Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1991

/ Nr.2

- S.16

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Energiekonzept für Innsbruck ist in Ausarbeitung.
Ein erster Zwischenbericht den Stadtwerken vorgelegt
Wichtige Aussage: Ersatz von Kohle und Holz am besten durch Gas brächte deutliche Besserung der Luft
(We) Die Minimierung des Schadstoffausstoßes durch Autoverkehr Kohle durch Gas ersetzt werden.
und Hausbrand und damit eine weitere Verbesserung der Luftqualität Folgende Maßnahmen wären
zählen in Innsbruck zu den vordringlichsten Aufgaben der kommen- laut der ersten Grobanalyse von
den Jahre. Neben einem Verkehrskonzept, von dessen Verwirklichung Prof. Jansen empfehlenswert:
man sich u. a. eine weitgehende Verkehrsberuhigung erwartet, hat die • Ausbau der Gasnutzung vor
Stadt Innsbruck, in diesem Fali waren es die Stadtwerke, auch ein allem in Mehrfamilienhäusern
Energiekonzept in Auftrag gegeben, dessen erster Zwischenbericht mit Einzelofenheizungen und für
nun am Tisch liegt und von dem bereits interessante und auf ganz Arbeitsstätten.
Innsbruck bezogene Ergebnisse abgeleitet werden können.
• Stromnutzung für Heizzwecke
Erarbeitet wird dieses Energie- Allgemein kann gesagt werden, dort, wo Kohle- und Holzheizunkonzept von Univ.-Prof. Dr. daß alle leitungsgebundenen gen substituiert werden können,
P. Jansen vom Institut für Ener- Energieträger wie Erdgas, Strom aber Fernwärme oder Gas nicht
giewirtschaft, Wien. In der Sit- und Fernwärme gegenüber Holz- verfügbar ist.
zung des Verwaltungsausschus- und Kohlenutzung lufthygie- • Fernwärmeausbau dort, wo in
ses der Stadtwerke am 17. Jänner nisch vorzuziehen sind, wobei verdichteter Anordnung von
unter Vorsitz von Gemeinderat Gasheizungen am besten ab- Mehrfamilienhäusern mit ZenIng. Gerhart Greil wurde nun ein schneiden. Auch Ölheizungen, tralheizungen vor allem Kohleerster Bericht über die im Zuge vor allem mit „Extra leicht" ha- feuerungen substituiert werden
dieser Analyse gewonnenen Er- ben bessere Werte, als Kohle- und können.
kenntnisse zur Energie- und Um- Holzheizungen, kommen aber Prof. Jansen macht aufmerkweltsituation in der Tiroler Lan- bei weitem nicht an die „saubere" sam, daß sich Investitionen für
Gasheizung heran. Gemessen an den Austausch von Kohle- und
deshauptstadt gegeben.
Laut Prof. Jansen wären eine optimale Wärmedämmung, verbunden mit dem Austausch von
Kohle- und Holzöfen durch im
besten Fall Gasetagenheizungen
der Schlüssel für eine optimale
Beheizungsstruktur Innsbrucks
und damit auch das Zauberwort
für eine bessere Luftqualität.
Die Zahlen sprechen für sich: Private Kohle- und Holzheizungen
— sie decken 26 Prozent der
Wohnraumbeheizung in Innsbruck ab — tragen bis zu 84 Prozent zu der durch Wohnraumbeheizung bedingten Luftverschmutzung bei.
Besondere „Schmutzfinke" sind Macht Innsbrucks Luft „krank ". Schwarzer Rauch aus Schornsteinen.
(Foto: Eliskases)
die mit Kohle und Holz beheizten Die Therapie: Eine Gasheizung.
Einzelöfen. Sie sind vor allem in der Nutzwärme ist die LuftbelaAltbauwohnungen zu finden. Da stung bei Erdgasheizung 14-mal
eine zügige Umstellung auf Zen- geringer als bei der Verwendung
tralheizungen hier nur schwer zu von Heizölen und 45-mal gerinverwirklichen sein wird, wäre ein ger als bei der Kohlenutzung.
Umsteigen auf Gas-Einzelofen- Holz wird vor allem durch nicht
heizungen oder besser auf Gas- richtige Handhabung beim HeiEtagenheizungen
wünschens- zen zum „Sündenbock": Ein
wert. Wo dies aus netztechni- richtiger Ofen sowie richtig gelaschen Gründen nicht möglich ist, gertes und trockenes Holz sind
könnte auch eine energiewirt- ausschlaggebend für das Brennschaftlich sinnvolle Elektrohei- verhalten.
zung in Betracht gezogen werden. Der „heiße Punkt" ist, so Prof.
Nicht unerheblich ist auch die Jansen, die Kohle. Sie ist in InnsLuftbelastung
durch
die bruck am stärksten an der LuftRaumwärme- und Prozeßwärme- verschmutzung schuld. „Daher
versorgung der Arbeitsstätten. muß wohl Substitution das Ziel
Eine wesentliche Verbesserung sein, wenn Umweltverbesserung
wird auch hier durch den Einsatz das Ziel sein soll". Das heißt, will
von Erdgas erwartet.
man die Luft verbessern, muß die

