Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.9

- S.11

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Gesamter Text dieser Seite:
Erweiterte Mülltrennung ab 1990 im „Pilotprojekt
Peergründe": Erfahrungen sammeln für die Stadt
Verbrauchernahe eigene Container für Metallabfälle und Batterien, mehr Altglas- und Papiercontainer
(Eiz) Zur Verringerung der Müllflut ist Abfallvermeidung durch kritisches Kaufen und Denken beim Wegwerfen als Hauptziel anzustreben: Dem Bürger dieses Verhalten „schmackhaft" zu machen, ist eine
mühsame, doch wichtige Aufgabe in Zukunft. Möglichst viel von den
wiederverwertbaren Bestandteilen einer sinnvollen Nutzung zuzuführen, um sodann den Rest so umweltschonend wie möglich zu entsorgen, ist das Ziel der Mülltrennung, die nun in Innsbruck in Angriff
genommen wird. 1990 läuft in der Siedlung Peergründe als Pilotprojekt eine erweiterte Mülltrennung an. Im Westen Innsbrucks will man
Erfahrungen sammeln für den Rest der Stadt.
Große organisatorische Schwierigkeiten verhinderten bisher die
Durchführung. Wiederholt hat
der Umweltschutzausschuß dieses Thema behandelt. Nun gab
am 16. August der Stadtsenat unter Vorsitz von Bürgermeister
Romuald
Niescher
„grünes
Licht" für das Pilotprojekt
„getrennte Müllsammlung" in
der Siedlung Peergründe ab 1990.
Es wurde vom „Amt für Umweltschutz" erstellt und in enger Zusammenarbeit mit dem Stadtplanungsamt (Ortsbild), dem
Tiefbauamt (Sammelstellenbefestigung), der Magistratsabteilung
IV (Rechtsfragen) sowie den betroffenen Hausverwaltungen und
Entsorgungsfirmen überarbeitet
und konkretisiert.
Will man eine Verringerung des
Deponievolumens des Hausmülls erreichen, wird verstärkte
Motivation der Bevölkerung zur
Mülltrennung
unumgänglich
sein: Der Bevölkerung muß die

Innsbruck meidet
PVC-Verpackungen
Der Stadtsenat spricht sich einhellig für eine generelle Eindämmung von PVC-hältigen Verpackungen aus. Nachdem sich
zuvor schon der Umweltschutzausschuß mit dieser Materie befaßt hatte, beauftragte der Stadtsenat den Bürgermeister, das Beschaffungsamt der Stadt anzuweisen, daß möglichst nur Produkte in PVC-freier Verpackung
gekauft werden. Darüber hinaus
wurde der Erlaß einer Verordnung über die Kennzeichnungspflicht von PVC-hältigen Verpackungen befürwortet. Der
Bürgermeister richtete an Frau
Minister Flemming einen Appell
in diesem Sinne.
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Tatsache begreifbar gemacht
werden, daß die kleine Mehrarbeit des „Denkens beim Wegwerfen" große positive Folgen für die
Umwelt hat.
Folgende Maßnahmen sieht das
„Pilotprojekt Peergründe" im
einzelnen vor:
• An zwei Standorten werden vier
Altglascontainer aufgestellt. (Damit wird es in der Peersiedlung für
140 Haushalte einen Glascontainer
geben, im Stadt-Schnitt sind es 275
Haushalte pro Container; das entspricht einer Verdoppelung in den
Peergründen). Die Stadt muß diese Container kaufen; sie werden
alle 14 Tage geleert.

• Bei jedem Hauseingang und in
den Müllräumen werden Altpapiercontainer aufgestellt. Auch
ihre Entleerung erfolgt 14tägig.
• Auch Metallabfälle (Konservendosen!) werden in eigenen
Containern gesammelt. Die
Stadt muß neben der Anschaffung der Container auch die getrennte Abholung der Metalle bezahlen.
• Auch Altbatterien werden
durch die Aufstellung von Sammelboxen direkt bei den Müllbehältern erfaßt — dieses Angebot
erspart der Bevölkerung den
Gang ins nächste Elektrogeschäft
und dürfte große Batteriemengen, die heute noch aus Bequemlichkeit im Hausmüll landen, vor
der Deponierung im Ahrntal bewahren. Die Batteriesammelboxen sollen viermal jährlich bzw.
nach Bedarf durch den städtischen
Zentralhof geleert werden. Neben
den Behältern und dem Transport
muß die Stadt hier noch derzeit 10
S pro kg Altbatterien als Entsorgungskosten tragen.

