Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1939

/ Nr.3

- S.5

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Amtsblatt Nr. 3
der Ausstellungshalle, für die Verbesserung und Erweiterung streben, den derzeitigen günstigen Umrechnungskurs der
des Straßennetzes u. dgl. mehr, und zwar nicht weniger als Echweizerfrankenanleihe auszunützen. Wie weit dies tatsächüber 500.000 Reichsmark Zusätzlich, also über den Rahmen des lich gelingen wird, wird erst die nächste Zeit erweisen müssen;
normalen Haushaltsplanes hinaus, aufzuwenden. Mit diesen auf alle Fälle aber ist die Hoffnung gerechtfertigt, datz eine
Mitteln war es nicht nur möglich, notwendige Arbeiten gleich wenigstens teilweise Entlastung auch im Hinblick auf den
zu Beginn durchzuführen, sondern vor allem auch sofort nach Umrechnungskurs der Schweizerfrankenanleihe eintreten
der Machtübernahme alle vorhandenen Arbeitskräfte rasche- wird.
stens zum Einsatz zu bringen.
Vielleicht abgesehen von dem Einfließen der letzterwähnten
Daß auch zahllose andere Ausgaben eine Verschiebung und 5 Millionen Reichsmark würden meine bisherigen AusfühErhöhung in geringerem Umfange erfahren mutzten, bedarf rungen kaum die Behauptung rechtfertigen, daß das abgelauwohl keiner Begründung. Insbesondere gilt dies für Aus- fene Jahr für die Stadtgemeinde Entscheidungen von größten
lagen zur Erfüllung der Aufgaben unferer Stadt auf kul- Ausmaßen und weittragendsten Erfolgen gebracht hat. Tatturellem Gebiet, wobei ich lediglich zwei wesentliche Änderun- fächlich hat sich das bisher Gesagte im wesentlichen, wenn ich
gen herausgreife. Es war eine Selbstverständlichkeit, das so sagen darf, auf dem Boden des ordentlichen HaushaltsStadttheater in eine wirkliche städtische Bühne umzuwandeln, planes abgewickelt, während daneben ein erheblicher außervon dem bisherigen Pachtsystem abzugehen. Ebenso selbstver- ordentlicher Haushaltsplan gelaufen ist.
ständlich war es aber auch, das Theater durch erhebliche ZuIch hebe aus diesem außerordentlichen Haushaltsplan folschüsse seitens des Reiches, des Landes Österreich, des Landes gende weittragende Entfcheidungen des abgelaufenen Jahres
Tirol und vor allem auch der Stadt Innsbruck auf jene ge- hervor:
sunde wirtschaftliche Basis zu stellen, die erst eine volle künst1. Wenige Tage nach der Machtübernahme war es nicht nur
lerische Entfaltung ermöglichen kann.
für die Aufsichtsbehörde, sondern auch für mich als den verWeiters wurde die durch nahezu 100 Jahre vom Musik- antwortlichen Führer der Stadtgemeinde Innsbruck eine
verein Innsbruck geführte Musikschule in die Führung der selbstverständliche Tatsache, die Eingemeindung von Hötting,
Stadt übernommen und damit ebenfalls auf eine gesicherte Mühlau und Amras durchzuführen. Der Plan der Eingemeinfinanzielle Basis gebracht. Außerdem wurde ihr die Gau- dung Höttings, das ja mit Innsbruck schon längst verwachsen
musikschule für Jugend und Volk neu angegliedert.
war, bestand schon in den Vorkriegsjahren, wurde in den
I m Stadium der Durchführung befindet sich die Errichtung Nachkriegsjahren in zahlreichen Aktenbänden erörtert, er
einer erstklassigen Stadtbücherei, wobei die Schwierigkeiten gedieh im Jahre 1926 bis zur Verfassung eines Entwurfes für
der Raumbeschaffung vorerst noch hindernd im Wege stehen. ein übereinkommen und wurde immer wieder zurückgelegt,
Daß auch auf dem Gebiete der Fremdenverkehrsförderung weil keine Führung der Gemeinde bis zur Machtübernahme
für die Fremdenverkehrsstadt Innsbruck- nichts unterlassen den nötigen Mut zur Entscheidung aufbrachte.
wurde, brauche ich wohl nicht besonders zu erwähnen.
Wenn ich auch unzweifelhaft von vornherein erkannt und
Daß die Stadt Innsbruck als Stadt der deutschen Berg- in der Folge bestätigt gesehen habe, daß die Eingemeindung
steiger und Skifahrer für die bevorstehende Errichtung eines Höttings eine finanzielle Belastung ist, so ist sie dennoch nicht
würdigen Hauses der deutschen Bergsteiger den entsprechen- nur dem Geiste der Gemeindeordnung entsprechend, sondern
den Beitrag zusagte, war wohl von vornherein eine Selbst- auch eine soziale Selbstverständlichkeit, da man eine Verteilung der Errungenschaften aber auch Lasten in einer Gemeinverständlichkeit.
