Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.9

- S.4

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Freude am Erhalten des alten Hausbestandes
nimmt zu: Innsbruck wird immer schöner!
Stadt und Land leisten finanzielle Zuschüsse für Restaurü ungen nach dem Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz
Innenhof des sogenannten Brixneroder Stamserhauses
am Domplatz, wie
er sich vor der
umfangreichen
Sanierung den
Blicken darbot. Der
hl. Bernhard fristete
in unwürdiger Umgebung sein Dasein.

Derselbe Hof ist
nun kaum wiederzuerkennen. Die
Instandsetzungsarbeiten, die auch
die Stiegenhäuser
miteinbezogen, und
die Entkernung des
Hofes ließen ein
baukünstlerisches
Juwel neu erstehen.

(Th) Restaurierte Hausfassaden beeinflussen nicht nur das Stadtbild in positiver Weise, sondern erfreuen durch ihren festlichen und stattlichen Anblick
auch Herz und Auge des Betrachters. Wer aufmerksam durch Innsbrucks
Straßen schlendert, der kann so manchen Augenschmaus genießen! Erfreulich ist zudem, daß zumeist auch die Wohnqualität in den instandgesetzten
Häusern den heute geltenden Ansprüchen entspricht.
Die Stadtführung und das Land Tirol
unterstützen das Bemühen der Eigentümer um die Erhaltung der historisch und architektonisch wertvollen
Gebäude durch besondere finanzielle
Zuschüsse, soferne die Objekte dem
Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz
unterliegen. Erste Anlauf- und Beratungsstelle für sanierungswillige
Haus- und Wohnungsbesitzer sollte
das Altstadtreferat beim Stadtmagistrat, Adolf-Pichler-Platz 12, Tele-

Stadtkern- und
Ortsbildschutzgesetz
gut für 1.152 Gebäude
Historisch und baulich wertvolle
und daher geschützte Objekte
sind im ganzen Stadtgebiet zu
bewundern. Hier die zahlenmäßige Auflistung der dem Stadtkern- und Ortsbildschutzgesetz
unterliegenden Gebäude in den
einzelnen Stadtteilen:
Amras 57, Arzl 76, Hötting 291,
Innenstadt mit Altstadt 265,
Mariahilf-St. Nikolaus 95, St. Nikolaus 138, Mühlau 21, AntonRauch-Straße 28, Saggen 121,
Wüten 1 — 40, Wüten 2 — 20.

fon 53 60-577 sein. Hier erhält der
Bauwerber gründliche Information
und vermeidet dadurch Verzögerungen im Bauverfahren. Der Leiter,
Baumeister Ing. Hubert Sprenger,
registriert eine ständig steigende Flut
von Sanierungswünschen: „1987
waren es 61, im Vorjahr bereits 80 und
heuer scheint mit über 50 in der ersten
Jahreshälfte ein neuer Rekord ins
Haus zu stehen."
In Zusammenarbeit mit dem Sachverständigenbeirat des Landes Tirol
und dem Denkmalamt werden Art
und Umfang der Restaurierung festgelegt. Die finanziellen Mittel der
öffentlichen Hand, die bei Sanierung
geschützter Objekte zehn bis fünfzig
Prozent der Gesamtbaukosten betragen können, beginnen jedoch nur zu
fließen, wenn sämtliche vorgegebenen Auflagen eingehalten worden
sind. Gefördert werden übrigens
nicht nur die von außen sichtbaren
Sanierungsarbeiten, sondern, in
denkmalgeschützten Objekten, auch
die in halböffentlichen Bereichen, wie
Eingängen und Stiegenhäusern.
Ein häufiger Schwerpunkt im Rahmen der Instandsetzung ist die
Erneuerung der Fenster. Zu große
und noch dazu nicht entsprechend

