Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.6

- S.43

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ur Geschichte von Igls
Der Innsbrucker Stadtteil Igls
liegt auf der südöstlichen Mittelgebirgsterrasse in einer Höhe von
860 m und ist — zusammen mit
Vill — vom Weichbild der Stadt
durch den ungefähr drei Kilometer breiten Waldgürtel des Paschbergs getrennt (Vgl. Franz-Heinz
Hye, Igls und Vill. In: Das Fenster, Heft 13, S. 1317 ff.).
Der Ortsname „Igls" ist sicherlich vorrömischen bzw. illyriVon Dr. Herbert Woditschka
sehen Ursprungs, bezüglich seiner Herleitung gehen aber die
Meinungen auseinander. Quellenmäßig ist der Ort Igls — jeweils in der Namensform „ Jgels"
— seit dem 13. Jahrhundert
nachweisbar und scheint erstmals
in einem Urbar Graf Meinhards II.
von Tirol-Görz bzw. in einem solchen des Klosters Tegernsee auf,
während die Kirche von Igls erstmals in einer Urkunde aus dem
Jahre 1286 genannt wird.
Das Inntaler Steuerbuch von 1312
verzeichnet bereits eine selbständige Gemeinde mit einem Dorfmeister an ihrer Spitze, welche 16
steuerpflichtige Grundeigentümer umfaßte.
Im MariaTheresianischen Kataster von
1775 werden dann 35 Wohnhäuser und als Gewerbebetriebe, eine
Mühle im Oberdorf und eine
Schmiede (Hilberstraße 6) genannt. Die Bewohner von Igls
zeigten schon damals Interesse an
einer gesunden Lebensform, was
die Tatsache beweist, daß ein
Drittel aller Häuser über eigene

„Padstuben" (= Saunahäuschen) verfügte.
Verkehrsmäßig lag Igls an der sogenannten „Hochstraße", einem
Karrenweg, der bei Volders den
Talboden verließ, über Judenstein, Sistrans und Lans das Dorf
Igls erreichte und über Patsch
und Ellbogen nach Matrei am
Brenner führte (Vgl. Franz-Heinz
Hye, Amras — Geschichte und
Gegenwart, S 36).
Bis in die erste Hälfte des 19.
Jahrhunderts war Igls ein reines
Bauerndorf, in dem es nicht einmal ein Gasthaus als Beherbergungsbetrieb gab. Seit 1761 nachweisbar bestand lediglich im
Haus Hilberstraße 8 (später Stettnerhof) ein von Hanns Riedl betriebener Bierausschank, der 1803
in das Haus Hilberstraße 17 (später Altwirt, dann Sporthotel) verlegt worden ist.
Als Sommerfrischort wird Igls
erstmals in Beda Webers „Handbuch für Reisende durch Tirol"
(1837) erwähnt, wo es heißt, daß
Igls „von den Einwohnern der benachbarten Stadt Innsbruck zur
Landlust gesucht" werde. Den
Übergang vom Sommerfrischzum Fremdenverkehrsort brachte
im Jahre 1881 der Bau des Großgasthofes „Iglerhof" durch den
Innsbrucker Kaufmann Michael
Obexer. Im Sommer 1883 hielten
sich bereits über 300 Sommergäste in Igls auf; es war dies, wie der
„Bote für Tirol" berichtet, „die
glänzendste Sommersaison, welche das als Sommerfrischort in
stetem Aufschwünge befindlich
gewesene Igls zu verzeichnen ge-

habt hat". Auch der Großbrand
von Igls in der Nacht vom 27. zum
28. August 1883, dem 14 alte Bauernhäuser zum Opfer fielen,
wirkte sich im Zuge des Wiederaufbaues auf diesen Übergang
vom Bauerndorf zum Kurort aus.
Im Jahre 1904 wurde Igls offiziell
zum „Kurort" erklärt und erhielt
von der Tiroler Landesregierung
sogar eine eigene „Kurordnung".
Förderlich für die Entwicklung
von Igls als Fremdenverkehrsort

9. Juni: „In der Sitzung des
Gemeinderates brachte Gemeinderat Ett das Ansuchen der Feuerwehr-Kommandantschaft um Anschaffung einer 24 Meter hohen,
den jetzigen Anforderungen entsprechenden Schubleiter neuesten Systems von der Firma
Magrons in Ulm um den Preis
von 1300 fl (Gulden) zur Verlesung und befürwortete dasselbe
habhaft. Der Gemeinderat genehmigte den Kauf der Leiter."

waren vor allem der Bau der Mittelgebirgsbahn, deren Eröffnung
am 27. Juni 1900 stattfand, sowie
der Bau der Patscherkofelbahn,
welche am 14. April 1928 eröffnet
wurde.
Am 1. April 1942 erfolgte die Eingemeindung des Kurortes Igls in
die Stadt Innsbruck.
Den besonderen Reiz von Igls
würdigt Balthasar Hunold in seinem Gedicht „Auf die Lanser
Köpfe" (1870), wenn er schreibt:
„Nun hinauf nach Vill und Igels,
Schön ist letzteres, unvergleichlich,
Und im Wirtshaus die Bedienung,
Manchmal wirklich unerreichlich "

welcher, auf dem Platze vor dem
neuen Stadtsaalbau aufgestellt,
eine Zierde Innsbrucks bilden
könnte, wurde von Director
J. Deininger und
Professor
H. Fuß entworfen und modelliert."

25. Juni: Der Gemeinderat beschließt, dem Postärar einen Baugrund von 2700 m2 käuflich zu
überlassen, der westlich an die
Fallmerayerstraße und südlich an
den Langschen Garten grenzt. Es
20. Juni: „Im ebenerdigen Rund- soll darauf das Postgebäude ersaale des Ferdinandeums hier ist richtet werden. {- Heute Hauptgegenwärtig das Modell zu einem postgebäude, Maximilianstr. 2)
Monumentalbrunnen ausgestellt,
bei welchem die Anwendung der 26. Juni: Seine k. und k. Hoheit,
um 1628 von C. Gras geschaffe- Erzherzog Heinrich, hat zum
nen Brunnenfiguren aus Bronze Zwecke des Kirchenbaues in
mit der zugehörigen Reiterstatue Pradl 40 fl. zu spenden geruht.
des Erzherzogs Leopold V. zu
Grunde gelegt ist. Das Project zu 14. Juli: Über Kapriolen, die das
diesem
Monumentalbrunnen, Wetter schon vor 100 Jahren
schlug, berichtet der Bote für
Tirol folgendes: „Der 12. und
13. Juli haben dem, was das Unwetter im heurigen Sommer geleistet hat, die Krone aufgesetzt. In
der Nacht von vorgestern auf gestern, nachdem es den ganzen Tag
über geregnet hat, daß es platschte, fing es unter Blitz und Donner
an zu schneien und gestern morgens erwachten nicht nur die
Aelpler auf den Bergen und die
Sommerfrischler auf dem Mittelgebirge und in den übrigen nordtirolerischen Luftcurorten, sondern auch die Staedter inmitten
einer vollkommenen Winterlandschaft . . . In der RennwegAllee vor dem Löwenhause haben
zwei der malerischen alten Pappelbäume mächtige Aeste verIgls gegen Südwesten auf einer kolorierten Ansichtskarte um 1900.
J.
(Original: Stadtarchiv, Repro: Murauer) loren.