Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.6

- S.30

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Herzog Friedrich IV. zum 550. Todestag
Einer der Nachträge zu dem um
1320 bei der Innsbrucker St.
Jakobskirche angelegten Nekrologium und Calendarium enthält
zum 24. Juni die Mitteilung:, ,Item
anno domini M°CCCC°XXXIX
obyt illustris dux Austrie Fridericus et comes Tyrolis in die Johannis Waptiste (!)." Bei diesem erlauchten Herzog Friedrich von
Österreich und Grafen von Tirol
handelt es sich um den im VolksVon Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

mund als „Friedl mit der leeren
Tasche" bekannten Friedrich IV.
Dieser Friedrich ist für Innsbruck
deshalb von besonderer Bedeutung, weil er es war, der hier seine
Residenz aufgeschlagen bzw.
Innsbruck zur Residenzstadt und
damit zum Verwaltungszentrum
Tirols und Vorderösterreichs gemacht hat.
Mit der Übergabe Tirols an die
Herzoge von Österreich im Jahre
1363 trat in das politische Leben

des Landes eine völlig neue Komponente, die sich vor allem dadurch bemerkbar machte, daß
neben die alte sowohl politische
als auch wirtschaftliche N-SDominante eine vorwiegend politisch-administrative O-W Aktionslinie trat. Der Kreuzungspunkt der beiden Linien lag in
Innsbruck, was eo ipso eine
Schwerpunktverlagerung
aus
dem Raum Schloß Tirol—Meran
—Bozen in unsere Stadt zur Folge
hatte. In den ersten Jahrzehnten
habsburgischer Herrschaft in Tirol kam dies jedoch nur geringfügig zum Ausdruck, weil die ersten
habsburgischen Landesfürsten
noch im Stil der mittelalterlichen
Herrscher nicht von einer festen
Residenz, sondern ambulant, in
kontinuierlichem Wechsel von
Burg zu Burg und von Stadt zu
Stadt gleichsam vom Sattel aus
regiert haben. Dementsprechend
können wir noch beim älteren
Bruder Friedrichs, Leopold IV.,
eine starke geographische Streu-

ung jener Orte feststellen, in denen er Urkunden ausgestellt hat.
Auch Friedrich selbst repräsentiert in den ersten 14 Jahren seiner
Regierung ab 1406 noch stark den
ambulanten Herrschertyp. Als
bevorzugte Orte der Beurkundung begegnen in dieser Zeit —
allerdings bereits mit deutlicher
Konzentration auf Tirol — neben
Innsbruck (36) — Meran (26),
Bozen (13) und Schloß Tirol. Im
Elsaß (2), Aargau (3), Breisgau
(2) sowie in der Grafschaft Hohenberg (1) hat sich Friedrich hingegen zwischen 1406 und 1420
nur sehr selten aufgehalten. Jedenfalls hat er bis 1420 noch
ziemlich oft den Ort seiner Hofhaltung gewechselt, was zweifellos Probleme ergeben mußte,
wenn etwa Boten aus Wien oder
den Vorlanden den Herzog dringend erreichen sollten.
Friedrich entschloß sich daher im
Jahre 1420, eine feste Residenz zu
begründen und kaufte zu diesem
Zwecke zwei Häuser am Innsbrucker Stadtplatz an der Ecke
zur Pfarrgasse ( = GoldenesDachl-Gebäude). Die alte Stadtburg neben dem Inntor erschien
ihm offenbar zu wenig geeignet.
Bis zum Abschluß der Adaptierung des „Neuen Hofes" standen

ihm neben diesem zudem auch
noch andere Objekte (an der Stelle der heutigen Hofburg) zur Verfügung.
Ganz gleich, in welchem dieser
Objekte Friedrich vorläufig residiert hat, fällt jedenfalls auf, daß
er vom Jahre 1420 an seine Urkunden fast ausnahmslos in
Innsbruck ausgestellt hat, von wo
er sich fast nur noch zu einzelnen
unbedingt notwendigen Reisen
z. B. als Vormund des späteren
Kaisers Friedrich III. nach Wien
und Graz etc. entfernt hat. Das
Jahr 1420 kann daher mit gutem
Recht als jenes bezeichnet werden, in dem Friedrich in Innsbruck seine und seiner Nachfolger dauernde Residenz begründet
hat.
Diese anhand der in Tiroler Archiven befindlichen Urkunden
Friedrichs erarbeitete Feststellung wird auch noch lebensnah
durch die Eintragungen im Tagebuch von Friedrichs Kanzler, dem
damaligen Brixner Fürstbischof
Ulrich Putsch (1427—1437) ergänzt, denen zufolge sich Ulrich
regelmäßig an den Hof seines
Herzogs nach Innsbruck begeben
mußte. Friedrichs Hofhaltung
war jedoch offenbar eher bescheiden, sodaß heute nur noch
ein Votivbild in der Wiltener
Pfarrkirche (Basilika) mit dem
einzigen zeitgenössischen Portrait dieses Fürsten hier unmittelbar an ihn erinnert.

1889 VOR HUNDERT JAHREN
15. Juni: Die Wagner"sche Universitätsbuchhandlung lädt zur
I nsertion ein: In der nächsten Zeit
wird in unserem Verlage ein von
der gemeinderäthlichen Commission zur Hebung des Fremdenverkehrs in Innsbruck herausgegebener Führer durch Innsbruck von H. Noe mit sehr zahlreichen Illustrationen von Tony
Grubhofer erscheinen und werden in den für den Verkauf bestimmten Exemplaren desselben
Inserate aufgenommen. ... Das
Buch erscheint in deutscher, französischer und englischer Sprache."
19. Juni: Anläßlich der feierlichen Eröffnung der neuerbauten
Straße von Aldrans nach Rinn
wird auch die Innsbrucker Bevölkerung und besonders „die Herren Fuhrwerksbesitzer eingelaPortrait Herzog Friedrichs IV. (Mitte) auf einem von ihm gestifteten den, recht zahlreich mit ihren GeVotivbild in der Wiltener Basilika. (Foto: Mag. Manfred Woditschka) fährten sich zu betheiligen."

2. Juli: Zum Besuch der neuerbauten Solsteinhütte in 1634 m
Höhe wird vom Besitzer, dem
Zirler Postmeister eingeladen.
12. Juli: „Das für die Kapelle der
großartigen Waisenstiftung, welche Herr Johann v. Sieberer vollständig aus eigenen Mitteln in
Innsbruck ins Leben rief, bestimmte Altarbild, von dem talentvollen Wiener Maler Hans
Zatzka geschaffen, ist bereits an
Ort und Stelle eingetroffen".
13. Juli: Der Gemeinderat befaßt
sich u. a. mit einem „Promemoria der städtischen Volksschullehrer betreffs Aufbesserung ihrer
Bezüge bzw. Quinquennalzahlungen". Ein Komitee, das sich
mit dem „Studium" der Beleuchtungsfrage Innsbrucks befassen
soll, wird gewählt, weiters über
die in Errichtung befindliche
Stollenfassung der Mühlauer
Quellen berichtet.