Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.5

- S.4

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Amtsblatt Nr. 5

0le lnnsbrucker clironik des
von 1765 bis 17S1
6ottlried

(21. Fortsetzung)
(1766.) 16. Aug.: Die Viktualien haben gegenwärtig folg. Preise:
Rindfleisch das Pfund Pustertaler 5V« kr., Landfleisch 5.—. Kuhfleisch 4V4, Kalbfleisch 5V4, das vordere 4"/4, Kastraun hinteres
3V4, vorderer Teil 2"/4, eine weizene Semmel zu 7 Loth 1.—,
Roggenbrot zu 12 Loth 3 Qu(intel) 1.—. Wein 1. Klasse die Maaß
11.—, 2. Kl. 10.—, 3. Kl. 9.—, Bier jedoch gut ausgesotten die
Maaß 3V2, Schmalz in der Frohnwage das Pfund 14V4 kr.
18. Aug.: Wegen des heute einfallenden Tages, an welchem uns
im vorigen Jahre durch den so unvermuteten als plötzlichen Tod
der geliebte Landesoater Kaiser Franz dahier entrissen wurde,
war gestern schon in der Kirche der ??. Franziscaner die Vigil
gehalten worden. Heute war deshalb um 9 Uhr Predigt, dann
folgte ein Seel- und Lobamt, das erste vom hw. H. Prälaten von
Wilten, das andere von dem wegen der Steuer-Comvromiß Verhandlung anwesenden hw. H. Abt von Welschmichael. Sowohl die
Behörden, als der Adel erschien hiebet in Trauerkleidern.
25. Aug.: Heute begann die tirolische Ausschutz Congreßual Verhandlung.
2. Sept.: Gestern verlor unser Vaterland einen Mann, auf den
es mit Recht stolz sein kann, nämlich den berühmten Bauersmann
Peter Anich von Oberperfuß, geboren daselbst am 23. Febr. 1723
und dürftiger Eltern Sohn, welcher seinen Namen durch die in der
hiesigen Universität aufgestellten zwei großen Globen, wie durch
die auf 20 Blättern gelieferte Karte von Tirol verewigt hat. Peter
Anich, welcher den Unterricht in dieser Wissenschaft von dem
würdigen Professor der Mathematik, Priester Ignatz Weinhart S. I .
erhielt, empfing außer einem Gnadengehalte von 200 fl. auch noch
am 13. v. M. von der großen Kaiferin Maria Theresia zum Zeichen
besonderer Gnade die goldene Ehren Medaille im feierlichen
Gepränge. Schon länger leidend schien Anich sich in diesem Sommer zu erholen und ging vorgestern noch in die Kirche seiner
Heimat Oberperfuß, aber er klagte über heftigen Kopfschmerzen
und bedenkliche Krankheitsfälle stellten sich ein. Auf diese erste
Nachricht hieoon schickte das Gubernium Arzte dahin ab, allein
umsonst! Die Schlüsse der Vorsehung wollten es anders, ein Schlaganfall trat ein und raffte ihn gestern 43VZ Jahre alt, erschöpft von
Arbeit und überhäuft mit Verdiensten dahin.
Anmerkung: Anichs Leiche wurde anfänglich auf dem Gottesacker
in Oberperfuß zu seinen Verwandten begraben, in der Folge jedoch
auf des Professors v. Weinhart Verwendung von da in die dortige
Kirche übersetzt, wo ihm dann die Landesstelle ein Monument
setzen ließ, welches ganz geeignet ist, die Verdienste dessen zu
verewigen, dem es gesetzt wurde. Sein würdiger Schüler Blasius
Huber, ebenfalls von Oberperfuß gebürtig, hat den Befehl erhalten,
die Messung und Aufnehmung des Landes fortzusetzen, (über und
unter dieser Anmerkung stehen noch ein paar, kaum mehr lesbare
Bleistiftnotizen, z. V. über das Leichenbegängnis.)
7. Sept.: Heute wurden die tirolischen Landtags Verhandlungen

Von Dr. K a r l Schadelbauer.

beschlossen.

6. Okt.: Heute starb S. E. H. Ciriac des h. r. Reichs Graf von
Troyer. Frh. v. Troyenstein, wirkl. geh. Rat und Kämmerer.
NB. Sein Leichnam wurde in der Pfarrkirche zur Erde bestattet.
12. Okt.: Nach dem eingelaufenen Berichte ist gestern um 11 Uhr
nachts bei Anton Freyhags?) Müller an der Kirchpruggen, Obley
Telfes in Stubay, in der Küche eine Feuersbrunst entstanden,
wodurch nicht nur allein dessen Behausung und Mühle, sondern
auch des Thomas Grießer anstößige Behausung und Hammerschmidte ungeachtet des Sturmschiagens und möglichster Hilfleistung
in die Asche gelegt worden.
15. Okt.: Heute als am höchsten Namensfeste I.Maj. der Kaiserin,
unserer geliebtesten Landesmutter, war solennes Hochamt und
Tedeum in der Kirche Ker ??. Franziskaner, welches der hw. H. Abt
von Wilten hielt. Der hohe Adel hatte an diesem Tage die Trauer
abgelegt, sowohl dieser, als die Behörden erschienen hiebet in
Galla Kleidung.

