Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.4

- S.9

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Amtsblatt Nr.4
bad, Herzog-Otto-Straße 6) auf,den 26. Mai angekündigt. Die I n haberin. Kath. Kinth, empfiehlt sich „dem hohen Adel. k. k. Militär und uerehrtesten Publikum mit einer schnellen und reinlichen
Bedienung".
bittet eine arme Dienstmagd, eine 25-fl.-Banknote. die sie am
Wege von der Post bis zur Maut verloren hat, der Polizeidirektion zu übergeben.
22. wird der Landtag eröffnet.
25. wird der vom Magistrat beantragte Bau einer Verbindungsstraße von der Angerzellgasse bis zur Sill bekannt.
26. wird der kaiserliche Erlaß kundgemacht, demzufolge die Verteidigung Tirols ,.im Falle eines Krieges" — wie Pusch schreibt —
„lediglich dem Patriotismus der tirolischen Nation überlassen"
bleiben soll.

Die Innsbrucker clironik des
Gottfried ?uscli von 1765 bis 1781
V o n Dr. K a r l S c h a d e l b a u e r
(20. Fortsetzung)
(1786.) 3N. Juni: Heute Abend langte S. Fürst. Gn. der hw. H.
Fürstbischof von Vrixen, Leopold aus dem gräfl. Hause Spauer zur
Erteilung des h. Sakraments der Firmung in unferm Tale an und
nahm sein Absteigquartier im Stifte zu Wilten, dessen Abt hochdemselben bis Schönberg entgegen gefahren war. Bei seiner Ankunft in Wilten wurde in der Pfarrkirche mit den Glocken geläutet.
Das Stiftskapitel in Rochetis mit dem Kreutze empfing denselben
inner dem Tore, wo sich auch Mitglieder der gräf. Spaurischen
Familie, der H. Dechant, der Stadtpfarrer von Innsbruck nebst
mehreren andern Personen befanden.
I. J u l i : Heute früh trat der hw. Ordinarius die Reise nach
Schwatz an und
8. J u l i : ist heute wieder zurück nach Wilten eingetroffen.
Nachdem der hiesige Stadtmagistrat zum BeHufe der auf den
Markt kommenden Viktualien nächst >an dem Ursulinenkloster einen
Platz mittelst Errichtung einer eigenen Bedachung ausfindig gemacht
hat, so hat man zu dem Ende höhern Orts alle Kräutlerinnen,
Hühner- und Eier Kramer und dergl. an diesen Platz geschaffen,
daher derlei Verkauf unter den Stadtgewölben nicht mehr gestattet
wird.
IN. J u l i : Heute nahm der hw. H. Fürstbischof die feierliche Einweihung der neuen Hof- und Stifts-Kapelle vor. Der Einzug hochdesselben von Wilten Hieher erfolgte in 5 Kutschen. I n der 1. saßen
die fürstl. Kammerdiener, in der 2. drei H. Hofjunker, in dem 3. mit
6 Pferden bespannten Wagen befand sich der hw. H. Ordinarius,
rückwärts saß der H. Domprobst Romed Gf. Sarnthein und
H. Gr. Taxis, im 4. Wagen 2 H. Hofkapläne, der 5. Wagen war
leer. Vor dem fürstl. Wagen gingen die Bedienten, zur Seite die
Heiducken. Die Einweihung geschah in Konoi-em 8s. 1rinit«ti5 et
8. V. Nari»« Natris Dolorosa«.
II. J u l i : Heute nahm S. hf. Gn. in der ebenfalls ganz neu gebauten Hauskapelle der gf. v. Sarntheinschen Familie die Consecration vor. Mittags war große Tafel im Stifte zu Wilten.
S. fr. Gn. speisten daselbst in Refectorio, in welchem die obere
Seite mit den zwei Türen mit rot taffetenen Tapeten behängen war.
12. J u l i : Hochderselbe hielt heute das Hochamt in der Pfarrkirche zu Wilten.
13. J u l i : Der hw. H. Ordinarius erteilte heute im dortigen Stifte
die Ninores (d. h. Oräiue« iniuoi-es, die niederen Weihen), darunter
auch einem 80 Jahre alten Witwer — von Aprile — dann vorund nachmittags das h. Sakrament der Firmung.
21. J u l i : Hochderselbe fährt noch immer fort teils mit Erteilung
dieses Sakraments, teils mit Erteilung der Weihen.
Heute begannen auch die Steuer Eompromiß Verhandlungen.
25. J u l i : Der hw. H. Fürstbischof ist heute von Schwatz, wohin
sich derselbe am 22. verfügte und allwo derselbe die h. Firmung
ausspendete und die Kirche bei dem h. Kreutz gen. einweihte,
zurückgekommen und hat wieder im Stifte Wilten sein Absteigquartier genommen.
28. J u l i : S. fr. Gn., welche vorgestern die Kirche zu Unterperfuß
einweihte, kam heute von Wilten herabgefahren in die Pfarrkirche
dahier und nahm allda die Weihe der zwei kleinen vor dem Presbyterio befindlichen neu erbauten Altäre zu unserm Herrn im Elend
und schmerzhaften Mutter Gottes ein. Nachmittag haben Hochdieselben wieder die Reise nach Brixen zurück angetreten.
31. J u l i : Heute trafen unter Militair Escorte einige Glas und
Spiegel Fabrikanten aus Böhmen ein, welche durch vorteilhafte
Bedingungen angelockt sich hatten beigeben lassen nach Piemont
auszuwandern. Sie wurden aber zu Feldkirch angehalten und
wurden nun auf allerh. Befehl Hieher gebracht, von wo sie mittelst
sieben Vorspannswägen über Kärnten nach Wien abgeliefert
werden.

