Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.6

- S.22

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Wasserwerk

In der Chron k geblättert

Vorteile hinsichtlich der Finanzierung festgestellt werden, die ein
großer Wirtschaftskörper wie die
Der steigende Wasserbedarf im Stadtwerke gebracht hat." Zuvor
Ausgang des 19. Jahrhunderts ließ waren nämlich die Versorgungsbein Innsbruck 1888 die Pläne für den triebe der Stadt in den StadtwerAusbau einer Wasserversorgung ken zu einem gemeinsamen Unterin heutigem Sinne reif werden. nehmen zusammengeschlossen
Man begann damals, die Mühlauer worden.
Quellen fachgemäß zu fassen.
1951 konnte das kombinierte
1890, also genau vor 100 Jahren,
Werk
eröffnet werden. Es lieferte
wurde das Wasserwerk Mühlau in
1.500
Sekundenliter Trinkwasser
Betrieb genommen. Für die daim
Sommer
und ca. 800 im Winter.
mals 23.000 Einwohner der LanBis
zur
Mitte
der sechziger Jahre
deshauptstadt konnten damit 78
wurden
noch
weitere, jedoch viel
Liter Trinkwasser pro Sekunde bekleinere
Wasservorkommen
zur
reitgestellt werden.
Verbesserung der WasserversorDurch die folgenden Eingemein- gung in den einzelnen Stadtteilen
erschlossen. Als Beispiele seien
erwähnt die Tiefquelle Igls, die
Venusquelle und die Horizontalwasserfassung Klarerhof.
Die Jahre 1963 und 1964 mit
ihren abnormen Wetterverhältnissen (vielen wird der akute Schneemangel bei den Winterspielen
noch in Erinnerung sein) hatten
einen starken Rückgang der Quellschüttung in Innsbruck zur Folge.
Man machte sich auf die Suche
nach weiteren Wasservorkommen
und stieß auf das Grundwasser,
das als verläßlicher Wasserspender auch in Zeiten großer Trockenheit gilt.
Die Fachleute nahmen darauf„Bassena"-Wasserversorgung im
hin
aufgrund seiner Unberührtheit
Hausflur
das Gebiet Höttinger Au-West undüngen der umliegenden Dörfer ter die Lupe.
Wüten, Pradl, Hötting, Mühlau,
Amras, Igls, Vill und Arzl gingen Seit 1982 auch Grundwasser im
weitere Quellen in den Besitz der Versorgungsnetz
Seit dem Jahr 1955 stieg der
Stadtgemeinde Innsbruck über.
Trotzdem kam es in den Kriegsjah- Wasserverbrauch in Innsbruck pro
ren um 1940 zu Versorgungseng- Jahr durchschnittlich um ca. drei
pässen, die einen weiteren Ausbau Prozent an, sodaß der mittlere Verder Wasserfassung Mühlau not- brauchswert im Jahre 1972 bereits
530 Sekundenliter betrug. Ausgewendig machten.
Weil das bestehende Elektrizi- rechnet in diesem Jahr mußte in
tätswerk am Mühlauer Bach eben- Mühlau mit 554 Litern pro Sekunde
falls erweiterungsbedürftig war, das niedrigste, jemals verzeichlag der Gedanke nahe, ein Gesamt- nete Quelldargebot registriert werwerk — für Stromerzeugung und den. Innsbruck ging damals knapp
Wasserfassung — zu errichten. an einer Katastrophe in der WasDiese Überlegung sollte sich als serversorgung vorbei. Hatten sich
goldrichtig erweisen. Kann man doch nach der ausgedehnten
doch in der Festschrift zur Eröff- Trockenperiode im Herbst/Frühnung der Anlage lesen: „Während winter 1971 und zu Jahresbeginn
des Baues hat sich immer wieder 1972 ausgiebige Niederschläge
gezeigt, daß die Rücksichtnahme eingestellt.
auf die gegenseitigen Interessen
Hohe Temperaturen im Spätwinund die Zusammenarbeit der bei- ter 72 und die damit einsetzende
den Werke den Fortschritt des Schneeschmelze verhinderten seiBauvorhabens günstig beeinflußt nerzeit ein „Austrocknen" der Lanhaben." Und: „Es konnten große deshauptstadt. Es wäre jedoch im
Fachgemäße Fassung der
Mühlauer Quellen

