Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.2

- S.36

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750 Jahre Innsbrucker Stadtarchiv
Bei Institutionen, deren Bestand
bis in die Zeit des Mittelalters zurückreicht, läßt sich vielfach
nicht das genaue Jahr ihrer Errichtung angeben, ihr Alter kann
daher nur im Hinblick auf den ältesten Nachweis ihrer Existenz ermittelt werden. Beim Innsbrucker Stadtarchtiv liegt ein solcher Fall vor. Sein Alter wird
durch das älteste Dokument fixiert, welches die Stadt Innsbruck
Von Stadtarchivdirektor Sen.-Rat
Univ.-Doz. Dr. Franz-Heinz Hye

tung eines eigenen Rathauses
notwendig erschien. So kam es
1358 mit Unterstützung durch
den damaligen Landesfürsten,
Markgraf Ludwig dem Brandenburger, zum Ankauf eines Bürgerhauses
am
Stadtplatz
(Herzog-Friedrich-Straße
21),
welches hierauf „ze ainem Rathaus", d.h. zum Haus des Stadtrates adaptiert worden ist, wobei
selbstverständlich auch das städtische Archiv Berücksichtigung
fand. Dieses verblieb nun dort bis
ca. 1900, als es in einige ParterreLokalitäten des ehemaligen Mitteltraktes des (neuen) Rathauses
an der Maria-Theresien-Straße
übersiedelt wurde, welches Objekt die Stadt 1897 vom Innsbrucker Großkaufmann und
Mäzen Leonhard Lang geschenkt
erhalten hatte.

als Empfängerin desselben ganz
bewußt in Verwahrung genommen oder „archiviert" hat. Dieses
Dokument ist die in der letzten
Nummer dieser Zeitung vorgestellte Stadtrechtsbestätigungsurkunde von 1239. Am Anfang
diente sicherlich nur eine bescheidene Truhe (lat. „area") als „ArNach Jahrzehnten musterhafter
chiv", welche in der Wohnung
Neuaufstellung und Ordnung
des jeweiligen Stadtrichters verdurch Kaspar Schwarz (im Archiv
wahrt worden ist. Zugang dazu
tätig 1907—1922, gest. 1937) und
hatten wohl nur die Mitglieder
Ludwig Petrowitsch (im Archiv
des seit 1315 nachweisbaren
tätig 1924—1935, gest. 1935)
Stadtrates sowie der Stadtschreimußte das Archiv dann im Deber, dessen Amt uns in Innsbruck
zember 1944 den finstersten Tag
erstmals 1337 begegnet.
seiner Geschichte erleben, als die
Für die zeitliche Abfolge gerade- Brand- und Löschwasser-Folgen
zu typisch ist der Umstand, daß eines Bombentreffers am 16. Derund 20 Jahre später der Verwal- zember rund 800 Urkunden und
tungsaufwand der Stadt bereits zahlreiche weitere Handschriften
derartige Dimensionen ange- des leider nicht in Sicherheit genommen hat, daß die Einrich- brachten Archives vernichteten;

Das Stadtarchiv-Gebäude in der Badgasse.

glücklicherweise helfen uns die
von L. Petrowitsch in sechs Bänden verfaßten
ausführlichen
Urkunden-Regesten zumindest
hinsichtlich ihres Sachinhaltes einigermaßen über den Verlust der
Original-Urkunden hinweg.
Die noch immer respektablen Archivbestände, die im Dezember
1944 noch gerettet werden konnten — hiebei haben sich besonders Wilhelm Eppacher und Mitarbeiter des Ferdinandeums verdient gemacht — erhielten nach
über 20jähriger Notunterkunft
endlich in dem (1963) aufgelassenen städtischen Volksbad Nr. 3 in
der Badgasse eine neue Heimstätte, wobei die hiefür erforderlichen Adaptierungsmaßnahmen,
im Frühjar 1964 begonnen und
unter der Leitung der ebenso jungen wie engagierten Frau Dr. Monika Neuhauser-Fritz durchgeführt worden sind.

In den 25 Jahren seither konnte
das Stadtarchiv zu den noch erhaltenen 1.408 immerhin noch 67
Urkunden neu hinzu erwerben.
In der Hauptsache aber bezogen
sich die Neuerwerbungen auf die
graphische Sammlung (Stadtansichten etc., Porträts, Plakate,
Ansichtskarten etc.) auf das Fotound Diapositiv-Archiv, auf Flugzettel, Karten und Pläne sowie
auf die Bibliothek etc. Entscheidendes Kriterium für diese Ankäufe war und ist stets der
Wunsch nach einer möglichst geschlossenen Dokumentation der
Stadtentwicklung, womit die Absicht Hand in Hand geht, mit diesen Beständen ein Historisches
Museum der Stadt Innsbruck
aufzubauen. Über alle diese Tätigkeiten, wozu auch die bereits
1950 von Karl Schadelbauer initiierten „Veröffentlichungen" und
die Anbringung von Hinweistafeln an Gebäuden der Stadt gehören, informiert die neue Ausstellung im Stadtarchiv, welche hier
seit 26. Jänner bis 24. Mai d. J. gezeigt wird.

1889 VOR HUNDERT JAHREN
21. Februar: Die Gründung eines
„Kranken- und UnterstützungsVereines für die der AmtsdienerKategorie angehörenden Personen in Innsbruck und Umgebung" wird im Boten für Tirol
verlautbart.
23. Februar: Im Anzeigenteil des

Boten ist folgende Bekanntmachung zu lesen: „Die gefertigte
Direktion beehrt sich öffentlich
bekannt zu geben, daß heuer mit
der Sammlung von freiwilligen
Beiträgen für den städtischen Armenfond am 1. März begonnen,
und daß diese Sammlung in der
bisher üblichen Weise durchgeführt werden wird. Die Armendirektion."
28. Februar: Die Generaldirektion der österreichischen Staatsbahnen will „zur Erleichterung
des Personenverkehrs und mit
Rücksicht auf die Bequemlichkeit der Fremden" am Margarethenplatz (= Bozner Platz) eine
Kartenausgabestelle mit Informationsbüro eröffnen, „wobei
besonders die ausländischen Relationen und der Rundreiseverkehr im Auge behalten sind."
2. März: Nachdem der Innsbrucker Gemeinderat auf das seinerzeit gestellte Ansinnen, von
der Lokalbahn-Gesellschaft für
die Straßenbenützung durch die
Haller Lokalbahn 10 Jahre lang
jeweils 500 Gulden zu fordern,
verzichtet hat, läßt er nun auch
die Bedingung, daß Innsbruck
der Sitz des Unternehmens sein
müsse, „mit Rücksicht auf Hall"
(Foto: Margarete Hye-Weinhart) fallen.