Holzheizungen durch lufthygienisch bessere Heizsysteme wie
z. B. Gasheizungen nicht amortisieren. Eine Unterstützung durch
die öffentliche Hand, vor allem
für sozial Schwächere wird daher
notwendig sein, um die Kohlesubstitution in erforderlichem
Ausmaß zu erreichen.
Die Umstellung einer KohleEinzelofenheizung auf eine Gasetagenheizung kostet ungefähr
75.000 S. Wollte man alle Kohleund Holzheizungen in Innsbruck
auf Gas umstellen, würde sich dies
mit rund 800 Mio Schilling zu Buche schlagen: Das Resultat wäre allerdings eine Reduzierung der
Luftbelastung aus Wohnraumbeheizung um ca. 70 Prozent.

In vielen Fällen wird aber auch eine thermische Sanierung des Gebäudes notwendig sein. Sie bringt
eine deutliche Emissionsverminderung durch Energieeinsparung. Auch energiewirtschaftlich
muß dem Energiesparen der Vorrang gegeben werden. Investitionen zur thermischen Sanierung
von Gebäuden können in den
meisten Fällen durch die Energiekosteneinsparung
amortisiert
werden.

Lindenhof: Umstellung auf
Gas und Gebäudesanierung
Das endgültige Energiekonzept
wird nicht nur Aussagen zur Gesamtsituation Innsbrucks treffen: Es werden auch Teilbereiche
wie einzelne Stadtteile, Straßenzüge oder Wohnblocks detailliert
einer Analyse unterzogen.
Prof. Jansen nannte in seinem
Zwischenbericht als Beispiele die
Roseggerstraße und den Lindenhof. Dort ist der Anteil an KohleEinzelöfen eher hoch. Auch weisen die Gebäude größtenteils eine
schlechte Wärmedämmung auf.
Die thermische Sanierung der
Gebäude, verbunden mit der
Umstellung der Kohleheizungen
auf Gas, würde eine Halbierung
des Energiebedarfes bei praktisch
verschwindender Luftbelastung
bewirken. Die Kosten für die
Wärmedämmung und für die
Umstellung auf Gasheizungen
schätzt Prof. Jansen beim Modell
Lindenhof auf insgesamt 10 Mio
Schilling.
Das endgültige Konzept wird in
ca. sechs Monaten vorliegen. In
diesem werden topografisch differenziert der Raum- und Prozeßwärmebedarf berechnet, den
einzelnen Energieträgern zugeordnet, die Schadstoffemissionen ermittelt und lufthygienisch
bewertet.
Dieses
StadtEnergiekonzept wird eine ausgewogene
Versorgungsstrategie
Innsbrucks mit leitungsgebundener Energie unter Berücksichtigung örtlicher Gegebenheiten
enthalten und es wird auch ein
wichtiges Instrument für das Erreichen umweltpolitischer Ziele
darstellen.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1991, Nr. 2

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