Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.8

- S.9

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Innsbrucker versuchten sich erfolgreich als Planer
Drei „beste Ideen" zur Gestaltung des Bereiches über der Altstadt-Garage: Weiterentwicklung mit Universität
(Ste) Überrascht von der Zahl der Einsendungen und deren „ausgeglichener Qualität" zeigten sich Bürgermeister Romuald Niescher
und Kulturstadtrat Mag. Hermann Girstmair bei der Prämierung der
von Innsbrucker Bürgern eingesandten Entwürfe zur Nutzung und
Gestaltung des Raumes über der Altstadt-Tiefgarage am 16. Juli. Die
besten drei Vorschläge für die 3000 m2 große Fläche zwischen Markthalle und Churrasco-Haus wurden von einer Fachjury (Dr. Franz
Caramelle, der akademische Bildhauer Claudius Moiling und Univ.Doz. Dipl.-Ing. Dr. Arnold Klotz) gleichwertig auf Platz 2 gesetzt, ein
erster Preis wurde nicht vergeben.
Geld- und Sachpreise gab es für
insgesamt zwölf der 139 Vorschläge. Daß hinter manchen
Entwürfen mehr steckte als nur
die Hand eines Hobbyplaners,
bewiesen vor allem zwei der ganz
vorne gereihten Arbeiten.
Ezio Moschen, 32, gebürtiger
Bozener, steht kurz vor Beendigung seines Architekturstudiums
und brachte den planerisch wohl
perfektesten Entwurf zu Papier.
Sein Vorschlag sieht eine zum Inn
offene, kleine Arena vor, deren
Zentrum ein Bassin mit aufsteigender Wasserfontäne bildet. Der
Platz soll zum Erholen, Ausruhen
und Spielen einladen und einen
Gegenpol zum hektischen Straßenraum darstellen. Der Bereich
zwischen Ruhe- und Verkehrszone ist bogenförmig gepflastert
und um einen „Inn-Erker" (eine
Auskragung über das südliche
Innufer) erweitert. Der Entwurf
orientiert sich an einer als Mosaik
gestalteten Sonne und bezieht
nicht nur die Elemente Wasser
und Erde, sondern auch Luft und
Feuer mit ein. Letztere versinnbildlichen die Abluftkamine der
Tiefgarage; an ihnen soll ein extra
beigemengtes, leicht brennbares
Gas abgefackelt werden.
Architekten zählt die 24jährige
gebürtige Ebbserin Franziska-

„Ideenbörse": Schau
wurde verlängert
Die Ausstellung aller 139
Arbeiten zur „Ideenbörse"
wurde verlängert. Die Pläne
sind noch bis 14. September zu
sehen: In den Räumen der
„Raiffeisenbau Tirol" im
„Ursulinenhof" (westlich der
Ursulinenkirche), Innrain 9,
1. Stock, Montag bis Donnerstag von 8 bis 12 und 12.30
bis 17 Uhr, Freitag von 8 bis
12 Uhr.

über dessen südliches Ufer eine, Verkehrsaufkommens am Marktkulturellen Zwecken zugedachte, graben erachtet er eine eingeschoauskragende „Bühne" ragt. Die ßige Abgrenzung des Areals als
einzige Frau unter den prämier- erforderlich. In einem zum Teil verten zwölf Einsendern möchte den glasten Gebäude, das zum ovalen,
Platz gegen Osten, Süden und mit grauem und schwarzem Stein
Südwesten bogenförmig und ein- gepflasterten Innenraum hin „Argeschoßig verbaut wissen, wo- kadencharakter" aufweist, bringt
durch im Inneren eine leicht er unter anderem ein Cafe, ein
geschwungene, zur Bühne orien- großzügig angelegtes Wartehäustierte „Arena" entsteht.
chen und eine moderne WC-AnEimer, die in Innsbruck als Medi- Zeichnerisch nicht so versiert, lage unter. Schwarze Sitzsteine solzinisch-technische Assistentin tä- aber deshalb nicht weniger inter- len zum Verweilen einladen, zwei
tig ist, zu ihrem Freundeskreis. essant der Vorschlag des 25jäh- Grünzonen das Auge erfreuen.
Ihr klar ausgearbeiteter Plan rigen Innsbrucker Vertreters Ger- Die ersten drei Preisträger werden
bezieht ebenfalls den Inn mit ein, hard Vylet. Aufgrund des großen nun, beschloß der Stadtsenat, die
Detaillierung ihrer Ideen (Pläne,
Modell etc.) im Hinblick auf die
Ich verwende für Briefbögen,
Umschläge und auf der Toilette
Umweltschutzpapier. Und Sie?
Helfen Sie mit, Rohstoffe zu sparen, es kommt auf jeden einzelnen an.