Lurgkleliners lieben fragen
über die Innsdrucker 8tadtgesclilckte.
V o n Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r .
Nachdem der tirolische Geschichtsschreiber Matthias Burgklehner
bereits zwei Teile eines ,,^k68auru8 Historiarum", die eine Geschichte der ersten nachchristlichen Jahrhunderte enthielten, veröffentlicht hatte, ging er daran, eine ausführliche Beschreibung
Tirols zu verfassen. Nach L. Ranggers Abhandlung über „ M . Burgklehner" (in den Forsch, u. Mitt. zur Gesch. Tirols. 1906) hatte

dieser zu Beginn des Jahres 1607 bereits einen Toil seines Planes
verwirklicht und dem Landesfürsten davon Mitteilung gemacht.
Auf die Aufforderung Erzh. Maximilians gab die Kammer im
Mai 1607 ein Gutachten über dieses Werk ab, in dem sie dem
Fürsten wohl riet, das Werk zu fördern, aber eine strenge Revision
empfahl, ehe es zum Drucke zugelassen würde. Burgklehner arbeitete unermüdlich an seinem Werke weiter und suchte sich von
überall her die nötigen Dokumente und Urkundentexte zu beschaffen. Begreiflicherweise wandte er sich gleich anfangs auch an die
Stadt Innsbruck, um über deren Geschichte Auskünfte zu erhalten.
Das Schreiben vom 5. Juni 1607, in dem Burgklehner um die
Beantwortung von sieben Fragen ersucht, fand sich jüngst in einem
Paket noch nicht eingereihter Akten des Stadtarchivs. Es hat
folgenden Wortlaut:
„Edl, ehrnoeft, fürsichtig und weis, in sonders gonstige, liebe
Herrn und Freund.
Demnach die Fürstl. Durchl. Erzherzog Maximilian zu Öfterreich etc. unser genedigister Herr, mir genedigist bewilliget und
anbeoolhen, daß ich die ganz fürstlich Grafschaft Tyrol abreißen
und beschreiben solle und ich dann mit Hilf der Genaden Gottes
alhie zu Innsprugg den Anfang zu machen entschlossen bin, also
gelangt an die Herrn mein dienstfreundlich Vith, die wellen mit
eheister Glegenhait die in beigelegter Lista uerzaichnete Sachen
abreißen, aufsuechen und mir hernach zustellen lassen. Hieran
erweisen die Herrn mir ain angenemes. fonderbares Wolgefallen,
so ich gegen denselben sambt und sonders in begebenden Fühlen
hinwiderumb verdienen will.
Der Herrn dienst- und guetwilliger Matthias Burgklehner
0. O. Regiments Rath."
Die „beigelegte Lista" enthält nun die folgenden sieben Punkte:
1. Abcontrafetung der fürstl. Haubtstatt Insprugg soweit sich derselben Burkfriden erströcken thuet sambt dem Ttattwappen
auf ainen Regalvogen.
,
2. Wie der Markt Insprugg und Probstei Ombras von den Closter
Wilthan komen und ausgewexlt worden sein.
3. Wer solche anfangs erbaut auch mit Rinkmauren und Stattgraben umfangen, si auch mit Freihaiten begabt, in Eonderhait
aber von der bürgerlichen Aidsteur entledigt habe.

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15

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Lettväsolie, ^V«il en. Vn ßros - en «letali
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21-72

4. Von den Gotsheufern alda, in Sonderhait aber von fanct Jacobs
Pfarrkürchen, wann solche erbaut und geweicht worden, auch
wievil u«n6ti«ia aniez darinnen und vor Iaren gewesen sein.
5. Wer das Spital erbaut und gestift Hab sambt dem Gotsacker
daselbsten.
6. Von den Kaiser!, und fürstlichen Stiftungen der Kürchen und
Cluster beim HI. Creuz, Herrn Jesttiter Colegio und der Herrn
Cappuciner.
7. Von den fürstlichen Burgen und zu was Zeiten, auch von wem
folche erbaut worden sein.
Auf der Rückseite des Schreibens steht die Anschrift an den
Bürgermeister und Rat der Stadt sowie darüber das Datum
5. Juni 1607.
Es bleiben nun die Fragen zu beantworten, in welcher Weise
einmal die Stadt Burgklehners Wünsche erfüllte und was dann
dieser schließlich über die Stadt in seinem „Tirolischen Adler"
schrieb? Ein Antwortschreiben der Stadt ist leider nicht nachweisbar, aber aus dem Ratsprotokoll des Jahres 1607 ist zu
ersehen, das Burgklehners Ansuchen bereits in der Sitzung vom
8. Juni als 12. Punkt von 16 behandelt wurde. Die diesbezügliche,
knappe Eintragung lautet: „12. Herr Docter Bukhlohner O. O. Regiments Rath ibergibt ain Tchrüft, soll die ganz Grafschaft Tyroll
obreisn lassen, begert laut Lista von der Etat Freiheiten ain
Extract und Abris der Etat und ierer Caherenzen." Der noch
kürzere Beschluß lautete: „Man soll die Notturft driber auf suchen