schaft nicht fo durchführen kann, daß jener Stadtteil, in dem
Eine Aufgabe darf ich aber doch zum Abschlüsse dieses Teiles die
Arbeiterbevölkerung mit dem kleinsten Einkommen
meiner Ausführungen noch besonders nachdrücklich hervorheben: Eine der schönsten Aufgaben der Stadt ist die Betreu- wohnt, auf eigene Füße gestellt wird.
Für die Eingemeindung von Mühlau und Amras war das
ung der Jugend in finanzieller und wirtschaftlicher Hinsicht.
I n dieser Richtung bitte ich Sie heute bereits nicht nur für natürlich gegebene und immer größer werdende Ausdehnungsdie bereits getroffenen Matznahmen, fondern auch für die für bedürfnis der Stadt die Veranlassung. Die Notwendigkeit der
die Zukunft geplanten um I h r weitestgehendes Verständnis. Eingemeindung zu rechtfertigen, kann ich mir heute wohl erAuf diefer Jugend, die nach uns kommen wird, ruht nicht nur fparen. Ich darf als Auswirkung vielleicht hervorheben, datz
die Zukunft unferer Bewegung, ihr ewiger Bestand, sondern Innsbruck rund 17.000 Einwohner hinzugewonnen hat und
auch der ewige Bestand unseres Volkes. Für diese Jugend datz sich das Flächenausmatz des Gemeindegebietes um nicht
darf daher kein Einsatz und kein Opfer zu grotz sein. Wenn weniger als nahezu 60 Quadratkilometer vergrößert hat. Ich
auch vorerst die Möglichkeiten für mich noch äutzerst gering bin mir bei Erörterung der Frage der Eingemeindung über
waren, so habe ich dennoch, ohne eine Sekunde zu zögern, zu- zweierlei klar: Einerseits, daß sich neben den verschiedenen
gegriffen, als sich die Gelegenheit zur Erwerbung des H I . - günstigen Auswirkungen für die eingemeindeten Gemeinden
Heimes in der Silvester-Fink-Etratze um den Betrag von natürlich auch Härten ergeben müssen. Ich bitte aber gerade
40.000 Reichsmark bot und habe auch den Auftrag zur bau- Sie, meine Ratsherren, dafür zu forgen, daß bei Erörterung
diefer Frage in weiteren Kreifen der Bevölkerung nicht allein
lichen Ausgestaltung bereits gegeben.
immer die Schattenseiten, sondern auch die Lichtseiten gesehen
Zusammenfassend kann ich somit feststellen, datz sich auch werden, und wenn für den einen oder anderen sich vielleicht
die dritte Voraussetzung für eine Besserung, für eine Gefun- wirklich nur eine Schattenseite zeigt, dann möge er denn doch
dung der Lage unserer Stadt in weitgehendem Umfange er- auch wieder einmal daran denken, daß er einer Volksgemeinfüllt hat.
schaft angehört. I m weiteren wollen wir uns auch mit dem
Als vierte Voraussetzung habe ich die Notwendigkeit einer Gedanken vertraut machen, daß die Entwicklung in der RichSchuldenerleichterung und damit einer Erleichterung des tung der Eingemeindung noch nicht abgeschnitten sein kann,
Zinsen- und Tilgungsdienstes festgehalten. Ich kann auch hier sondern noch ihre Fortsetzung erfahren wird müssen.
erklären, datz sich meine Hoffnungen in einem erheblichen
2. Die für mich vielleicht schwerste Entscheidung betrifft den
Matze erfüllt haben.
im Jahre 1938 erfolgten Verkauf des Aktienpaketes der
Aus Mitteln des Landes Österreich fließen der Stadt Inns- Tiroler Wasserkraftwerke A. G. Ich war mir bewußt, daß die
bruck durch die tatkräftige Unterstützung des Gauleiters nicht Schaffung der Tiwag ein Verdienst der Stadt Innsbruck war,
weniger als 5 Millionen Reichsmark zu. Ein Teilbetrag von die durch diese Maßnahme einen außerordentlichen Weitblick
3 Millionen Reichsmark ist bereits bar der Stadtgemeinde und eine besondere Großzügigkeit bewiesen hat. Datz die Abzugeflossen.
stotzung der Tiwag-Aktien daher keine populäre Maßnahme
Wenn Sie bedenken, welchen Zinsen- und Tilgungsauswand für die Bevölkerung Innsbrucks sei, konnte ich mir nicht verein Kapital von 5 Millionen Reichsmark jährlich erfordert, hehlen. Wenn ich trotzdem den Wünschen in dieser Richtung
dann werden Sie auch die grotze Hilfe, die damit Innsbruck Rechnung getragen habe, so war es die Erkenntnis, daß gezuteil wurde, richtig einschätzen können.
rade auf dem Gebiete der Energieversorgung nicht ein engUm eine möglichst günstige Verwertung dieser 5 Millionen stirniger Kirchturmsstandpunkt matzgebend sein konnte, sonReichsmark zu gewährleisten, war es naturgemäß mein Be- dern datz hier mehr denn in irgend einem anderen Falle der