Realisierung und Kostenschätzung in Zusammenarbeit mit der
Universität ausarbeiten. Seine
Zusage, hier mitzuarbeiten, hat
der Vorstand des Institutes für
bildnerisches Gestalten im Rahmen der Technischen Fakultät,
Architekt Univ.-Pro f. Josef
Gruppenbild mit Dame: Bürgermeister Romuald Niescher (2. v. r.Jund Lackner, gegeben. In den auszuKulturstadtrat Mag. Hermann Girstmair (l) nach der Preisverleihung führenden Entwurf können sozusammen mit den drei besten Planern, Ezio Moschen (2. v. l), Fran- mit die guten Ideen mehrerer
ziska Eimer und Gerhard Vylet (r.).
(Foto: S.N.S.) Hobby-Planer einfließen.

Aufenthalt im umzäunten Bereich der Annasäule
wird verboten — Unbekannte schändeten Denkmal
(Eiz) Mit überwältigender Mehrheit hat der Gemeinderat am
19. Juli einen Antrag gutgeheißen,
der die Magistratsdirektion beauftragte, „umgehend den Entwurf
einer ortspolizeilichen Verordnung
(S. 23) auszuarbeiten, wonach der
Aufenthalt von Personen im Bereich der Annasäule innerhalb der
Ketteneinfriedung untersagt ist".
Anlaß für diese Maßnahme waren
die in den letzten Wochen untragbar gewordenen Mißstände an
diesem Ort durch offenbar asoziale Elemente, die diesen Platz in
Besitz genommen hatten und ihre
tägliche (und nächtliche) Anwesenheit durch zurückgelassene
Bierflaschenscherben,
Speisereste, Getränkedosen und Mengen von Unrat (sogar Fäkalien)
unübersehbar unterstrichen.

Der Stadtsenat beschloß diese
ortspolizeiliche Verordnung unter
Vorsitz von Bürgermeister Romuald Niescher am 25. Juli. Das
Aufenthaltsverbot gilt ab dem
Zeitpunkt seiner Kundmachung
(die auch an Ort und Stelle durch
Tafeln erfolgt) — vorerst allerdings nur bis zur Sitzung des
Gemeinderates im Oktober.
Inzwischen hat man Gelegenheit,
die weitere Entwicklung zu studieren.
In der Nacht auf den 24. Juli hatten Vandalen die erst unlängst
renovierte Annasäule in der
Maria-Theresien-Straße in Innsbruck schwer beschädigt. Das
Wappenschild zu Füßen des heiligen Vigilius an der Ostseite der
Säule wurde heruntergerissen
und zerbrochen; der Skulptur

wurde eine Getränkedose zwischen die Finger gesteckt und ein
Fetzen über die Schulter gelegt;
die Laterne an der Nordseite der
Säule wurde demoliert.
Bürgermeister Romuald Niescher verurteilte diesen Vandalenakt scharf: „Das sinnlose Zerstören von Kulturgut ist mit nichts zu
rechtfertigen. Ich werde alles daransetzen, zu verhindern, daß eine
verschwindende Minderheit asozialer Individuen, die offenbar
keine ordentliche Kinderstube
genossen hat und der durch fehlendes Geschichtswissen auch
das Geschichtsbewußtsein und
der Respekt vor den Zeugnissen
unserer Vergangenheit zu fehlen
scheint, die Allgemeinheit weiterhin provoziert und Denkmale
schändet . . . "

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1990, Nr. 8

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