Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.2

- S.29

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RDer Deutsche Orden — Tirol und Innsbruck

i

Aus Anlaß des 800-JahrJubiläums des Deutschen Ordens
1190-1990 findet in Bozen vom
6. Februar bis 31. Mai 1991 eine
Ausstellung zum Thema „Auf
den Spuren des Deutschen Ordens in Tirol" statt, welche auch
für Innsbruck von Bedeutung ist.
Das Bestreben dieser Ausstellung
ist es, dem Besucher die faszinierende Tatsache bewußt zu machen, daß ein Ritterorden, der im
Jahre 1190 beim Dritten Kreuzzug im Feldlager vor Akkon im
Heiligen Lande als HospitalVon Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
Bruderschaft entstanden ist, bereits zwölf Jahre später in Tirol
Fuß fassen und hier seither fast
lückenlos wirken konnte bzw.
kann. Die einzige Unterbrechung
bildete die durch Kaiser Napoleon I. verfügte Auflösung des Ordens in den Ländern der deutschen Rheinbundfürsten im Jahre 1809, zu denen auch das 1806
kreierte Königreich Bayern und
damit damals auch Tirol gehört
hat. Allein im Kaisertum Österreich konnte der Orden diese Krise überleben und wurde von dort
aus 1836 auch in Tirol wieder reaktiviert. Umgekehrt fiel der
Deutsche Orden 1938 in Österreich der Verfolgung durch den

Wappen des
Hochmeisters
Erzherzog Eugen an dem
von ihm 1904
gestifteten
Kommuniongitter in der
Hofkirche
(Foto
Frischauf)

Nationalsozialismus Adolf Hitlers anheim und konnte in dieser
kritischen Situation allein in Südtirol und Rom überleben.
Die alte Bezeichnung der Tiroler
Ordensprovinz war „Bailei an der
Etsch und im Gebirge", welche
Bezeichnung von den Familiären
des Ordens in Südtirol seit 1965
wieder offiziell geführt wird. An
der Spitze der Bailei stand ein
Landkomtur
mit
Sitz im
Deutschhaus zu Bozen. Ihm unterstanden ritterliche Kommenden in Lengmoos, Sterzing,
Schlanders und Trient sowie insgesamt sieben Ordenspfarren am
Ritten, in Wangen, Sarnthein, St.
Leonhard i. P., Lana, Sterzing,
Mareit und Schlanders, von denen nur die drei letztgenannten
nach 1809 dem Orden verlustig
gingen. Zu den Ordensrittern in
den Kommenden und Hospizen
sowie zu den Ordenspriestern kamen
1841 neuerdings die
Deutschordens-Schwestern, die
heute zahlreiche Altenwohnheime etc. in Südtirol betreuen.
In Innsbruck hat zwar — wie
oben ersichtlich — nie eine eigene
Kommende des Ordens bestanden, wohl aber durch einige Jahre
ein eigenes Haus, das prächtige
Deutschordenshaus in der Hofgasse, welches, fast unmittelbar
neben der Hofburg gelegen, dem
Landkomtur als Absteige dienen

sollte, wenn er bei Hofe weilte
oder an den Sitzungen des Landtages teilnahm. Die Reliefs an den
Erkern dieses Hauses gehören zu
den interessantesten Denkmälern
des Ordens in Tirol, zumal hier
aus seiner damaligen Hierarchie
das Oberhaupt des Ordens, der
Hochmeister Walther von Cronberg — es ist sein einziges Denkmal im ganzen Lande —, der
Bozner Landkomtur Heinrich
von Knöringen sowie die Hauskomture zu Lengmoos, Jörg von
Spaur, und zu Schlanders, Bartime von Knöringen, durch Wappen und Inschrift repräsentiert
sind. Unter dem Hoch- und
Deutschmeister Erzherzog Maximilian III. von Österreich, Regent
von Tirol 1602—1618, war Innsbruck neben Mergentheim geradezu die zweite Residenz des Ordens. Maximilians Eremitage bei
den Kapuzinern und sein ein-

1891

eindruckvolles Grabdenkmal im
Dom zu St. Jakob mit den beinahe einzigen in Innsbruck erhaltenen Totenschilden sind weit über
Tirol hinaus bekannt. Bedeutete
Erzherzog Maximilian II., der
sich auch als Reformer des Ordens hervorgetan hat, einen ersten Deutschordens-Höhepunkt
für Innsbruck, so hinterließen
hier auch noch spätere Hochmeister ihre beachtenswerten Spuren,
so z. B. Herzog Karl Alexander
von Lothringen (1765) an der Triumphpforte, sein Neffe und
Nachfolger Erzherzog Maximilian Franz im Kapitelsaal der
Hofburg und nicht zuletzt Feldmarschall
Erzherzog Eugen
(gest. 1954), dem Innsbrucks bisher letztes großes PersonalDenkmal (im kleinen Hofgarten)
gewidmet ist. An eine kritische
Phase des von Napoleon ebenso
wie zuletzt von Hitler bekämpften Ordens erinnern die Wappen
Kaiser Franz I. von Österreich als
Fürst von Mergentheim (seit
1805) an der Fassade der Hofburg
— hier angebracht 1814.

VOR HUNDERT JAHREN

17. Februar: „Am Sonntag nachmittags hat sich beim Adambräu
der neue politische Verein für Tirol und Vorarlberg" unter Theilnahme der Arbeiterschaft Innsbrucks endgiltig gebildet." Josef
Holzhammer (Innsbrucker Gemeinderat der sozialdemokratischen Partei von 1918—1921)
wurde u. a. in den Ausschuß gewählt und erörterte in einer anschließenden Rede die Forderungen der Arbeitsgemeinschaft.
18. Februar: „Das Centralbureau
des Landesverbandes der vereinigten Tiroler Fremdenverkehrsund Curvereine ist nun im Gebäude der Handelsakademie in
Innsbruck bereits activiert und
hat seine Thätigkeit mit Anlegung einer Registratur, Erledigung der auf das CollectivInserat des Landesverbandes (in
auswärtigen und außereuropäischen Journalen) eingelaufenen
Anfragen etc. in den letzten Tagen
begonnen. Eine der ersten Aufgaben des Bureaus in der nächsten
Zeit wird die Anlegung einer Statistik sein, welche den Ertrag aus
dem Fremdenverkehr im Lande
betrifft und somit den Zweck verfolgt, die hohe volkswirtschaftliche Bedeutung des Fremdenwe-

sens in Ziffern und Zahlen zur
Darlegung zu bringen."
6. März: „Tirol hat einen bedauerlichen Verlust erlitten: die schöne
Hohenbalken"sche
Mineraliensammlung ist nach München verkauft worden. Die Mittel des hiesigen Museums sind leider zu beschränkt, um nach allen Richtungen vorzubeugen und so werden
wir wohl auch bei anderen Dingen
das Nachschauen haben."
9. März: „Die gestern im großen
Stadtsaale von Herrn Georg
Schönerer einberufene und von
ihm geleitete Wanderversammlung des Wiener Volksvereines erfreute sich eines äußerst starken
Besuches. Männer der verschiedensten Stände und Parteien hatten sich eingefunden." Das
Hauptreferat hielt Herr Türk,
über den „schon vor der Versammlung große, an den Straßenecken affichierte Placate" mitteilten, „daß die deutschnationalen Antisemiten unserer
Stadt ihn als Candidaten (für die
Reichsratswahl) aufgestellt haben. In bekannter Weise ergieng
sich Schönerer darauf über sociale Reformen auf nationaler
Grundlage und über den Antisemitismus."