i

Extremfall eine Noteinspeisung
aus dem Grundwasservorkommen
in der Höttinger Au möglich gewesen, weil man den ersten Vertikalfilterbrunnen bereits fertiggestellt
hatte.
Das geförderte Wasser hätte mit
einem Leitungsprovisorium ins bestehende Rohrnetz am Fürstenweg eingespeist werden können.
Das erwies sich jedoch nicht als
notwendig und so wurde erst 1982
der Pumpbetrieb vom Grundwasserwerk ins Netz aufgenommen.
Ab 1980 wurde ein Rückgang der
Wasserabgabe festgestellt, sodaß
sich 1982 der Abgabewert des Jahres 1972 einstellte. Nach weiteren
Rückgängen war erst 1986 wieder
eine geringe Steigerung zu registrieren.
Seit 1986 ist die Wasserabgabe
an die Innsbrucker Haushalte ungefähr gleichgeblieben. Das hat
mehrere Gründe: Die Zahl der Einwohner stagniert, außergewöhnliche Wettersituationen sind ausgeblieben und die Sanitärinstallationen haben einen hohen
Sättigungsgrad erreicht.
1989 höchste Tagesabgabe

Das Wasserdargebot jener
Quellen, die das Trinkwasser für
Innsbruck liefern, steht natürlich
unter ständiger Kontrolle. So fiel
die maximale Quellschüttung des
Jahres 1989 in den August und war
mit 1.771 Sekundenlitern um 31
Liter höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Die minimale
Quellschüttung wurde im März
1989 mit 909 Sekundenlitern gemessen und lag damit um 8,6 Liter
höher als im Vorjahr. Der 24. Mai
1989 brachte mit 49.391 Kubikmetern die höchste Tagesabgabe
des Jahres, die geringste wurde
mit 32.289 am 25. Dezember registriert.

Anschluß Ringrohrleitung (500 mm 0)

lich davon unterhalb des Ortes
Mühlbachl gefaßt.
Die kurze Bauzeit muß noch
Als die Innsbrucker Elektrizitätswerke vor 100 Jahren ihren Betrieb heute als Sensation gewertet weraufnahmen, wurde der elektrische den, wenn man weiß, mit welch priStrom vorwiegend für Beleuch- mitiven Mitteln die Bauarbeiter
tungszwecke verwendet. Das erste auskommen mußten. Die 27 TonKraftwerk mit einer Turbinenlei- nen schweren Generatorläufer
stung von 250 Pferdestärken ent- wurden beispielsweise von einem
stand am Ausgang der Mühlauer Pferdewagen transportiert. Einer
Klamm, das über eine Generator- dieser Wagen, wie ihn auch das
leistung von 160 kVA verfügte und Bild auf dieser Seite zeigt, ist noch
Strom mit einer Wechselspannung heute im Innsbrucker Zeughaus zu
von 2000 Volt in die Stadt lieferte. In bewundern. Zweimal pro Woche
den einzelnen Häusern wurde der ist der Werksleiter des Kraftwerkes
Strom auf die damals übliche Ge- damals nach Innsbruck geritten,
brauchsspannung von 100 Volt um dort die Kraftwerksmeldungen
abzugeben und die Post abzutransformiert.
Schon im Jahre 1888 hatten sich holen.
die Innsbrucker Stadtväter ein Strom für die erste Straßenbahn
Kauf recht für das Mühlauer KraftZwischen 1904 und 1906 nahwerk gesichert, das von Privatfirmen errichtet worden war. Unter men die Stubaitalbahn als erste
Bürgermeister Wilhelm Greil wur- Straßenbahnlinie in Innsbruck und
de es im Jahre 1897 um 490.000 die Standseilbahn auf die HungerGulden in den Besitz der Stadt burg ihren Betrieb auf. Die Lokalbahn nach Hall wurde von Dampfübernommen.
auf elektrischen Betrieb umgestellt. Auch heute noch versorgt
Erschließung neuer Energiequeldas Elektrizitätswerk Innsbruck
len um die Jahrhundertwende
Bereits um die Jahrhundertwen- die Straßenbahnen, O-Busse sode erwies sich die Erschließung wie Bergbahnen der Innsbrucker
neuer Energiequellen als notwen- Verkehrsbetriebe und liefert den
dig, wofür sich zwei Ausbaustufen überwiegenden Teil des Fahrstroan der Sill anboten. Nach nur zwei- mes für die Stubaitalbahn.
jähriger Bauzeit begann im Jahre
Nicht nur dadurch stieg in den
1903 das Kraftwerk Obere Sill, das ersten beiden Jahrzehnten des 20.
heute von der Europabrücke über- Jahrhunderts der Strombedarf in
spannt wird, Strom zu liefern. Das Innsbruck so stark an, daß ab 1927
Wasser wird acht Kilometer süd- über das Umspannwerk Wüten
Kraftwerk Mühlau begann
mit einer Leistung von 250 PS