unterteilte Fenster in einem historischen Gebäude können dessen Aussehen beträchtlich zum Nachteil
verändern. Je nach Baustil werden
deshalb z. B. Kasten- oder Verbundfenster aus Holz mit Sprossenunterteilung anstelle von Isolierglasfenstern gewählt. Auch Material und
Form, z. B. der Fensterläden und
-gitter, legen die Fachleute fest. Nicht
immer muß das Fenster ganz erneuert
werden, seit kurzem wird auch die
Sanierung gefördert.
Von entscheidender Bedeutung für
das fertige Ganze sind die
Fassadenverputz- und Anstreicherarbeiten. Auch in diesem Bereich
begrüßt es Ing. Sprenger, daß immer
mehr Firmen sich der Instandsetzung
historischer Gebäude widmen und
daher — auch was ihre maschinelle
Ausstattung betrifft — sensible
Restaurierungen nach alten Methoden durchführen können. Die Schönheit der neu gefärbelten, in das
Ensemble passenden Fassade ist in
vielen Fällen auch darauf zurückzuführen, daß einerseits Architekturdetails, wie z. B. Breccienpfeiler, die
bisher unter einer Putzschichte verschwunden waren, freigelegt und instandgesetzt wurden und andererseits
die im Laufe der Zeit oder bei unsachgemäßen früheren Renovierungen
angebrachten Gesimse, Bleche oder
Anbauten entfernt werden. Auch
durch das Ergänzen von Stukkaturen
verändert sich das Bild des Hauses
zum Positiven. Großer Wert wird

ebenfalls auf die Dacheindeckung,
zumeist in Form von gebrannten Ziegeln, und auf die Kaminsanierung gelegt. Eher selten genehmigt werden
Aufstockungen oder Umbauten.
Das Ergebnis einer sorgfältigen Restaurierung überrascht wegen seiner
positiven Wirkung oft nicht nur die
Eigentümer, auch für die Fachleute
gibt es immer wieder Momente der
Spannung, wenn das Gerüst entfernt
wird.

Aus den allgemeinen
Grundsätzen des
Stadtkern- und
Ortsbildschutzgesetzes
1. Dieses Gesetz hat zum Ziel
a) Stadtteile, die wegen ihres
eigenartigen, für das Stadtbild
charakteristischen Gepräges
erhaltenswert sind (erhaltenswerte Stadtkerne), in ihrer
Baustruktur, ihrer äußerlich
wahrnehmbaren Bausubstanz
und ihrer vielfältigen organischen Funktion zu erhalten
sowie
b) das allgemein wahrnehmbare,
vorwiegend durch Bauten und
sonstige bauliche Anlagen geprägte, erhaltenswerte Bild von
Städten, Märkten und Dörfern
(erhaltenswertes Ortsbild) vor
nachteiligen Veränderungen zu
schützen.

Eine Augenweide" am Wiltener Platzl ist dieses Biedermeierhaus. Im
Zuge der Instandsetzung wurden Dach, Fenster, Stukkaturen und der
Fassadenputz erneuert. Dem Stil des Hauses angepaßt wurden auch
die Auslagen und Vitrinen.

Sehr fein gearbeitete und hervorragend sanierte Metall/Holzverzierungen schmücken dieses verandaähnliche Haus in der Bäckerbühelgasse in Hötting.

Finanziell gefördert wird. z. B. auch die Sanierung eines kostbaren
historischen Gasthausschildes. Zu finden ist dieses Prachtexemplar an
dem renovierten Gasthof „Zum Mohren" in der Mariahilfstraße.

Nicht mehr of t sind bei Altstadthäusern schmiedeeiserne Fensterläden Feine, nicht alltägliche Holzarbeit am Meisterhafte Holz- und Kunstschmieanzutreffen. Im Bild ein schönes Detail vom Domplatz mit schmiede- Giebel des Balkonvorbaues am Haus dearbeit am Tor des Hauses Herzogeisernem Gitter und saniertem Gewände aus Höttinger Breccie.
Anton-Rauch-Straße 14 in Mühlau.
Friedrich-Straße 8.
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Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1989, Nr. 9

Umfangreiche Sanierungen an den Fenstern und Jalousien, aber auch
Zarte Quadrierung und sanierte Seine ganze Pracht entfaltet nun das die gänzliche Erneuerung des Verputzes lassen diese stattliche Villa an
Architekturelemente aus Höttinger restaurierte spätbarocke Portal am der Ecke Rennweg/Kaiserjägerstraße im Saggen zum Blickfang
werden.
(Alle Fotos: Murauer)
Breccie am Epp-Haus (Pfarrgasse).
Haus Krippengasse 8 in Arzl.
Innsbrucker Stadtnachrichten — Offizielles Mitteilungsblatt der Landeshauptstadt. Jahrgang 1989, Nr. 9

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