Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.3

- S.11

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1939_Amtsblatt_03
Ausgaben dieses Jahres – 1939
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Amtsblatt Nr. 3
abgelöst und beordert worden über Pusterthal und Kärnthen nach
Wien abzugehen. Dieses Comando besteht mit Einschluß der
H. Offiziers in 133 Mann und miri» vermag eingelangter Marsch
Route den 6. dies von hier aufbrechen.
19. März: Sowohl am 13. als auch heute war 1. wegen des Geburtstages, dann 2. wegen des höchsten Namenstages S.M. des
Kaisers feierliches Hochamt in der Hofkirche, welches der hw. H. Abt
von Wilten hielt.
5. April: Da bis zum allh. Throne die höchst mißfällige Nachricht
eingelangt ist, daß in manchen Dorfschaften ein in mehrerer Beziehung anstößiger und ärgerlicher Lebenswandel einzuschleichen
beginne, so fand die Landesstelle sich veranlaßt, beiliegendes Circular kund zu machen:
Beilage No. 15 der gen. Erlaß vom 5. Avril 1766. Es wird darin ausgesprochen, daß „das nächtliche Auslaufen von jungen Leuten beiderlei Geschlechts, die Durchdringung ganzer Nächte im Tanzen und Trinken, die
damit vergsellschaftete Schwelgerei und schändliche Vorstellung der ausgelassensten Tänze und die daraus erfolgende Ausübung verschiedener wider
die Ehrbarkeit, gemeine Ruhe und Sicherheit laufenden Ausschweifungen
fein jene verführischcn Gebrechen, wodurch der Unschuld, guten Zucht und
Ordnung der empfindlichste Stoß und ein für den ganzen Staat bei längerm
Nachsehen unersetzlicher Nachteil zugehet..."
Wegen der Wichtigkeit des Gegenstandes werden die folgenden Maßregeln
erlassen:
1. „sollen jene Tänze, welche mit einer ungebührlichen und unanständigen
Art aufgeführet werden und zur Ärgernis gereichen, vollends eingeboten
fein.
2. „sollen die erlaubten Tänze nach Sonnenuntergang beendet weiden,
außer bei den Ktrchweihen, Hochzeiten und sogen. Tinzltagen, da die Obrigkeit eine längere Tanzzeit erlauben kann."
3. „das nächtliche Schwermen. die Füllerei, die Raufhändel, das anstößige
Netragen junger Putsche und Mädchen etc. sollen als Übertretungen der
politischen Gesehe angesehen werden."
4. Zur Strafe sollte nach einer Verordnung vom 1. Februar 1765 bei
diensttauglichen Mannspersonen „die Übergebung zum immerwährenden
Soldatenleben" erfolgen. Die Untauglichen sollten zur öffentlichen Schanzarbeit, die Weibspersonen zur Einlieferung in das Zuchthaus verurteilt
werden.
Die Gertchtsobrigleiten hatten alle Falle an die Innsbrucker Regierung
anzuzeigen und bis zu deren Entscheidung die „verfänglichen Personen"
sicherzustellen.
6. Wirte, die solche Tänze gestatteten, waren mit 5N Talern oder auch
mehr zu bestrafen.

