Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1990

/ Nr.4

- S.28

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500-Jahr-Jubiläum „Post in Innsbruck"
Die Post feiert heuer das Jubiläum ihres 500jährigen Bestandes, wobei Tirol und Innsbruck
eine bedeutende Rolle spielen,
sind es doch Rechnungsnotizen
im Tiroler landes fürstlichen Raitbuch von 1490 — verwahrt im Tiroler Landesarchiv —, die die ersten und ältesten Belege für die
Geschichte unserer Post darstellen. Es erhebt sich daher die Frage, warum hat sich dies so ergeben?
Nun, am 16. März 1490 fand in
Innsbruck — nach dramatischen
Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye
Jahren — die Übergabe des Landes vom greisen Erzherzog Sigmund an seinen Neffen und
Adoptivsohn, den jungen König
Maximilian I. statt, der sich aus
diesem Grunde im Frühjahr 1490
in unserer Stadt aufgehalten hat.
Gleichzeitig lief Maximilians europäische Politik auf vollen Touren: Im Nordwesten galt es, einerseits die unruhigen Niederländer
zu besänftigen — zwei Jahre zuvor hatten sie den König immerhin in Brügge in schmählicher
Haft gehalten —, und andererseits die Kontakte mit Anna, der
Erbtochter des am 9. September
1488 verstorbenen letzten Herzogs der Bretagne zu vertiefen
(dies führte im Dezember 1490 zur
prokuratorischen Eheschließung
mit Maximilian), während es im
Osten endlich an der Zeit war, die

„Staendehaus
und Post" =
Altes Landhaus
und Taxispalais
(mit PostVerladerampe)
um 1835. —
OriginalStahlstich im
Stadtarchiv; Repro: Murauer

ungarischen Invasoren zurückzuweisen und nach dem Tode des
Königs Matthias Corvinus (4.
April 1490) die eigenen Hoffnungen auf dessen Königreich zu verfolgen.
Es gab somit Anlaß genug, verläßliche Boten in die diversen politischen Zentren zu entsenden.
Für die Verbindung zu den Niederlanden war es damals offenbar besonders Johannet Dax (de
Taxis), der eine solche sichere Verbindung herzustellen in der Lage
war, was Maximilian im April
1490 erstmals auf der Strecke
Innsbruck—Mecheln
genutzt
hat. Johannet de Taxis wurde
noch in demselben Jahr zum ersten „Obrist Postmaister" ernannt.
Ohne nun auf die weitere Entwicklung dieser Post von der
Hof- zur allgemeinen Briefpost
bzw. zur regelmäßigen Personenbeförderung (seit dem 18. Jh.)
einzugehen, wollen wir uns hier
den für die Post-Geschichte relevanten Gebäuden in Innsbruck
zuwenden. An erster Stelle zu
nennen ist dabei das heutige
Haus Maria-Theresien-Straße 37,
welches im 16. Jh. noch aus zwei
Häusern bestanden hat, deren
eines — nach R. Wurth — schon
1521 durch Gabriel I. v. Taxis erworben worden ist. Der Steuerkataster von ca. 1628 spricht hier
dann bereits von den (zwei) „Behausungen", die Gabriels Uren
kel „Herr Paulus von Taxis, gewesster Obrisster Posstmaister in

Tirol" (gest. 1613) besessen hat.
Unter ihm erscheint dieser Gebäudekomplex 1588 erstmals als
„Posthaus" bezeichnet. Auf Paul
folgte eine Erbengemeinschaft
bzw. nach 1628 sein Enkel Paul II.
v. Taxis, der in der Innsbrucker
Feuerordnung von 1642 als
„Obrister Postmaister der Oberund
Vorder-Österreichischen
Landen" tituliert wird.
Kraft Verleihung von 1645 durch
die Erzherzogin-Witwe Claudia
v. Medici war dieses Amt fortan
erblich mit dieser Linie der Taxis
verbunden, die 1642 in den
Freiherrn- und 1680 in den
Reichsgrafenstand erhoben wor-

1890

den ist. Schließlich war es Alexander von Thurn-Valsassina und Taxis, der 1793 das alte Posthaus
verkauft hat, nachdem bereits
1784 sein Vater das einstige
Fugger-Palais, einen Bau von Johann Martin Gumpp, gekauft
hat. Dieses noch heute als „TaxisPalais" bezeichnet, obgleich es
1905 von der „Tiroler Landschaft"
angekauft wurde, fungierte nun
als neues bzw. zweites Posthaus,
bis die bereits 1774 verstaatlichte
Post im Jahre 1907 in ihren Neubau, die „Hauptpost" an der
Maximilianstraße übersiedelt ist.
Zur Erinnerung an die ehemalige
Funktion des Taxis-Palais wurde
dort 1984 ein historischer k.k.
Briefkasten angebracht, der —
täglich mehrfach geleert — ein
gerne genutzter Gehilfe der Post
und ihrer Kunden ist.

VOR HUNDERT JAHREN

19. April: „Kauflustige werden
aufmerksam gemacht, daß die
gerichtliche Versteigerung des
Bade-Anwesens in Mühlau (=
Anton-Rauch-Straße 30) am
Dienstag den 22. April Vormittags 9 Uhr in Loco abgehalten
wird!"
26. April: „Kundmachung. Im
Auftrage des hohen LandesAusschusses wird zur allgemeinen Kenntniß gebracht, daß vom
Montag den 28. April Abends die
Aufnahme der Gebärenden in
der neuen Anstalt, Tempistraße
in Wüten, erfolgt, und nicht mehr
im alten Spitalgebäude. Hausinspektion der Landesgebärklinik"

PflDST

Die offizielle Einweihung und Eröffnung der Landesgebärklinik
(= heute Michael-GaismairStraße Nr. 1; seit 1978 sind dort
Ämter der Tiroler Landesregierung untergebracht) durch den
Abt von Wüten erfolgte am
1. Mai 1890.
29. April: „Placate an den
Straßenecken hier laden die Arbeiter und Arbeiterinnen zu einer
Volksversammlung am 1. Mai um
halb 9 Uhr vormittags im Adambräu-Saale ein", berichtet der
Bote für Tirol und gibt als Grund
für diese Kundgebung die Diskussion um die Arbeitszeitverkürzung an. Ferner wird erklärt,
„daß die Arbeiterschaft Innsbrucks weit davon entfernt sei, an
Excesse und Krawalle zu denken,
und die Einwohner Innsbruck in
dieser Hinsicht vollkommen
beruhigt sein können, und daß
die hiesige Arbeiterschaft sich vor
Einmischung aller
fremden
Elemente zu sichern im Stande
ist"
30. April: Der ehemalige Innsbrucker Gemeinderat und Baumeister Josef Mayr verschied im
72. Lebensjahr. „Bauliche Spuren" Josef Mayrs sind noch heute
in Innsbruck zu sehen: die Kloster- oder Fennerkaserne, das
„Alte Gericht" in der Schmerlingstraße und das Sieberer"sche
Waisenhaus (heute Volksschule).
Bei allen diesen Baulichkeiten lag
die Bauleitung in den Händen
Josef Mayrs.
J