I n mehreren Gemeinden sowohl in unserer Nähe als auch in
entfernteren werden von den Bauern Theaterstücke in eigens
errichteten Bühnen aufgeführt, z. B. der h. Andreas von Rinn in
der Gemeinde Ambras, zu Götzens Et. Peter und Paul, dann
Rinn und Patsch.

Der 8tadtturmknopl und lein lnlialt.
V o n Dr. K a r l Schadelbauer.
Nach einem jahrhundertealten Brauch wurden in die hohlen
Turmknöpfe, die mit einem Hals auf einer Stange an der Turmspitze aufgesteckt wurden, gelegentlich ihrer ersten Anbringung oder
auch späterer Erneuerungen Erinnerungsstücke gelegt. Diese, wie
z. B. Urkunden, Bauberichte, Münzen, Reliquien usw., sollten den
künftigen Eröffnern ein Bild aus der Zeit ihrer Hinterlegung vermitteln. Gerne wurde in einem Schriftstück aufgezeichnet, welcher
Kaiser, Papst. Bischof, Landesfürst, Bürgermeister usw. in jenem
Jahre herrschte und welche Preise für die wichtigen Lebensmittel
galten. Um die Schriftstücke vor Beschädigung zu bewahren, wenn
etwa der Knopf undicht werden sollte — der Kirchturmknopf in
Mareit (erneuert 1938) zeigte z. B. mehrere Schußlöcher, weil ihn
die Burschen als beliebtes Ziel für ihre Schießkunst verwendeten —,
wurden sie in verlötete Büchsen oder Flaschen (wie in Mareit)
gegeben.
Als nun im April 1837 der Blitzableiter am Ttadtturm angebracht wurde, sollte der Knopf eröffnet werden, weil man darin
genaue Angaben über die Erbauung des Turmes wie des alten
Rathauses zu finden hoffte. Die zahlreiche Zufchauermenge wurde
allerdings stark enttäuscht, und um einer künftigen Eröffnung eine
ähnliche Enttäuschung zu ersparen, wurde nun alles mögliche in
den Knopf hineingegeben. Freilich ist dies kein Geheimnis geblieben,
denn ein im Stadtarchiv verwahrter Bericht (Akt I I . 1360 von 1837)
gibt darüber genaue Kunde. Er lautet:
„Bei Gelegenheit, als der Magistrat der k. k. Prou. Hauptstadt
Innsbruck die Aufsetzung eines Blitzableiters auf die Türme dieser
Stadt verfügte, wurde zugleich die Abnahme des Knopfes am
Ttadtturme beschlossen. Es findet sich weder in den Archiven des
Magistrats, noch in anderen Depositoren geschichtlicher Dokumente
irgend eine Nachricht über den Bau des Rathauses noch des Turmes
vor. Mit Recht hatte man daher im Turmknopfe — dem gewöhnlichen Aufbewahrungsplatze geschichtlicher Urkunden — eine solche
Nachricht erwartet. Um nun die gehofften Erhebungen in gehöriger
