Innsbrucker Stadtnachrichten

Jg.1989

/ Nr.2

- S.18

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Die IX. Olympischen Wii erspiele gingen mit vielen Superlativen in die Olympia-Geschichte ein

Innsbrui k 196a
i

auc
Die IX. Olympischen Winterspiele
vom 29. Jänner bis 9. Februar in
Innsbruck und Umgebung brachten Superlative in mehrfacher Hinsicht. Fast eine Million Zuschauer
an den Wettkampfstätten (so viele
hatte es zuvor noch nie gegeben);
ein Sportprogramm, das so breit
war wie nie zuvor, und ein Winter,
der wie ein Schotte mit Schnee geizte und die Organisation auf das Äußerste forderte.
So hatten es sich die Verantwortlichen wahrscheinlich nicht vorgestellt, als sie 1959 vom IOCKongreß in München freudestrahlend den Zuschlag der Bewerbung
nach Hause brachten (schon 1955
in Paris war Innsbruck dem Konkurrenten Squaw Valley für die
Spiele 1960 nur mit zwei Stimmen
Die Pisten waren unter noch nie dagewesenem Aufwand längst präpariert, die Organisation bis ins kleinste vorbereitet,
als am 29. Jänner 1964 die teilnehmenden Mannschaften (hier: die Österreicher) unter dem Jubel von 60.000 Zuschau-Unterschied unterlegen).
em TUT Eröffnung der IX. Winterspiele ins Bergiselstadion einzogen.
(Foto: Frischauf)Das alles war vergessen, als Bundespräsident Schärf in dem mit fast
60.000 Sportbegeisterten gefüllten
Oval des Bergiselstadions (Bild
Technikundbeinha^
ganz links) am 29. Jänner 1964 die
Spiele eröffnete. Zu dem Zeitpunkt
war die Organisation schon „gelaufen", regierte nurmehr der Sport.
Und wie: Noch nie zuvor waren bei
Winterspielen so viele — genau
1.332 Sportler aus 36 Nationen (daAls künstliche Schneerzeugung isel, in der Axamer Lizum und um trugen 38 Soldaten und 6 Facharvon nur 225 Frauen) — zum Kampf
noch keineswegs so selbstver- Seefeld aufgebracht. Dazu muß- beiter den Schnee in Körben über
um die Medaillen angetreten. Dazu
ständlich war wie heute, machte ten noch 200.000 Liter Wasser zu den Gschwandkopfhang . . .
das Ausbleiben des Schnees aus- den Pisten befördert werden. Insgerechnet den Olympiawinter den gesamt eine (organisatorische wie
Verantwortlichen
allergrößtes technische) Meisterleistung, die
Kopfzerbrechen. Es war eine Her- auch IOC-Präsident Avery Brunausforderung: Die 6 Allrad-Lkw dage würdigte: „Die Innsbrucker
und 22 Unimogs für Schneeräu- Spiele haben bewiesen, was der
mung wurden kurzerhand zu menschliche Wille zu leisten imSchneezubringern
umfunktio- stande ist."
niert (Bild), die über Waldwege In nüchternen Zahlen: Rund
und Forststraßen zum Teil aben- 2.500 Soldaten des Bundesheeres
teuerlich und bei manchen Fahr- waren während der Spiele im Einten über 800 Höhenmeter die satz. Schon zwischen dem 10. und
Transporte besorgten. Mit Blech- 31. Jänner hatten hunderte Prärinnen wurde der Schnee sodann senzdiener, aber auch Polizisten,
dorthin dirigiert, wo man ihn Feuerwehrleute und Private
brauchte, und an Ort und Stelle 72.000 harte Stunden für die Pivon Soldaten des Bundesheeres stenpräparierung gearbeitet. 35
nach der Anleitung erfahrener Pi- Lkw und drei Geländefahrzeuge
stenbauer festgetreten.
holten den Schnee aus dem
Nicht weniger als 25.000 Kubik- Gschnitztal, wo man ihn mit
meter Schnee wurden auf solche Schneepflügen auf ebenen WieWeise aus dem Gschnitztal geholt sen zusammenschob. Zur Präpa- Großartig der Einsatz der Männer des Bundesheeres bei der Präparierungsund am Patscherkofel, am Berg- rierung der Schanze in Seefeld arbeit — hier auf der Abfahrtsstrecke vom Patscherkofek Vom Start bis
zum Ziel wurde ein 15 bis 20 cm dicker Schneeteppich gelegt! Der Schnee
wurde im Gschnitztal gesammelt und mit Lkw"s nach Innsbruck gefahren.

Die ganze Welt staunte, als am grünen
Patscherkofel eine weiße Piste entstand

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„25 JAHRE OLYMPIASTADT INNSBRUCK" — Innsbrucker Stadtnachrichten, Jahrgang 1989, Nr. 2

größte Programm,
widrigste Wetter . . .
kamen 708 Betreuer und „Offizielle".
Von den Wettkampf statten berichteten hunderte Journalisten in alle Welt.
Die IX. Olympischen Winterspiele
wurden zum Erfolg — nicht nur für
Innsbruck, auch für die beteiligten
Gemeinden und für ganz Tirol. Das
Land war international im Gespräch. Die Landeshauptstadt war 75. Mio. Prospekte, auch dieses offies auch. Doch solcher Ruhm dauert zielle Olympia-Plakat, gingen vor
nicht ewig . . .
1964 in alle Welt.

Mit dem Flugzeug kam das olympische Feuer 1964 nach Wien — dann auf
zwei Routen per Pkw nach Tirol (daher die zwei Grubenlampen!). Links
Olympia-Bürgermeister Dr. Alois Lugger; am Rednerpult der verdienstvolle Generalsekretär der Spiele 1964, Prof. Fried! Wolfgang; rechts Alt-StR.
Komm. -Rat Toni Fritz (mit der zweiten Lampe). Die Spiele brachten auch
finanziell keine Enttäuschung: Mit 33,2 Millionen Schilling erlösten die Eintrittskarten um 60 Prozent mehr als veranschlagt; der (gedeckte) Abgang
betrug 25 Millionen Schilling.
(Foto: Frischauf) Nur dabeisein ist doch nicht alles: Medaillen zählen!

(Foto: Frischauf)

Überraschende
Olympiasieger
"64 in Innsbruck
Unerwartetes Herren-Abfahrtsgold für Egon Zimmermann,
der dafür im Riesenslalom, seiner Spezialdisziplin, stürzte:
Hier gab es Gold für Francois
Bonlieu, Silber für Karl
Schranz. Slalom: Gold für Pepi
Stiegler. In der Damenabfahrt
gewann Österreich drei Medaillen, Christi Haas die begehrte
„Goldene". Den Riesenslalom
gewann die Französin Marielle
Goitschel vor ihrer Schwester
Christine, den Spezialslalom
Christine vor Marielle.
Eine Goldmedaille für Österreich gab es im Rodeln (HerrenDoppel)
Im Eisschnellauf gewann die erfolgreichste Teilnehmerin der
Spiele, die Russin Skoblikowa,
vier Goldmedaillen (über 500,
1000, 1500 und 3000 m): Schon
zuvor in Squaw Valley hatte sie
zwei errungen.

Dies alles spielte skh vor einem Vierteljahrhundert ab: Glanzvoller Schlußpunkt der ersten Olympischen Winterspiele am
9. Februar 1964 im Olympia-Eisstadion. Damals war noch nicht abzusehen, daß der Abschiedswunsch ,^4uf Wiedersehen
in Innsbruck" zwölf Jahre später Wirklichkeit werden würde . . .
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(Foto: Frischauf)
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