Kühlgeräte werden in Innsbruck
nun umweltfreundlich entsorgt
Fluor-Chlor-Kohlenwasserstoffe werden abgesaugt
(Eiz) Auch auf diesem Gebiet ist
die Stadt Innsbruck führend: Kältemittel aus ausgedienten Kühlschränken (meist Fluor-ChlorKohlenwasserstoffe, FCKW) —
von der Wissenschaft als „Killer"
der lebenswichtigen schützenden
Ozonschicht überführt — werden in Zukunft ordnungsgemäß
entsorgt. Damit ist Innsbruck eine der ersten Städte in Österreich
überhaupt, die dieses ernste Problem aktiv in Angriff nimmt:
Ausgediente Kühlgeräte können
schon seit einiger Zeit im städtischen Zentralhof kostenlos abgegeben werden. Wer keine Transportmöglichkeit hat, kann den
Kühlschrank auch zum Sperrmüll geben; er wird dann von den
städtischen Arbeitern gesondert
abgeholt.
Von dieser Möglichkeit haben bereits zahlreiche Bürger Gebrauch
gemacht: Derzeit lagern im Zentralhof schon mehr als 300 Kühlschränke.

Bisher war die fachgerechte
Absaugung des Kühlmittels ein
Problem. Nun ist auch dieses
gelöst: Am 16. August beschloß
der Stadtsenat unter Vorsitz von
Bürgermeister Romuald Niescher, der „Entsorgungsgemeinschaft
Unterland" (die
Firmen DAKA, Feller und Widmoser) den Auftrag zu geben, die
Kühlschränke umweltfreundlich
zu entsorgen. Die Stadt muß
dabei für jeden Kühlschrank
230 Schilling bezahlen. Da das
Kühlmittel im Zentralhof abgesaugt wird, hat die Stadt die
Möglichkeit der Kontrolle und
gewinnt auch praktische Erfahrungen.
Nun denkt auch das Land Tirol
(Amt für Umweltschutz) an eine
landesweite Regelung dieser Frage durch eine stationäre Entsorgungsmöglichkeit.
Innsbruck
will nicht warten, bis diese verwirklicht ist, und geht vorerst den
eigenen Weg.

• Problemstoffe („Giftmüll")
werden weiterhin über die mobilen Giftmüllsammlungen entsorgt, die derzeit dreimal jährlich
durchgeführt werden (das nächstemal übrigens vom 19. bis 25.
Oktober — Näheres in der nächsten Ausgabe). Im Zug dieser
Sammlungen wird es in der Peerhofstraße eine eigene Sammelstelle geben.
Die Investitionskosten für dieses
Pilotprojekt schätzt das Umweltamt der Stadt Innsbruck auf
rund 230.000 S. Die laufenden
Kosten pro Jahr wurden mit rund
125.000 S errechnet.
Im „Amt für Umweltschutz"
denkt man allerdings schon viel
weiter. Etwa an ein Pilotprojekt
„Eigenkompostierung", das, flächendeckend in die Tat umgesetzt, die Müllanlieferung ins
Ahrntal entscheidend verringern
würde. Vorerst aber wird die verstärkte Mülltrennung in der Peerhofsiedlung verwirklicht. Sie
steht oder fällt mit der Akzeptanz
durch die Bevölkerung.

Altmedikamente:
Stadt übernimmt
Entsorgungskosten
(Eiz) Der pharmazeutische
Großhandel hat seit 1. März
die Rücknahme der Altmedikamente von den Apotheken
eingestellt: Er argumentiert, er
benötige nach der Novelle zum
Sonderabfallgesetz nun eine
Konzession als „Sonderabfallsammler". Die Apotheken,
nach ihrer Argumentation
„nicht Verursacher des Altmedikamentenabfalls, sondern
bloß ,Boten des Bürgers" ",
blieben darauf „sitzen".
Der Stadtsenat beschloß daher am 16. August unter Vorsitz von Bürgermeister Romuald Niescher, für die Stadt
Innsbruck für heuer diese Kosten zu tragen. Der Stadtsenat
geht jedoch von der Voraussetzung aus, daß „selbstverständlich der pharmazeutische Großhandel" das Problem auf Dauer zu lösen haben wird.

Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1989, Nr. 9