8. April: Heute starb die Frau Elis. Theresia Gf. v. Fugger zu
Kirchberg und Weißenhorn geb. Gf. v. Trautsohn.
14. April: Das Getreio ist gegenwärtig im folg. Preise: der
Langesweitzen 1 fl. 45/6 kr., der Winterweitzen 1 fl. 48/50 kr., der
Roggen 1 fl. 26 kr. Hinsichtlich des Brotsatzes wurde das Star
Weitzen per 1 fl. 42. bei dem Roggen auf 1 fl. 18 bestimmt, jedoch
wolle man den Backen diese Taxe etwas länger beizubehalten
gestatten, wenn seiner Zeit das Getreide im Preise fallen soll.
18. April: Heute kam die Nachricht dahier, daß der hw. H. Abt
von Stams Rogerius, geb. zu Telfs am 18. Sept. 1694, seit 1742 Vorsteher des gen. Stifts, gestern zwischen 12—1 Uhr nachm. nach durch
etwelche Tage gedauerter Krankheit mit Tod abgegangen fei.
NB. Der hw. H. Prälat von Wilten wird die Beerdigung desselben
vornehmen.
13. M a i : Wegen des höchsten Geburtsfeste I . M. der Kaiserin war
heute feierliches Hochamt und Tedeum in der Hofkirche vom
hw. H. Prälaten von Wilten gehalten.
2«. Mai: Gestern abends fielen auf dem Urfuliner Graben zwischen dem Militair vom Landregimente Migazzi und Studenten
Exzesse vor, wobei ein der Theologie Beflissener durch einen Säbelhieb am Kopfe verwundet wurde.
28. Mai: Heute lief die Nachricht ein, daß der hw. H. Vigilius
Granicher geb. zu Innsbruck am ?. Feb. 1722 und seit dem
Jahre 1746 Priester zum Abte von Stams gewählt worden sei.
27. Mai: An dem ob der Hofner Kapelle befindlichen sehr vorteilhaften Echieferbruche hat sich heute das Unglück ereignet, daß
durch einen zu früh abgegebenen Schuß der Palier Jakob Lindenthaler dergestalt beschädigt wurde, daß an seinem Aufkommen fehr
wenig Hoffnung übrig ist.
29. Mai: Heute fand die gewöhnliche große Hof Fronleichnams
Prozession statt, welche der hw. H. Prälat von Wilten hielt.
31. Mai: Zum Schlüsse dieses Monats muß noch bemerkt werden,
daß am 8. April dies die Vermählung der 2. Kais. Prinz. Maria
Christina mit Albert August, kön. Prinzen von Pohlen und Herzog
zu Sachsen, welcher zum Statthalter in Ungarn und k. k. Feldmarschall wurde, stattfand. Das priesterliche Amt verrichtete hiebei
hochdessen Bruder, der Prinz Clemens k. Hoheit. — Anmerkung:
Die ältere Prinzessin Erzh. Maria Anna wurde von I . M. der
Kaiserin schon früher zur Äbtissin des zu Prag neu errichteten adel.
Frauen Stifts ernannt.
Zum Schlüsse des Monats Mai muß auch noch erwähnt werden
der überaus großen Anzahl Mayenkäfer im heurigen Jahre und
des großen Schadens, den dieselben an den Vaumfrüchten und in
den Wäldern verursachen, ohne daß man sich bemühet dieses so
schädliche und auch das nächste Jahr wieder in noch größerer Anzahl

.11
den Feldfrüchten Schaden bringende Ungeziefer zu fammeln und
auszurotten. Es wurden daher fämentliche(?) Obrigkeiten im Kreise
Unterinnthal auf Grundlage der Vorschrift vom 26. April 1760
angewiesen die Untertanen zur Sammlung des Ungeziefers aufzufordern.

