Rovereto von einem eigenen
Pater Ludwig von Fossombrone Boten begleitet wurden.
als Zweig des Franziskanerordens Wenige Tage nach ihrer Ankunft
gegründet und 1536 von Papst wurde mit dem Bau des Kapuzinerklosters begonnen. Erzherzog
Paul III. bestätigt worden.
Seit 1585 kamen daher Kapuziner Ferdinand beteiligte sich selbst
— unter ihnen der berühmte Pre- voll Eifer am Ausmessen des Baudiger Pater Rafael von Arco — als grundes im südlichen Teil des
Fastenprediger an den Innsbruk- Saggens (heute Ecke Kaiserjägerker Hof, und bereits am 22. Sep- straße — Kapuzinergasse) und
tember 1589 schrieb Erzherzog nahm die feierliche GrundsteinleFerdinand an seinen Unterhänd- gung vor. Unter dem Bauleiter
ler in Rom, Bischof Franz Spore- Pater Josef von Bergamo entno: „Aus dem beigeschlossenen stand ein zweigeschossiger GeMemoriale kannst Du ersehen, bäudekomplex um einen fast
was ich mit meiner vielgeliebten quadratischen Kreuzgang mit eiGemahlin wegen der Aufrich- ner einschiffigen tonnengewölbtung eines Kapuzinerklosters be- ten Kirche. (Die an der Nordseite
schlossen. Da aber derartige Stif- oberhalb der Sakristei eingebaute

Das Kapuzinerkloster in
Innsbruck.
Links im Bild
der 1595 errichtete gedeckte Gang.
Aquarell von
Josef Strickner, um 1810.
(Original: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum,
Repro:
Murauer)

Einsiedelei stammt erst von Erzherzog Maximilian III. dem
Deutschmeister aus dem Jahre
1615.)
Erzherzog Ferdinand war von
dem Interesse geleitet, dem Kapuzinerorden eine weite Verbreitung
in Deutschland zu ermöglichen.
So führte er persönlich fürstliche
Gäste an die Baustelle, um die Errichtung des ersten Kapuzinerklosters im deutschsprachigen
Raum zu besichtigen. Für das
Kloster in Innsbruck übernahm
Ferdinand eine auch in Bauernhäusern erprobte Art von Luftheizung durch Ventilationsöffnungen in den Fußböden.
Am 18. Dezember 1594 erfolgte
durch den Weihbischof von Brixen, Georg Benignus von Dajonis, die Weihe der Kapuzinerkirche zur Ehre des heiligen Franz
von Assisi, wozu sich der Erzherzog vom Guardian von Rovereto

1891

„zwei von den besten Patres seines Klosters, die sich durch Stimme und Gesangskunde am meisten hervortun" erbat.
Wenige Tage danach hielt die Ordensfamilie ihren Einzug in das
Kloster.
Auf einer silbernen Schale überreichte der Erzherzog dem Guardian Pater Caspar von Bergamo
die Schlüssel des Klosters und
wünschte den Kapuzinern ein segenreiches Wirken zum Heil der
Gläubigen. Nach dem Gottesdienst, bei dem Ferdinand und
Anna Katharina — wie der Chronist bemerkt — Tränen der Freude vergossen, wollte der Erzherzog der erste sein, der im Refektorium (Speisesaal) eine Suppe genossen habe.
Einige Wochen nach Vollendung
des Kapuzinerklosters starb Erzherzog Ferdinand II. am 26. Jänner 1595 in Innsbruck.
Im Jahre 1605 wurde die Tiroler
Ordensprovinz der Kapuziner gegründet, welche heute 18 Klöster
vom Engadin bis Ried im Innkreis umfaßt.

VOR HUNDERT JAHREN

19. August: Die Tiroler Stimmen
berichten über einen Zusammenstoß der (neuen) Haller Straßenbahn mit einem zweispännigen
Mulifuhrwerk in der Nähe des
Gasthauses Dollinger. Der Unfall
verlief glimpflich und die beiden
Gefährte konnten nach einiger
Zeit ihren Weg fortsetzen.

nung des neuen Cafes „Mercur"
am Bahnhofplatz Nr. 18 (Südtiroler Platz) hin, das täglich von
halb 5 Uhr früh bis 1 Uhr abends
geöffnet ist.

3. September: Über die Sanierung
des Stadt-Theaters (= Landestheater) wird berichtet, daß „auch die
Heizvorrichtung einer wesentli22. August: Eine Anzeige des Bo- chen Verbesserung unterzogen
ten für Tirol weist auf die Eröff- wird und es dürfte heuer, wenn die
daran geknüpften Erwartungen
sich erfüllen, im Hause eine behaglichere Temperatur herrschen als
in den letzten Wintern."
10. September: Von der Sektion
Innsbruck des Alpenvereins wurden u. a. folgende Wegverbesserungen bzw. Markierungen
durchgeführt: „Der Zugang zur
Kranebitter Klamm, welcher im
vorigen Jahre durch einen Wolkenbruch beinahe unmöglich gemacht wurde, ist durch eine sichere Stiege und ähnliche Anlagen
wieder eröffnet worden; ... Die
Markierung auf das Hafelekar
wurde verbessert und zur Spitze
dieses vielbesuchten Gipfels ein
Steig angelegt. Eine Quelle mit
köstlichem Wasser bietet dem
durstigen Bergsteiger am jenseitigen Abhang, 5 Minuten unter der
Spitze, die ersehnte Labung." J.