Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.9

- S.11

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Mit der Schaufel in die Römerzeit
Archäologische Grabung in Wilten — 40 römerzeitliche Gräber freigelegt
(Th) Der Boden von Wilten gewährte erneut Einblicke in die
frühe Vergangenheit der Stadt
Innsbruck: Begünstigt durch das
schöne Wetter setzten Archäologen von Juli bis Anfang September wieder den Spaten an und erforschten einen weiteren Bereich
jenes Friedhofes, der zur römischen Straßenstation Veldidena
gehörte. Die Nekropole — ihre

also hier ansässig gewesenen Bevölkerungsgruppe angehört haben
oder auch Nachfahren der Römer
oder aus römischen Provinzen
Zugewanderte gewesen sein.
Woher sie auch immer stammten,
als Bauern, Händler oder Soldaten fanden sie hier in Wilten, südwestlich des römischen Kastells
Veldidena, ihre bisherige Ruhestätte. Auffallend ist nicht nur

tels aus Bronze usw.) gefunden
wurden. Dazu Dr. ZemmerPlank: „Schon im 3. Jahrhundert
hörten die Grabbeigaben allmählich auf; es könnte dies mit der
Verbreitung des Christentums,
aber auch mit der Verarmung der
Leute in den römischen Provinzen zusammenhängen." Für die
Archäologen ist dies, bei aller
Obwohl es für mich manchmal
umständlich ist, kaufe ich Flaschenmilch, weil ich nicht zum
Anwachsen des Müllberges beitragen möchte. Und Sie ? Helfen
Sie mit, es kommt aufjeden einzelnen an.

Freude über aufschlußgebende
Fundstücke, weniger wichtig,
denn was zählt, ist die wissenschaftliche Aussage der Grabung: „Forschung, nicht Fundgut ist wichtig".
Nach der exakten Aufnahme der
Gräber, der Vermessung und Beschreibung der kompletten Skelette durch die Archäologen sind
nun die Anatomen der Universität Innsbruck am Zuge. Sie bestimmen in der Folge nicht nur
das Alter, sondern stellen auch
Im römerzeitlichen Friedhof in Wilten legten die Fachleute im Sommer durchgemachte Erkrankungen,
an die 40 Einzelgräber frei.
(Foto: Frischauf) Schäden an Gelenken oder Gebissen fest und klären die TodesUntersuchung begann bereits im die außerordentlich dichte Be- ursache.
Vorjahr und wurde heuer abge- stattungsweise, sondern auch, Der schon in mehreren Graschlossen — liegt zwischen den daß nur wenig Beigaben (Glas- bungskampagnen archäologisch
Werkstättenhallen der IVB und becher, Stück eines Waffengür- untersuchte Bereich in Wilten
einem Umspannwerk der Stadtwerke am Fuße der Autobahn.
Da beabsichtigt ist, dieses Umspannwerk nach Osten hin zu vergrößern, nahmen nun, bevor die
Baumaschinen auffahren, Wis(Th) Bereits zum fünften Male Wie die Geschäftsführerin der
senschafter das Gelände unter die
veranstaltete die Universität Inns- Kurse, Mag. Claudia Gredler beLupe.
bruck in diesem Sommer ihre tonte, sind diese Hochschulkurse
Unter der Leitung des Kustos für erfolgreichen Deutschkurse für keine einfache FerienveranstalUr- und Frühgeschichte im Tiro- Ausländer. Unter den 300 Studie- tung, sondern es sind ernsthafte
ler Landesmuseum Ferdinan- renden aus 40 Nationen wurden Sprachkurse auf sehr hohem Nideum, Univ.-Doz. Dr. Lieselotte heuer besonders viele Italiener, veau. Die Unterrichtspläne wurZemmer-Plank, legte das Team, Amerikaner, Franzosen und Eng- den vom Bundesministerium für
bestehend aus Archäologen, Stu- länder registriert, aber auch Teil- Wissenschaft und Forschung apdenten, Restauratoren und Zeich- nehmer aus Australien oder Zaire probiert, die Kursleiter sind quaner in rund 2,50 Meter Tiefe heuer sind keine Seltenheit. Die Öff- lifizierte Fachkräfte mit Lehran die vierzig Einzelgräber frei. nung Osteuropas machte sich erfahrung im In- und Ausland.
Gefunden wurden Körperbestat- auch hier bemerkbar: Aus der Unterrichtet wird in deutscher
tungen vorwiegend von Männern Partnerstadt Tiflis in Georgien Sprache nach den modernsten
und Jugendlichen aus dem 4. und nahmen sechs Studenten die Ge- Methoden und mit Sprachlabor;
5. nachchristlichen Jahrhundert. legenheit zum Sprachstudium ein computerunterstützer SprachDie Verstorbenen, deren Körper- wahr. Ihnen ermöglichte ein Sti- kurs wird zusätzlich angeboten.
größe zumeist über 1,60 Meter be- pendium der Stadt Innsbruck den Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Deutschkenntnisse
trug, könnten der autochthonen, Aufenthalt.

Bei der Grabung 1980 in Wilten wurden diese Glasflaschen
gefunden.
erlaubte den Wissenschaftern
zuletzt im Jahre 1980 wertvolle
Einblicke, als bei einer fünfmonatigen Notgrabung vor der
Errichtung von IVB-Gebäuden
neben 124 mit Beigaben ausgestatteten Gräbern (vorwiegend
Brandbestattungen) aus dem 2.
bis 5. nachchristlichen Jahrhundert, Teile eines römisches Hauses
mit Kanalheizung und Werkstätte
aus dem 4. nachchristlichen Jahrhundert sowie ein Brandopferplatz mit Tierknochen und Votivgaben aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert freigelegt
wurden. Die Relikte dieses Opferplatzes lassen an das Fortleben
prähistorischer Rituale denken.
Sämtliche Funde aus Wilten sind
in der ur- und frühgeschichtlichen Abteilung im Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum zu
besichtigen.

300 Studierende aus 40 Nationen besuchten heuer
die Sommer-Deutschkurse an der Universität
durch die Teilnahme an einem
Theater-Workshop
oder an
Begleit- bzw. Spezialprogrammen noch zu vertiefen.
Aber auch Entspannung und Geselligkeit kommen nicht zu kurz:
Vorträge, Diskussionen, sportliche
Betätigungen usw. sind Gelegenheiten, das Erlernte zu erproben.
• Das neue Programm der Volkshochschule, das wieder eine Fülle
von Vorträgen, Führungen und
Kursen für die Zeit von September
bis Dezember anbietet, ist im Büro
der Volkshochschule, Marktgraben 10 sowie u. a. in Buchhandlungen und in der Innsbruck-Information am Burggraben erhältlich.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1990, Nr. 9

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