Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.3

- S.28

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50 Jahre Stadtbücherei Innsbruck
Bereits im 19. Jahrhundert existierten in Innsbruck erstaunlich
viele gewerbliche oder von privater Hand aufgebaute Büchereien.
So bestand seit Oktober 1891 im
Stadtturm die „Freie Volksbibliothek" im Eigentum und unter
Leitung des Volkswirtschaftlichen Vereins. Die Bestände dieser
Bücherei, die im Juli 1938 in den
Besitz der Stadtgemeinde übergingen, bildeten den Grundstock
für die Stadtbücherei. Am 1. September 1939 wurde die Freie
Volksbibliothek geschlossen.

Von Günther Gstrein
Die Zeit des Nationalsozialismus
erkannte den kulturpolitischen
Wert eines dichten Büchereinetzes. Im ganzen „Großdeutschen
Reich" waren derlei Einrichtungen geplant, die genau definierten ideologischen Zwecken dienen sollten. So wurde auch in
Innsbruck am 29. März 1941 im
1. Stock des Hauses Burggraben
Nr. 3 eine Bücherei eröffnet — die
heutige Stadtbücherei. Der erste
Ausleihtag war der 31. März. Der
Ankauf der Bücher erfolgte zentral, und eine Bestandserweiterung von 5.500 auf 20.000 Bücher
war geplant. Im letzten Kriegsjahr waren ca. 14.500 Bücher vorhanden und 3.300 Leser eingeschrieben. Die Installierung von
Zweigstellen konnte vor der Sperre am 1. Mai 1945 nicht mehr realisiert werden.

Die „Ausleihe" der
Stadtbücherei im
ersten Stock
des Hauses
Burggraben 3
im Jahre
1941 ganz im
Stil dieser
Zeit.
(Originalfoto: Stadtbücherei)

Ab dem 9. September 1946 war eine Stadtbücherei, die auch Leserwünschen der Innsbrucker Bürger nachkommen konnte, wieder
geöffnet. Bis in die Sechziger
Jahre blieb allerdings die Zahl der
Jahresentlehnung trotz ständig
vergrößerten Buchbestandes auf
demselben Niveau, was wohl
auch auf die akute Personalnot
zurückzuführen war, an der die
Bücherei litt.
Aber spätestens seit 1965 hat sich
doch einiges verändert: Am 6.
Oktober 1965 konnte eine eigene
Kinderbücherei eröffnet werden,
die sich von Anfang an regen Besuches erfreut. Die Kinder haben
bereits die Möglichkeit, sich ihre
Bücher am Regal selbst auszusuchen, und auf dieses Freihandsystem hin arbeitete auch die Erwachsenenbücherei: Nach endgültiger Adaptierung der Räumlichkeiten stehen seit 5. Oktober
1970 alle Bücher in frei zugänglichen Regalen. Ein Gewinn für die
Leser — allein die stark steigenden Entlehnzahlen beweisen das.
Immer wieder diskutierte Zweigstellen der Stadtbücherei wurden
in einem Fall Realität: Seit dem 2.
Juli 1973 besteht die Bücherei in
der Volksschule Neu-Arzl (Rotadlerstraße).
Schließlich geschah 1986 eine
wichtige Investition: Die Räumlichkeiten der Erwachsenenbücherei wurden wesentlich erweitert, und die Kinder- und Jugendbücherei konnte in die Erwachse-

nenbücherei integriert werden.
Seit 1989 haben die Leser die
Möglichkeit, in einem eigenen
Lesezimmer in Ruhe zu „schmökern" , Zeitschriften durchzublättern, Veranstaltungen beizuwohnen. Die früher hier untergebrachte Buchbinderei konnte in
den 3. Stock des Hauses verlegt
werden.

Heute stehen den Lesern ca.
33.400 Bücher bzw. Zeitschriften
zur Verfügung, die mit beachtlichen finanziellen Mitteln in allen
Wissensgebieten selbstverständlich auf dem aktuellen Stand gehalten werden, was nicht nur viele
„Stammleser" zu schätzen wissen.
Lesen: Eine der wenigen (noch
verbliebenen?) Möglichkeiten,
die eigene Persönlichkeit zu entfalten; die Chance für die Stadtbücherei, Zukunftsperspektiven
zu entwickeln.

1891 VOR HUNDERT JAHREN
24. März: „In den letzten Tagen
der Charwoche wird wieder, wie
voriges Jahr, in der Landhauskapelle ein heiliges Grab — heuer
das rühmlichst bekannte des
Herrn Franz Weber — zur allgemeinen Besichtigung aufgestellt
werden."
24. März: „Die kleine WaffenSammlung unseres Museums ist
in letzter Zeit durch einige sehr interessante Beiträge bereichert
worden. Die Kirchenvorstehung
in Tramin schenkte über freundliche Vermittlung des dortigen
Gutsbesitzers Herrn v. Elzbaum
zwei deutsche Ritterschwerter aus
dem 15. Jahrhundert, welche in
einer Gruft der Pfarrkirche aufgefunden worden waren."
26. März: „Nach der nunmehr
beendeten Volkszählung ergeben
sich für die Landeshauptstadt
Innsbruck folgende Nettoziffern
(ohne Militär): Anwesende Be-

völkerung 21.343 Personen, und
zwar männlich 9.605, weiblich
11.738. Nach der Religion sind
20.890 römisch-katholisch, 288
evangelisch, 86 Israeliten, 3 confessionslos und 8 Personen unbekannt. Des Lesens und des Schreibens unkundig sind 2.243."
28. März: „Die Versammlung der
,Section Innsbruck des deutschen
und österreichischen Alpenvereins" am 24. ds. wird sicher jedem
Theilnehmer noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben. Herr
Dr. A. Lieber legte mit einigen Begleitworten die neue Specialkarte
der nördlichen Kalkalpen vor, ein
wahres Kleinod der Kunst in der
Ausführung, und schließlich erfolgte die Besichtigung der prachtvollen von den Herren Anton Kogler und D. H. Kühn aufgenommenen stereoskopischen Landschaftsbilder auf Glas."
3. April: „Gestern fand eine Sitzung des Ausschusses der hiesigen Sparcasse statt. Wie wir vernehmen, soll sich der Reingewinn
der Anstalt im Jahre 1890 auf
436.648 fl. belaufen. Von dem
Gewinne sollen 61.800 fl. zu gemeinnützigen und wohltätigen
Zwecken der Stadt Innsbruck
verwendet werden."
3. April: „In der Sitzung des Gemeinderathes beantragte der
Herr Bürgermeister betreffend
die Restaurierung des Stadttheaters den im heurigen Präliminare
eingestellten Betrag für die Herstellung von elektrischer Beleuchtung der Soffiten zur Renovierung des Plafonds zu verwenden und von einer elektrischen
Beleuchtung der Soffiten (= vom
Schnürboden hängende Stoffkulissen) dermalen abzusehen, da
auch der neue Theaterdirector
darauf nicht besonderes Gewicht
lege."
W.