Form zu pflegen, wurden die Mitglieder des Magistrats zur Eröffnung des Knopfes eingeladen und über den Befund ein eigenes
Protokoll aufgenommen. Bei dieser Eröffnung fanden sich nun
mehrere Fremde ein, als die Herrn Gubernial Räte v. Merfi und
Voglsanger, dann der eben zum großenständischenCongresse, dessen
Eröffnung am heutigen Tage stattfand, eingetroffene Bürgermeister
der k. k. Kreishauptstadt Trient, Graf Benedikt o. Giovanelli, und
ein zahlreiches Publikum.
I n dem Knopfe fand sich nun eine Platte von Zinn, worauf die
Namen der Mitglieder des im Jahre 1560 bestandenen Studtmagistrats eingegraben waren, dann eine kupferne verlötete Büchse
mit einer Anzeige des Kupferschmieds Leb, daß er und seine Gesellen das Turmdach verfertiget habe.
Da durch diese sehr ärmlichen Nachrichten die Erwartung der
Anwesenden sich getäuscht fand, fo wollte man einer ähnlichen
Täuschung für den Fall, als der Knopf in der Zukunft wieder einmal eröffnet werden follte, vorbeugen, und beschloß somit das
Vorgefundene wieder in dem Knopfe zu verwahren und nebstdem
mehrere, auf den Zustand der Provinz Tirol und der Hauptstadt
Innsbruck bezügliche Daten auf diese Weise dem Gedächtnisse
unserer Nachkommen zu überliefern. Zu diesem Ende hat man den
nebenliegenden Schematismus für das Jahr 1837 in der kupfernen
Kapfel verwahret, aus welchem die in diesem Jahre lebenden allerhöchsten Herrschaften sowie die verwaltenden Behörden des Landes
zu ersehen sind.
Durch Gottes Hilfe hat sich Tirol und die Hauptstadt Innsbruck
seit dem Jahre 1815 bis anher eines dauernden und segensreichen
Friedens zu erfreuen gehabt, wodurch es gelungen ist, die Folgen
der früheren, langwierigen Kriege sowie der traurigen Mißjahre 1816 und 1817 größtenteils zu verschmerzen und sich von den
Wunden einer schweren Zeit zu erholen. Als ein Andenken an diese
Kriegsperiode wurden zwei Münzen, ein Zwanziger und ein
Kreuzerstück, ebenfalls in den Knopf gelegt, welche im Jahre 1809
der damalige Oberkommandant von Tirol, Andreas Hofer, Sandwirt in Passeyer, in der seitdem eingegangenen Münzstätte zu Hall
orägen ließ.
Der andauernde Friede hat auch mehrfache Bauten zum Nutzen
und zur Verschönerung der Stadt Innsbruck nach und nach auszuführen erlaubt. I n diesem Jahre 1837 wird das Kloster der barmherzigen Schwestern, eines in dieser Stadt vorher nicht bestandenen