Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.12

- S.7

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Gesamter Text dieser Seite:
Eine „flächendeckende Parkraumbewirtschaftung" ist
unabdingbar für die Verkehrsberuhigung in Innsbruck
Verkehrsplaner stellten erste Überlegungen zum Verkehrskonzept als Diskussionsgrundlage den Bürgern vor
(Eiz) Die Arbeit am neuen Verkehrskonzept für Innsbruck, das
eine Verkehrsberuhigung der
ganzen Stadt mit besonderer
Berücksichtigung der Innenstadt
bringen soll, läuft planmäßig
weiter: Am 4. Dezember stellten
die mit der Konzepterstellung
beauftragten deutschen Professoren Hans-Georg Retzko (Darmstadt), Peter Kirchhoff und Ferdinand Stracke (beide TU München)
ihre bisherigen Überlegungen auf
einer Bürgerversammlung der
Öffentlichkeit „als Diskussionsgrundlage" vor (siehe dazu auch
Seite 1). Eine zentrale Aussage,
die über allen möglichen Varianten
geänderter
Verkehrsführung
stand: Will man den Verkehr beruhigen, wird man um eine „flächendeckende Parkraumbewirtschaftung" nicht herumkommen.
Gespannte Aufmerksamkeit in
dem mit gut 200 Menschen nur
schütter gefüllten neuen Messesaal: „Zu viele glauben, ohne
Automobil nicht mobil zu sein"
(Retzko). In allen vergleichbaren
Städten versucht man, beim Autofahrer eine Verhaltensänderung
zu erreichen, „damit unsere Städte
nicht dem Verkehrsinfarkt erliegen". Doch freiwillig verzichtet
auch in der Stadt kaum jemand
auf den Pkw. Daher sind dirigistische Maßnahmen unerläßlich,
verfolgt man ernsthaft das Ziel
der verkehrsberuhigten Stadt.
Oberster Grundsatz bei der
Planung: Nicht den Verkehr
umzuschichten und nur in andere
Straßen abzudrängen, „sondern
erreichen, daß der Autoverkehr

Drei Stunden Verkehrs-Diskussion im Messesaal: Am Präsidium die Experten mit Stadtplaner Dr. Klotz
und dem Moderator des Abends, ORF-Redakteur Markus Sommersachen
(Fotos: SNS-Pressebild)
insgesamt weniger wird, insbesondere in verkehrssensiblen Bereichen".
Ein erster und entscheidender
Schlüssel dazu, so Retzko, ist die
flächendeckende Parkraumbewirtschaftung mit gleichzeitiger
Förderung des öffentlichen Nahverkehrs durch den Ausbau, eine
geänderte Streckenführung und
weitere Attraktivierung der öffentlichen Verkehrsmittel: „Damit
hat man die Masse der städtischen Verkehrsprobleme gelöst."
— Unter anderem soll die There sienstraße von zu vielen Linien
entlastet werden.
Die Verkehrsberuhigung der
Innenstadt soll auch dadurch erzwungen werden, daß der Durchzugsverkehr durch das Zentrum
nicht mehr möglich ist: Verkehrsplaner Kirchhoff gliedert
das Netz der Straßen in solche mit
Verbindungs- und andere mit

Erschließungsfunktion. Verbindungsstraßen durch das Zentrum
soll es nicht mehr geben. Der „äußere Ring" (Südring, Andechsstraße, rechtes Innufer) sollte die
Grenze sein für den Durchzugsverkehr; der „innere Ring" (um
das Stadtzentrum, mit Museumstraße) soll nur dem Anrainerund Zulieferverkehr dienen. Die
Maria-Theresien-Straße steht als
Fußgängerzone im Raum. Über
die Innbrücke und durch die Höttinger Gasse sollen nurmehr
öffentliche Verkehrsmittel fahren.
An den Zufahrten zum Stadtzentrum sollten an strategisch günstigen Punkten „am Rande" der
Innenstadt Parkgaragen die
Besucher- und Einkäufer-Autos
aufnehmen. Ein Beispiel ist die
im Bau befindliche Tiefgarage
zwischen Currasco und Markthalle; andere Standtortmöglichkeiten deuteten die Planer unter
dem Platz zwischen Hofburg und
Landestheater sowie beim Bahnhof an. Gewisse Fußwege müssen
dabei zugemutet werden.
Was bedeutet Parkraumbewirtschaftung?

Verkehrsplaner Prof. Relzko (Darmstadt), Architekt Prof. Stracke
(TU München): Alle Bürger-Vorschläge werden gesammelt.

• Die Bewohner haben ein Anrecht auf einen wohnungsnahen
Parkplatz. Für sie soll es Sonderparkberechtigungen geben. Werden zusätzlich Parkplätze für Besucher ausgewiesen, so sollten
diese befristet sein und (in der
ganzen Stadt!) gebührenpflichtig.
• Vor allem Berufspendler aus
den Innsbucker Stadtteilen und

aus dem Umland sollen nach
Möglichkeit gar nicht erst mit
dem Pkw in die Stadt fahren, weil
sie hier keine Parkplätze finden,
sondern sie sollen öffentliche
Verkehrsmittel benutzen.

Prof. Kirchhoff (München): Dirigistische Maßnahmen unerläßlich.
Ziel ist, 70 Prozent des Berufsverkehrs auf öffentliche Verkehrsmittel umzuschichten.
• Wo der Parkraum besonders
kostbar ist, soll er möglichst gut
genutzt werden. Erreicht werden
soll dies durch zeitliche Begrenzung des Parkens, gekoppelt mit
progressiv gestaffelten Parkgebühren, die mit zunehmender
Dauer so hoch werden, daß Dauerparken unerschwinglich wird.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1989, Nr. 12

(Fortsetzung auf Seite 23)
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