Die 5infülirung der?liot09raMe in
Innsbruck
VonDr. KarlSchadelbauer
Der vor 100 Jahren erfolgten Erfindung der Photogravhie durch
den französischen Maler Daguerre soll im folgenden durch eine
kurze Geschichte über die Einführung der Lichtbildkunst in Innsbruck gedacht werden. I n Innsbruck taucht ein Photograph erstmals im Jahre 1851 auf. I m „Innsbrucker Tagblatt" vom 16. Juni
findet sich nämlich folgende Anzeige eines gewissen A. Janiszewski:
„Zur Anfertigung von Daguerrotyp-Porträts empfiehlt sich Endesgefertigter dem hochgeehrten Publikum. Derselbe ist täglich, mit
Ausnahme dunkler, stürmischer oder regnerischer Tage, bis 5 Uhr
nachmittags zu treffen. Auch ist dortselbst ein neuer DaguerrotypApparat mit allen Vorrichtungen zu verkaufen und das Porträtieren unter billiger Bedingung zu erlernen. Das Nähere ist bei
Gefertigten außer der Triumphpforte Nr. 137 im 1. Stock zu erfragen."
Eine „Porträts-Anzeige" in den „Innsbrucker Nachrichten" vom
7. August 1855 verkündet, daß Anton Ritter v. Limbek. akademischer Maler und Photograph, wohnhaft im „Goldenen Adler", während eines kurzen Aufenthaltes photographische Porträts nach einer
ganz neuen Manier mittelst Kollodiums auf das schnellste, gelungenste und billigste anfertigt. Ein solches Porträt, rund geformt,
samt eleganter Guttaperchaeinfassung, kostete 1 Gulden, dasselbe
größer, in Quadratformat, in Gold gefaßt, auf weißem oder blauem
Grund, famt Einfassung 1 Gulden 30 Kreuzer. Die Sitzzeit dauerte
nur einige Sekunden, sprechende Ähnlichkeit wurde garantiert.
Photographiert wurde täglich, außer bei Regenwetter, von 8 Uhr
früh bis 6 Uhr abends im gräflich Epaurschen Haus Nr. 224
(Maria-Theresien-Straße Nr. 39) in der Neustadt. Limbek erteilte
auch Unterricht im Photogravhieren und verkaufte die hiezu nötigen
„Maschinen" und Präparate. Eine vollständig eingerichtete Maschine
mit mehreren Einsätzen samt den nötigen optischen Gläsern nebst
genauer Angabe, um in einigen Stunden selbst Porträts zu entwerfen und alle Gegenden nach der Natur getreu und in wenigen
Sekunden aufzunehmen, sich auch selbst die nötigen Präparate hiezu
bereiten Zu können, kostete nur 20 Gulden. Probebilder waren in
der Kunsthandlung Unterberger und im Cafe Andreis lMariaTheresien-Straße Nr. 1) zu besichtigen. Limbek scheint in Innsbruck
gute Geschäfte gemacht zu haben, denn Ende September 1855 war
er, „von einer Kunstreife zurückgekehrt", schon wieder da und bedankte sich in feinen neuen Zeitungsanzeigen für den „fo überaus
zahlreichen Zuspruch". Außerdem berief er sich als Zeugen für die
Güte seiner Maschinen auf seine hiesigen Herren Schüler sowie den
großen Absatz selbst nach den entferntesten Orten. Das Bild war
jetzt bereits in zehn Minuten eingefaßt zu erhalten, bei Kinderporträts kostete jedes zweite Stück nur mehr die Hälfte.
Gleichzeitig, im Herbst 1855, kündigte nun auch ein gewisser
Josef Harrasser die Herstellung photographischer Porträts nach der
neuesten Methode zu einem Gulden das Stück an. Er arbeitete im
Tchrottschen Haus in der Vürgerstraße und hatte Probebilder beim
Kunsthändler Most ausgestellt.
I n den Fünfzigerjahren beschäftigte sich der in Jenbach geborene
tirolische Politiker Dr. Norbert Pfretschner bereits lebhaft mit der
Photographie und ihrer Verbesserung. Pfretschner erfand dann 1866,
beraten von dem ihm befreundeten Ckemieprofessor Hlasiwetz in
Innsbruck, die Trockenplatte, die er 1869 in Hamburg ausstellte.
Pfretfchners Sohn schrieb darüber in den „Tiroler Heimatblättern"
(1932, S. 168), wo er auch seinen Vater nach einer Naßplattenaufnahme von 1855 abbildete.
Die photographische Personenaufnahme pflegte dann auch der in
Sand in Taufers geborene Kunstmaler Josef Mühlmann, der nebenbei die Porzellanmalerei betrieb. Er starb am 6. November 1865. I m
gleichen Jahre meldete der Buchbindermeister Anton Gratl (geboren
1838 zu Flaurling) die Ausübung des „Photografiegewerbes" an.
Er hatte im Garten des Haufes Nr. 610. d. i. das spätere Hotel
München, ein eigenes Atelier errichtet. Die Polizeidirektion hatte
dagegen zwar nichts einzuwenden, bemerkte jedoch. ..daß der Lokalbedarf an photografischen Anstalten" bereits hinlänglich gedeckt sei.
Die ersten kinematographischen Vorstellungen fanden im November 1896 statt. I n der"„Kleinen Chronik" der „Tiroler Stimmen"
vom 6. November 1896 stand folgende Ankündigung: „R. Krausers
Kinematograph. Von morgen an ist im Kleinen Stadtsaale jedes
Mal stündlich von 3 Uhr an für kurze Zeit ein Kinematograph
(lebende Photographien) zu fehen. Das Entree kostet für den 1. Platz