Mit dem Pferdefuhrwerk zur Baustelle des Kraftwerks Obere Sill (1905)

Elektrizitätswerk

elektrische Energie von den Tiroler
Wasserkraftwerken
zugekauft
werden mußte. Diese hatten kurz
zuvor das Achensee-Kraftwerk in
Betrieb genommen.
Bis zum Beginn des Zweiten
Weltkrieges wurden vor allem die
Leitungsnetze ausgebaut, um deren Leistungsfähigkeit zu erhöhen
und die Versorgung abzusichern.
In den Jahren zwischen 1949
und 1952 hat das Elektrizitätswerk
das Kraftwerk Mühlau in seiner
heutigen Form mit dem Krafthaus
am Schillerweg errichtet. Dort wird
das von der Stadt benötigte Trinkwasser zunächst zur Energieerzeugung genutzt und anschließend
den Hochbehältern neben dem
Kraftwerksgebäude zugeleitet.
Innsbrucks größtes Kraftwerk an
der unteren Sill

In den fünfziger Jahren mußten
die Umspannwerke Ost, Igls und
West errichtet und das neue
25.000-Volt- Hochspannungsnetz
verlegt werden. Wegen weiter ansteigender Nachfrage ergab sich
neuerdings die Notwendigkeit eines Kraftwerksbaues. Es entstanden die Pläne für das Kraftwerk
„Untere Sill", das das Gefälle zwischen dem Oberen Sillwerk und
dem Ausgang der Sillschlucht am
südlichen Stadtrand von Innsbruck nutzt. Im Jahre 1964, kurz
nach Abschluß der Olympischen
Winterspiele, wurde mit dem Bau
des Speicherbeckens, des Betriebsgebäudes am Lemmenhof
und der unterirdischen Maschinenkaverne begonnen. In Betrieb
genommen wurde das größte
Innsbrucker Kraftwerk 1967.
Wegen der zunehmenden Netzlast reichte die Spannung von
25.000 Volt zur Versorgung der Umspannwerke alsbald nicht mehr
aus und es mußten die 110.000Volt-Umspannwerke Ost (1968),
Nord (1968) und Pastorstraße (1978)
errichtet sowie die entsprechenden Hochspannungskabel verlegt
werden.
Das letzte größere Bauvorhaben
des Elektrizitätswerkes war die Erneuerung des Triebwasserstollens
für das Kraftwerk Obere Sill. Dadurch konnte eine Erhöhung der
Kraftwerksleistung in den Sommermonaten sowie ein Speicherbetrieb für die Abdeckung der Bedarf sspitzen ermöglicht werden.