Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.5

- S.31

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0 Jahre Innsbrucker Straßenbahn
Vor hundert Jahren dampfte am
1. Juni 1891 der erste Zug der Lokalbahn Innsbruck — Hall i.T.
durch die Leopold- und MariaTheresien-Straße, den Marktgraben und die Herzog-Otto-Straße,
die Kapferer- und die Falkstraße
sowie über eine eigens neben der
Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
Kettenbrücke (=
Mühlauer
Brücke) für die neue Straßenbahn erbaute Eisenfachwerkbrücke nach Hall. Die Verkehrsgeschichte von Innsbruck trat damit in eine völlig neue, nunmehr
bereits einhundertjähr ige Phase
ihrer Entwicklung ein.
Das Innsbrucker Stadtarchiv hat
diesem Jubiläum seine diesjährige Frühjahrsausstellung gewidmet. Darin wird versucht die
wechselseitige Bedingtheit von
Verkehrsentwicklung, Stadtentwicklung und Bahngeschichte
darzustellen. Dementsprechend
steht am Beginn neben der 1891
eröffneten Lokalbahn nach Hall
sowohl die „Mittelgebirgsbahn"
nach Igls als auch die Stubaitalbahn, die 1900 bzw. 1904 in Betrieb genommen wurden.
Diese drei Bahnen illustrieren,
wie sehr um 1890/1900 die Notwendigkeit besserer und intensiverer Verkehrsverbindungen im
Raum des Innsbrucker Beckens
erkannt worden ist. Auch der damals kräftig auflebende Fremdenverkehr erfuhr dadurch eine
wesentliche Förderung: Es ist
kein Zufall, daß Igls kurz nach

in mit
Dampf
betriebener
Straßenbahnzug der am 1.
Juni 1891 eröffneten Lokalbahn Innsbruck — Hall
L T. am
Marktgraben.
Alte Postkarte, Original
im Stadtarchiv Innsbruck, Repro:
Murauer

der Eröffnung der Igler Bahn
(1900) von der Landesregierung
offiziell die Qualifizierung als
„Kurort" (1904) bescheinigt erhielt. Der Automobil-Tourismus
war damals ja noch auf wenige
Exemplare mit Seltenheitswert
beschränkt!
Aus der Sicht der Stadt- und
Technikgeschichte fällt dabei besonders auf, daß die Stubaitalbahn vom ersten Tag an mit elektrischem Antrieb gefahren ist,
wobei der hiefür benötigte Strom
aus dem 1901/03 von der Stadtgemeinde Innsbruck erbauten
Kraftwerk an der Sill (heute: Obere Sill) bezogen werden konnte.
Hinsichtlich der Linienführung
dieser drei Lokalbahnen fällt auf,
daß sie ihren Ausgangspunkt
nicht im Stadtzentrum, etwa
beim Bahnhof hatten, sondern
daß sie das Zentrum und die dichter besiedelten Stadtteile namentlich im Saggen und in Wüten
möglichst gemieden haben. Die
Ursache dafür ist jedoch in ihren
funktionalen Zielen zu erblicken:
Sie sollten nicht innerstädtische
Straßenbahnen sein, sondern lediglich Hall, das südliche Mittelgebirge und das Stubaital besser
mit Innsbruck verbinden. Die
zwei jüngeren von ihnen endeten
daher bereits an der Peripherie in
Wüten. Die Haller hingegen
durchquerte zwangsweise die
Zentrallinie der Leopold- und
Maria-Theresien-Straße,
wich
dann aber in den nur dünn besiedelten Villensaggen aus und ließ
den Bereich des dicht verbauten
Block-Saggen noch unberührt.

Dieses Bild änderte sich erst, als
man nach Einführung der elektrischen und daher nicht mehr
dampfenden Antriebsenergie im
Jahre 1905 zusätzlich zu den Lokalbahnen auch eine Stadt- bzw.
Straßenbahn in Innsbruck bzw.
für die Bewohner der Stadt eingerichtet hat. Im Stadtbild selbst
wirkte sich dies nicht nur in Form
der neuen elektrischen Straßenbeleuchtung, sondern auch 1905
in der Verlegung der ersten innerstädtischen Straßenbahn, genannt „Stadtbahn" (später Linie
1) aus. Erstes Anliegen dieser
Tramway nun war die bessere
Kommunikation zwischen dem
alten Stadtkern und dem neuen
Stadtteil im Saggen einerseits und
dem ebenso mächtig aufstrebenden Wohnbaugebiet im Bereich
der 1904 eingemeindeten Ge-

1891

meinde Wüten andererseits. Diese Stadtbahn verläuft nun sehr
wohl in den Straßen der HauptWohnviertel, durch die Museum-;
Ing.-Etzel- und Claudiastraße
bzw. durch die Anich-, Bürgerund Andreas-Hofer-Straße.
Bald schon wurde auch an Pradl
gedacht, welcher Stadtteil —
ebenfalls erst seit 1904 bei Innsbruck — seit dem Jahre 1912
durch die Linie 3 erschlossen
wurde. Im damaligen Erschließungseifer entstanden allerdings
auch Straßenbahnlinien, die
nicht rentabel und daher nur vorübergehend in Betrieb waren, wie
z. B. die Linie „2" von der Fischergasse in Wüten zum Dollinger in Mühlau oder die Miteinbeziehung der Maximilianstraße in
das Liniennetz. Auf Dauer als
sinnvoll hingegen erwies sich die
anfangs durch die InnenstadtRundlinie „0" bzw. „5" (ab 1923
bzw. 1925) hergestellte Verbindung der Straßenbahn mit dem
Hauptbahnhof.

VOR HUNDERT JAHREN

15. Mai: „In der gestern stattgehabten Sitzung des Gemeindeausschusses in Wüten wurde zunächst über die 7 eingelaufenen
Offerte für den Schulhausbau
verhandelt. Nach längerer Besprechung wurde der Bau mit 14
gegen 4 Stimmen dem billigsten
Offerenten, der Firma Josef Huter und Söhne, zugesprochen.
29. Mai: „Aufforstung in Hotting. Es war seit einer Reihe von
Jahren heuer das dreizehnte Mal,
daß Forstinspector Klement in
Begleitung des Herrn Professors

i

Egger,
der
LehrerbüdungsAnstalt, und im Gefolge von
mehreren Zöglingen der genannten Lehranstalt anfangs Mai d. Js.
eine Forstcultur u. zw. diesmal
wieder in der Gemeinde Hötting
ausführte."
1. Juni: „Nun ist die Verbindung
zwischen Innsbruck und Hall
mittelst Trambahn doch Thatsache geworden, obgleich man bereits angefangen hatte, die Nachrichten über die Eröffnung mit
Mißtrauen aufzunehmen. Sind
doch zwischen der projectierten
und der heute thatsächlich erfolgten Eröffnung nicht weniger
denn 13 Monate ins Land gegangen."
6. Juni: Der Gemeindeausschuß
von Wüten faßt folgenden Beschluß: „Die Verlängerung der
städtischen Kaiser Josefstraße
am neuen Spital vorbei nach Süden wurde über Antrag des Herrn
Albert Neuhauser Speckbacherstraße getauft. Die Verbindungsstraße von der Tempelstraße zur
Andreas Hoferstraße heißt nach
dem berühmten Tiroler Maler
Schöpf Schöpfstraße."
8. Juni: „In der Nacht zum Sonntag wurde bald nach 2 Uhr früh
hier ein wellenförmiges, heftiges
Erdbeben verspürt."
W.